Semianilinleder: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 27. Dezember 2014, 17:40 Uhr

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Semianilinleder

Semianilinleder sind Leder, welche nur eine leichte Pigmentierung (Farbschicht) erhalten. Beim Semianilinleder darf das natürliche Narbenbild und die Haarporen durch die Pigmentierung nicht verdeckt, sondern nur leicht geschützt sein. Dabei ist aber zu beachten, dass je nach Arbeitsschritten in der Gerberei das Narbenbild mehr oder weniger gut zu erkennen ist. Zum Beispiel beeinträchtigt das Vakuumieren die Sichtbarkeit der Haarporen im Vergleich zur Hängetrocknung. Trotzdem ist es dann ein Semianilinleder. Die natürliche Narbung muss aber vollständig erhalten sein und darf nicht angeschliffen sein. Semianilinleder sind i. d. R. auch weich und warm und fühlen sich durch die weniger starkte Beschichtung sehr natürlich an.

Im Gegensatz zum Anilinleder, das ganz offenporig und sehr empfindlich ist, haben diese Leder einen besseren Schutz. Der Schutz ist aber längst nicht so stark wie bei pigmentierten Glattledern, wo die Pigmentschicht für einen starken Schutz sorgt.


Lederfärbung-03.jpg

Bei Semianilinledern ist die Zurichtung deutlich dünner als bei pigmentierten Glattledern

 

Der Gerber möchte durch die leichte Pigmentierung ein Leder mit einem warmen, weichen Griff erhalten, das zumindest einen leichten Schutz aufweist. Anilinleder haben wegen ihrer Offenporigkeit den schönsten Griff. Solche Leder fühlen sich am weichsten an. Ein ideales Leder wäre daher offenporig, aber unempfindlich wie ein pigmentiertes Glattleder. Das ist aber technisch nicht möglich. Selbst die beste Imprägnierung bietet langfristig nur bedingt ausreichend Schutz. Daher steuert der Gerber über die Pigmentschicht die Empfindlichkeit gegen Ausbleichen, Verschleiß und die Fleckenempfindlichkeit.


Moebel-Fettstelle-01.jpg Leder-Ausbleichungen-01.jpg Leder-Verschleiss-01.jpg

Semianilinleder sind unempfindlicher als Anilinleder, aber bleichen schneller aus und sind empfindlicher gegen Fettstellen und Abrieb als pigmentierte Glattleder


Semianilinleder tauchen zumeist bei Möbeln, Jacken und Taschen auf. Im Möbelbereich wird auch vom "Nappaleder leicht pigmentiert" gesprochen. Bei Haushalten ohne Kinder und Haustieren sind Möbel mit Semianilinleder sicherlich eine denkbare Variante. Die typischen Veränderungen treten erst nach Jahren auf und können bei regelmäßiger Pflege oder bei rechtzeitiger Hilfenahme eines Fachbetriebes auch rausgezögert oder repariert werden. Da Fahrzeugleder besonders stark strapaziert werden, sind sie zumeist stark pigmentiert.

Da Semianilinleder qualitativ über pigmentierten Ledern stehen, werden im Möbelbereich Leder häufig als "Semianilinleder" bezeichnet, obwohl sie eher ein pigmentiertes Leder sind. Damit soll eine bessere Qualität suggeriert werden. Leider gibt es keine festen Grenzwerte, so dass die Bezeichnung immer kritisch begutachtet werden sollte. Ist ein Leder einfarbig und fühlt sich eher kalt oder beschichtet an, ist der Begriff "Semianilinleder" eher nicht die richtige Beschreibung dieser Lederart.


Semianilin.jpg Semianilin-01.jpg

Bild 1: Ein Beispiel für die Oberfläche von Semianilinleder - Bild 2: Möbel mit Semianilinleder

 

Semianilinleder sind empfindlicher als pigmentierte Leder und daher selten in Fahrzeugen anzutreffen, wo die Leder meist pflegeleicht gewünscht werden, aber dafür auch selten weich und warm sind.


Wiesmann Roadster-001.jpg Ferrari-FF-Semianilin-02.jpg

Wiesmann-Roadster und Ferrari FF

 

Der VW-Touareg in der Individualausstattung ist ein Mix aus pigmentiertem und Semianilinleder.


Touareg-rotbraun-70-Tsd-2014-05-01.jpg Touareg-rotbraun-70-Tsd-2014-05-02.jpg

Nach 70 Tsd. auf dem Tacho noch sehr schöner Zustand, weil gut gepflegt.

 

VW-Tourareg-Individualleder-Fleck-01.jpg VW-Tourareg-Individualleder-Fleck-02.jpg

Semianilinleder sind sensibel: Bei falscher Pflege und Reinigung wird die Empfindlichkeit sichtbar.

 

Unterscheidungsmerkmale der Porensichtbarkeit

 

Anilin-Poren-01.jpg Anilin-Poren-02.jpg

Reines Anilinleder - Haarporen sind gut erkennbar und keine Farbschicht auf dem Leder

 

Semianilin-Poren-01.jpg E- Zwischenlager Fotoverzeichnis-Firma DATA2-FO Lederarten Semianilin Semianilin-Poren-01.jpg

Semianilinleder - Haarporen sind gut erkennbar, aber eine dünne Farbschicht auf dem Leder

 

Pigmentiert-01.jpg Pigmentiert-02.jpg

Haarporen sind kaum erkennbar, ein stärkere Farbschicht ist auf dem Leder. Hier kann nur ein Fachmann prüfen, ob es noch als "Semianilinleder" bezeichnet werden darf.

 

Pigmentiert-03.jpg Pigmentiert-04.jpg

Pigmentiertes Glattleder - Haarporen sind nicht mehr erkennbar, ein dicke Farbschicht ist auf dem Leder

 


Falschdeklarationen bei Semianilinleder

Da Semianilinleder als hochwertiger gelten als pigmentierte Glattleder, werden Semianilinleder nicht immer richtig deklariert. Es kommt vor, das dem Endkunden Semianilinleder angeboten werden, die aber eigentlich gar keine sind. Für Laien sind die verschiedenen Lederarten nicht unterscheidbar. Für Semianilinleder sind die Natürlichkeit und Weichheit kennzeichnend. Dazu gehört die Erkennbarkeit der Narbung und der Haarporen. Im Zweifel mit einer Digitalkamera mit Makrofunktion bei gutem Licht eine Aufnahme machen. Gezoomt kann man dann schon oft erkennen, ob Haarporen sichtbar sind.


Semianilin-nicht-korrekt-02.jpg Semianilin-nicht-korrekt-01.jpg

Semianilin-nicht-korrekt-03.jpg Semianilin-nicht-korrekt-04.jpg

Als Semianilinleder angebotene Leder, die aber eindeutig keine sind.

 


Da Poren auch geprägt werden können, ist die Erkennbarkeit der Poren alleine nicht ausschlaggebend. Nicht jedes oberflächengefärbte Leder, welches Haarporen erkennen lässt, ist auch automatisch ein Semianilinleder. Daher ist noch die Natürlichkeit und Weichheit des Leders ein Indiz. Im Zweifel muss aber ein Experte gefragt werden. Ein kaltes und plastikartiges Leder sollte man auf jeden Fall genauer anschauen.


Pigment-Velours-Textil-Poren-geprägt-03.jpg Pigment-Velours-Textil-Poren-geprägt-01.jpg

Beschichtetes und mit Haarporen geprägtes Spaltleder mit einer Textilkaschierung. Ganz sicher kein Semianilinleder.

 

Bycast 04 0107.jpg Chesterfield-PU-08.jpg

Auch kein Semianilin: PU-Leder sind mit einer Folie beschichtet. Das Porenbild ist in der Folie.

 

Stühle-Lefa-07.jpg Stühle-Lefa-05.jpg

Auch kein Semianilinleder: Eine Folie mit Porenbild auf einem wenig stabilem Faserverbund.

 



Weitere Informationen


Film über Lederarten


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