Konservierung durch Trocknung, Salzen oder Einfrieren

Aus www.leder-info.de - Das Lederlexikon
(Weitergeleitet von Einfrieren)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Leder-Info-Logo-05.jpg


Die Hautkonservierung durch Trocknung, Salzen oder Einfrieren

Wenn eine frisch abgezogene Tierhaut nicht gleich in der Gerberei weiterverarbeitet werden kann, muss sie gelagert und konserviert werden, um den Eintritt des Verwesungsprozesses zu verhindern. Dieses muss schnell geschehen, weil selbst unter unverdächtigen Bedingungen ein unkontrollierbares Bakterienwachstum schon nach ca. 2 Stunden im Anschluss an die Schlachtung erfolgen kann. Bei warmen Bedingungen ist noch mehr Eile geboten. Der bakterielle Befall führt zu Zerstörung der Haut (Fäulnis) und damit zur Unverwertbarkeit von Pelz oder Leder. Optimal ist eine Zwischenlagerung bei 4 – 7°C. Auch das Aufhängen, um das Blut abtropfen zu lassen, ist wichtig.

Ca. 30% der frisch abgezogenen Häute werden direkt verarbeitet und von den verbleibenden 70% wird der Hauptteil mit Salz konserviert. Dies ist nur eine grobe Schätzung und die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern und auf den verschiedenen Kontinten sind erheblich.


Einsalzen durch Trockensalzstreukonservierung und Nasssalzung

Die Salzkonservierung bewirkt in erster Linie wieder eine Entwässerung der Haut. Diese Möglichkeit der Entwässerung der Haut durch Natriumchlorid (Kochsalz) beruht auf dem Bestreben aller leicht löslichen festen Salze, sich in Gegenwart von Wasser aufzulösen bzw. aller gesättigten oder konzentrierten Salzlösungen, sich in Gegenwart von Wasser zu verdünnen. Eine eigentlich bakterientötende Wirkung ist beim Kochsalz noch gering.

Das für die Salzkonservierung verwendete Salz (Steinsalz oder Siedesalz, chemisch: Natriumchlorid), und das gilt für alle Salzkonservierungsmethoden, soll immer frisch sein, denn ein Salz, das schon einmal zur Konservierung verwendet worden war, enthält zu viele Mikroorganismen und ergibt daher dann bei Wiederverwendung keine Gewähr für eine gute Konservierung. Das Konservierungssalz soll keine Verunreinigungen durch Eisenverbindungen haben. Ebenso dürfen nur ganz geringfügige Mengen von Kalzium- bzw. Magnesiumverbindungen als Verunreinigungen vorliegen.

Die Einsalzmethode ist kühlungsfrei, muss aber sehr gewissenhaft durchgeführt werden, um stellenweise Fäulnis auf der Haut zu vermeiden. Es muss ausreichend viel Salz auf die Haut aufgebracht werden, dass diese vollständig damit gesättigt wird und die Bakterienvermehrung in der Haut gestoppt wird. Daher muss die Rohware bei Großviehhäuten mit 40 - 50 % Salz bezogen auf das Hautgewicht gesalzen werden. Das ist mehr als ein Zentimeter Salzschicht auf der Fleischseite der Haut. Daher benötigt eine Haut mit 40 - 50 kg ca. 20 - 25 kg Salz.

Die Salzkonservierung kann durch Einstreuen der Haut mit festem Salz, der sogenannten Trockensalzstreukonservierung erfolgen, oder durch Behandeln der Haut mit Salzlösungen, der sogenannten Nasssalzung.


Salzkonserv.jpg

Hirngerbung-Salzen.jpg

Gesalzene Rohhaut im Lager und Rotwild-Fell im Eimer mit Salz vor der Hirngerbung.

 

Der Vorgang der Trockensalzstreukonservierung: Dazu wird die zu konservierende Haut mit der Fleischseite nach oben auf eine schräge Unterlage gelegt, damit die sich durch den Wasserentzug bildende Salzlake leicht abfließen kann, und mit Salz so eingestreut, dass die Fleischseite vollständig bedeckt ist. Bei Kalbfellen und Kleintierfellen (Ziegen- und Schaffelle) wird eine Menge von 45 - 50 % Salz auf das Hautgewicht bezogen. Die höhere Menge an Salz bei Kalbfellen und Kleintierfellen wird deswegen angewendet, da dieses Hautmaterial wasserreicher ist.


Der Vorgang der Nasssalzung: Bei diesem Verfahren werden die sorgfältig auf Narben- und Fleischseite gereinigten Häute in Gruben, Haspeln oder im Fass mit gesättigter Kochsalzlösung mindestens 24 Stunden behandelt. Danach nimmt man sie heraus, lässt sie abtropfen, salzt mit frischem Salz nach und bündelt sie. Die Nasssalzung findet bis heute nur außerhalb Europas Anwendung.

Eingesalzene Häute sind bis zu einem Jahr haltbar und sind resistent gegen Temperaturschwankungen. Sie müssen jedoch nach dem Trocknen auf bestimmte Weise gelagert werden. Hautstellen dürfen sich beispielsweise nicht berühren oder aufeinander aufliegen. Außerdem sind gesalzene Häute eine beliebte Speise für Schadnager wie wilde Mäuse und Ratten. Zu vermeiden ist schließlich noch, die Häute in zu feuchter Luft zu lagern - sie werden dann schnell Brutstätte von Insekten, die darauf ihre Eier ablegen. Vorschriftsgemäß gelegt und gestapelt, können ca. 40 Häute auf einer Palette zwischengelagert werden. Der Prozess des Einsalzens wird per Hand, aber auch maschinell durchgeführt.

Die Nasssalzung spielt auch bei Ziegen- und Schafsleder rund bei Schafs- und Lammfellen eine Rolle. Durch regionale traditionelle Feiern gibt es saisonale Spitzen der Schlachtung und um die durch die Schlachtung angefallenen Felle zeitlich nach Bedarf zu verteilen, wird die Nasssalzung der Felle zur Zwischenlagerung vorgenommen.


Rohhaut-gesalzen-02.jpg

Rohhaut-gesalzen-01.jpg

gesalzene Rohhaut in der Gerberei.

 

Aus steuerlichen Gründen muss das Salz vergällt, d. h. für den menschlichen Gebrauch ungenießbar gemacht worden sein. Als Vergällungsmittel für Hautkonservierungssalz kommen nur solche Stoffe in Betracht, die an der Haut keinerlei Veränderungen verursachen, die nachteilig für die Verarbeitung des Hautmaterials zu Leder wirken können. So wird heute als Vergällungsmittel Soda (chemisch: Natriumcarbonat) in einer Menge von 2 - 3 % auf Salzgewicht zugesetzt. Als Vergällungsmittel ist in der Bundesrepublik Deutschland auch ein Zusatz von 0,25 % Naphtalin, bezogen auf Salzgewicht, für sich allein zugelassen.

Für die Kalbfellkonservierung, aber auch für die Konservierung von Großviehhäuten, empfiehlt es sich, 1 % Naphtalin, bezogen auf Salzgewicht, neben Soda noch dem Salz zuzusetzen. Petroleum, früher hauptsächlich empfohlen, ist als Vergällungsmittel nicht geeignet, da es auf der Haut und später auf dem Leder Flecken geben kann; es wird aber mancherorts noch als Vergällungsmittel zusätzlich zu Soda eingesetzt. Das Konservierungssalz soll eine bestimmte Korngröße haben: Zu grobkörniges Konservierungssalz, wie es oft an USA-Häuten zu bemerken ist, gibt vor allem während des Lagerns der Häute auf Stapeln in den ersten drei Wochen Eindrücke in die Narbenseite der Haut, die bis zum fertigen Leder nicht mehr zu beseitigen sind und der Narbenoberfläche am fertigen Leder ein fehlerhaftes Aussehen geben.

Vor der Weiterverarbeitung der Häute in der Gerberei müssen diese wieder entsalzen werden. Dazu werden die Häute, die Salz auf den Oberflächen haben, durch käfigartige rotierende Gittergebilde transportiert. Durch die Rotation geraten die Häute in Bewegung und überschüssiges Salz fällt durch die Gitterstäbe. Das in Flüssigkeit gelöste Salz der Haut wird ausgespült.


Die Empfehlung, wenn man Rohhaut im geringen Umfang selber mit Trockensalz konservieren möchte

  • Möglichst schnell arbeiten, bevor die Rohhaut anfängt zu verwesen.
  • Die Rohhaut mit dem Fell nach unten auf ein ausreichend großes, leicht geneigtes Brett ledern. Die Neigung hilft, dass Wasser ablaufen kann.
  • Die Fleischseite mit einer dicken Schicht (ca. 1/2 Zentimeter) feinem Salz abdecken.
  • Durch das Salz wässert die Haut aus. Ca. 2 Tage auswässern lassen.
  • Danach zusammenrollen und kühl lagern. So kann die Haut mehrere Monate bis zur Gerbung konserviert werden.



Die Hautkonservierung durch Einfrieren - Kühlung

Das Einfrieren gilt als unkomplizierteste Methode. Die frischen Häute werden in Plastik verpackt und in den Kühlräumen zwischengelagert. Außer der notwendigen Energiekosten der Kühlung hat diese Methode nur Vorteile. Der Zersetzungsvorgang wird sofort gestoppt, die Haltbarkeit der eingelagerten Rohware ist unbegrenzt und bei Bedarf können die Häute sofort - wie gerade abgezogen - verarbeitet werden.

Die Kühlung erfolgt in der Regel unmittelbar nach der Schlachtung, da die Rohhaut schnell gekühlt werden muss. Die Kühlung erfolgt normalerweise bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, oft zwischen 0 °C und 4 °C. Die genaue Dauer der Zwischenlagerung und die Temperaturen können je nach den spezifischen Anforderungen der Lederhersteller und der Lieferkette variieren. In der Regel werden Rohhäute jedoch für einen Zeitraum von mehreren Stunden bis zu einigen Tagen gekühlt.

Vor allem in Europa spielt inzwischen die Frischhautverarbeitung von Rohhäuten eine wichtigere Rolle. Die Rohhäute unmittelbar nach dem Schlachten gekühlt und so in Kühlwagen zu den Gerbereien transportiert, um dort nach wenigen Stunden weiterverarbeitet zu werden. Der Vorteil gegenüber der Salzkonservierung ist die Vermeidung des Salzabwassers. Bei der kurzen Kühlzeit bleiben Energiekosten im akzeptablen Rahmen.


Rohhaut-gekuelt-02.jpg

Rohhaut-gekuelt-01.jpg

Gekühlte Rohhaut.

 

Die Hautkonservierung durch Trocknung

Das einfachste und älteste Konservierungsverfahren ist das Trocknen. Dabei wird die Haut so in der freien, trockenen Luft aufgespannt, dass diese das Werkstück von allen Seiten umströmen kann. Dabei wird den Fellen die für die Entwicklung von Mikroorganismen erforderliche Feuchtigkeit entzogen. Die Felle sollten rasch, aber auf keinen Fall bei zu hohen Temperaturen (nicht über 30° C) und auf keinen Fall in praller Sonne oder direkt neben einem Heizkörper auftrocknen, da dies zu irreversibler Schädigung (Verleimung) des Hautkollagens führt! Getrocknete Leder sind hart.

Die Haut darf während des Trocknens nicht wieder der Feuchtigkeit ausgesetzt werden (etwa durch plötzlichen Regen). Ansonsten wird der Zersetzungsprozess eingeleitet, die Haut beginnt zu faulen, und Insekten werden angelockt. Da der Arbeitsaufwand der Trocknung groß ist, wird dieser Vorgang eher von kleineren Betrieben in wärmeren Klimazonen genutzt. Die Trocknung wird durch eine vorherige Entfleischung beschleunigt und sorgt für eine bessere Hautqualität. Der Vorteil der Trocknung ist eine sehr lange Lagerzeit bis zur Weiterverarbeitung.


Rochenleder-getrocknet-01.jpg

Getrocknetes Rochenleder.

 

Der Einsatz von Konservierungsmitteln in der Lederproduktion

Vollstufige Gerbereien verarbeiten Leder von der Rohhaut bis zur fertigen Lederhaut zur Weiterverarbeitung zum Lederobjekt. Häufig werden die Arbeitsschritte zur Lederherstellung aber auf verschiedene Betriebe aufgeteilt. Zum Teil führt das zu langen Transportwegen oder Lagerzeiten der Halbfabrikate. Aber auch fertige Leder oder Lederwaren werden um die halbe Welt geschifft. Ein großes Problem des Transport solcher Waren durch verschiedene Klimazonen ist der Schimmelbefall.

Um diesen zu verhindern, werden Biozide verwendet, deren Anwendung über die Biozid-Verordnung (EG 528/2012) geregelt ist. Biozide sind wie Pestizide Gifte, die das Wachstum bestimmter Organismen verhindern soll. Das Ziel der Biozid-Verordnung ist es, zu hohe Konzentrationen dieser Stoffe zum Schutz der Endverbraucher zu vermeiden. Eingesetzte Lederkonservierungsmittel sind TCMTB (CAS-Nr. 21564-17-0), CMK (CAS-Nr. 59-50-7), OPP (CAS-Nr. 920-43-7) oder OIT (CAS-Nr. 26530-29-1).

Selbst bei maximaler Konzentration der Konservierungsmittel kommt es immer wieder zum Schimmelbefall auf Leder und oft wird es dadurch unwiederbringlich zerstört. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass der beste Schutz nur bei optimaler Verpackung/Luftzirkulation, Temperatur und Luftfeuchtigkeit gewährleistet ist. Auch der Zeitraum der Lagerung ist ein wichtiger Faktor. Optimal sind Leder die vollstufig (von Anfang bis Ende) im nationalen Territorium produziert werden. Das mindert das Risiko von Schimmel und den Mengeneinsatz von Konservierungsmitteln.


Schimmel-Tasche-Kontainer-01.jpg

Schimmel-Jacke-Schweinsleder-Kontainer-01.jpg

Beim Containertransport verschimmelte Lederobjekte.

 

Weitere Informationen


Film über die Lederherstellung

Filme über die Lederherstellung in der Gerberei


Stationen der Lederherstellung
Lagern - Weichen - Äscher - Entfleischen - Spalten - Beizen - Gerbung - Neutralisieren - Abwelken - Sortieren - Falzen - Durchfärbung - Fettung - Nachgerbung - Trocknen - Zurichtung - Stollen - Endkontrolle


Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung - Fettgerbung - Synthetische Gerbung


Lederzentrum-2016-08.jpg

WIR VERSTEHEN LEDER! - WWW.LEDERZENTRUM.DE