Beizen

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Beize und Pickel

Die Beize und der Pickel dienen dazu, die Fasern des Gewebes für die Gerbung, bzw. die Aufnahme der Gerbstoffe, aufnahmefähiger zu machen.


Beize

Bei der Beize werden Enzyme (Extrakte aus Bauchspeicheldrüsen in Verbindung mit Ammonsalzen und Sägemehl) in die Haut eingebracht, die diese geschmeidiger und weicher werden lassen. Insofern verfolgt das Beizen genau umgekehrte Ziele wie die Konservierung. Je weicher das Leder später werden soll, desto länger wird die Beize durchgeführt.

Bevor industriell hergestellte Wirkstoffe verfügbar waren, kamen hier z. B. Vogel- und Hundekot zum Einsatz; auch eine Beize mit Weizenkleie ist möglich. Pro Kilogramm Trockenmasse der Haut benutzt man dabei 250 Gramm Kleie sowie etwas Zucker. Mit 60 Grad Celsius warmem Wasser wird das Ganze zu einem dicken Brei verrührt, der anschließend einige Tage zur Gärung warm gelagert wird. Danach ist die Kleie wie ein Hefeteig aufgegangen, und die Haut kann darin eingebracht werden, wobei sie vollständig vom Brei bedeckt sein und mehrere (drei bis fünf) Tage lang bei 40 Grad Celsius gehalten werden muss. Die Beize ist beendet, wenn die Haut an die Oberfläche des Bades aufsteigt. Durch die Gärungsgase haben sich in ihr kleine Hohlräume gebildet, die später den Gerbstoff aufnehmen sollen.

In Gegenden, wo genug Menschenurin gesammelt werden konnte, wurde Urin statt Vogel- und Hundekot zum Einsatz. Urin spielte in der Geschichte der Lederherstellung eine wichtige Rolle. Die natürlichen Enzyme und Ammoniak im Urin trugen dazu bei, das Leder zu erweichen und die Fasern aufzubrechen. Dies ermöglichte es den Gerbern, das Leder besser für den eigentlichen Gerbungsprozess vorzubereiten. Beim Einweichen wurde das Leder in eine Mischung aus Urin, Wasser und anderen Substanzen wie Salz eingetaucht. In der Vergangenheit war Urin eine wertvolle Ressource für die Lederherstellung. In einigen Kulturen wurden spezielle Sammelstellen für Urin eingerichtet, um ausreichende Mengen zu sammeln. Die Sammler hatten oft einen besonderen Status, da ihr Beitrag für die Lederindustrie von großer Bedeutung war.

Mit der Entwicklung der Chemie im 18. und 19. Jahrhundert wurden alternative Methoden und chemische Substanzen eingeführt, die effizienter und reproduzierbarer waren als Urin, Hunde- oder Vogelkot. Dies führte zu einem Rückgang der Verwendung von Urin in der Lederherstellung. Heutzutage werden solche Stoffe in der Lederherstellung nicht mehr verwendet.


Pickel

Der Pickel z. B. mit Ameisensäure, Salzsäure, Essig- oder Milchsäure stellt die Haut auf einen sauren pH-Wert ein, um insbesondere die Chromgerbung zu vereinfachen.

Häute von kleineren Tieren wie Ziegen und Schafe werden i. d. R. schon nach dem Pickel nach Qualitäten sortiert.

Alte Gerber wissen zu berichten, dass die Gerber vor langer Zeit den pH-Wert des Pickel-Leders durch das Beißen auf ein Stück Haut prüften, was mit der Zeit die Vorderzähne anlöste. Viele Gerber taten sich trotzdem erst schwer, ph-Prüfpapier oder flüssigen Indikatoren zu trauen, die sich dann aber doch durchsetzten.


Die Empfehlung, wenn man Rohhaut im geringen Umfang selber pickeln möchte

  • Die Rohhaut 12 Stunden in eine Mischung aus 200 ml Alkoholessig und 10 Liter Wasser legen. Bei größeren Häuten oder Häuten mit Haaren die Menge entsprechend erhöhen.
  • Herausnehmen und abtropfen lassen.



Film über die Lederherstellung

Filme über die Lederherstellung in der Gerberei


Stationen der Lederherstellung
Lagern - Weichen - Äscher - Entfleischen - Spalten - Beizen - Gerbung - Neutralisieren - Abwelken - Sortieren - Falzen - Durchfärbung - Fettung - Nachgerbung - Trocknen - Zurichtung - Stollen - Endkontrolle


Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung - Fettgerbung - Synthetische Gerbung


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