Möbelleder: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Rat bei Flecken und Schäden:''' Immer rechtzeitig um Rat bitten. Sobald Flecken, Trockenbrüche, Ausbleichungen oder andere Probleme auftreten möglichst bald eine Fachfirma um Rat bitten. Je länger man wartet desto schwieriger ist eine Reparatur. | '''Rat bei Flecken und Schäden:''' Immer rechtzeitig um Rat bitten. Sobald Flecken, Trockenbrüche, Ausbleichungen oder andere Probleme auftreten möglichst bald eine Fachfirma um Rat bitten. Je länger man wartet desto schwieriger ist eine Reparatur. | ||
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=== Offenporige Glattleder, Anilinleder === | === Offenporige Glattleder, Anilinleder === |
Version vom 29. September 2010, 19:53 Uhr
Laut Statistik sind ca. 30 bis 50% aller verkauften Polstermöbel mit Leder bezogen. Für eine große Möbelgarnitur können dabei 6 bis 7 Häute verarbeitet werden.
Grundsätzlich werden Rindsleder bei Polstermöbeln verarbeitet. Es gibt sehr seltene Ausnahmen, wo Schafsleder verarbeitet werden. Im "normalen" Möbelhaus wird man aber kein Schafsleder erhalten. Schafsledermöbel erhält man meist nur von Nieschenanbietern im Internet.
Es gibt kein einheitliches "Möbelleder", sondern es gibt sehr viele Lederarten, die auf Möbeln verarbeitet werden. Diese unterscheiden sich durch die Gerbverfahren, Herstellungs- und Färbverfahren und Preisklassen. Von hochwertigen Anilinledern bis zu beschichteten Spaltledern oder Kunstledern werden alle Materialien verarbeitet.
Um die verschiedenen Lederqualitäten besser zu verstehen, folgt hier die Empfehlung beim Kauf neuer Ledermöbel. Anhand dieser Information bekommt man einen Überblick über die verschiedenen Lederarten und die möglichen Vor- und Nachteile.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was man beim Neukauf von Ledermöbeln beachten sollte
- 1.1 Glattleder mit einer schützenden Farbschicht auf der Oberfläche
- 1.2 Offenporige Glattleder, Anilinleder
- 1.3 Rauleder wie Nubuk, Velour- oder Büffelleder (zwischen Rau- und Anilinleder)
- 1.4 PU-Leder/Bycast-Leder/Pull-Up-Leder
- 1.5 Beratung
- 1.6 Normen
- 1.7 Kaufort
- 1.8 Stärke des Leders
- 1.9 Pflege
- 1.10 Weitere Informationen im Web
Was man beim Neukauf von Ledermöbeln beachten sollte
Die häufigsten Lederarten, die im Möbelbereich verarbeitet werden, sind:
- Glattleder mit einer Farbschicht
Schon deutliche weniger häufiger sind folgende Lederarten:
- Nur durchgefärbte Anilinleder
- Rauleder wie Nubuk
- Büffelleder
- Antikleder
- Pull-Up-Leder (nicht mit PU-Ledern verwechseln!)
Immer häufiger sind auch "Bycast Leder", die auch "PU-Leder" genannt werden.
Glattleder mit einer schützenden Farbschicht auf der Oberfläche
Die am weitesten verbreiteten Leder im Möbelbereich sind die seidenmatten, oberflächengefärbten Glattleder. Es sind immer Rindsleder, die durch eine aufgesprühte Farbschicht eine schützende Oberfläche erhalten haben. Das Leder ist pflegleicht, leicht zu reinigen und Gebrauchsspuren lassen sich im Anfangsstadium leicht wieder farblich angleichen.
Die Farbschicht kann unterschiedlich dick sein. Ist die Farbschicht sehr dünn, wird das Leder als Semianilinleder bezeichnet. Dann ist es etwas empfindlicher als die stärker gefärbten Leder, aber es fühlt sich wärmer und weicher an. Sehr stark gefärbt und sind die Autoleder. Vergleicht man den Griff beider Lederarten, wird man meist das Möbelleder als schöner empfinden. Möbelleder sind aber auch stärker dem direkten Kontakt unterworfen und daher steht dieser Aspekt beim Kauf auch mehr im Vordergrund als bei einem Autoleder.
In den höheren Preisklassen ist die Narbe des Leders meist natürlich. In den unteren Preisklassen wird das Leder fast immer geprägt. Das führt zu weniger Verschnitt und auch "schlechtere" Häute können verarbeitet werden, weil Schäden durch Insekten, Krankheiten oder Verletzungen besser unter der Prägung versteckt werden können. Eine Prägung bedeutet aber nicht sofort ein "schlechteres" Leder. Es gibt auch qualitativ hochwertige geprägte Möbel- und Autoleder. Bei den "Sonderangeboten" muss man aber vorsichtig sein. Da werden häufig sehr schlechte Leder geprägt oder sogar Spaltleder geprägt oder mit Folien beklebt um die wie ein Narbenleder aussehen zu lassen. Das sind dann aber auch keine "Glattleder" mehr, werden meist aber nicht richtig deklariert
Bild 1 und 3: Typische oberflächengefärbte Ledermöbel - Bild 2: Durch die Schützende Farbschicht ist das Leder pflegeleichter.
Tendenziell sind dunklere Leder einfacher zu handhaben als hellere. Auf hellen Ledern sieht man Verschmutzungen schneller, Jeansabfärbungen kommen auch gelegentlich vor und Gebrauchsspuren fallen unangenehmer auf als bei dunklen Ledern. Wer z. B. Kinder und Haustiere hat, sollte eher dunkler wählen. Hellere Leder sind aber bei dieser Lederart nicht so schwierig, als dass man grundsätzlich abraten sollte.
Fettflecken und andere Flecken sind eher unproblematisch, da das Leder Flüssigkeiten nicht sofort aufsaugt. Ausbleichungen sind nicht so häufig, da die Farbschichten auf dem Leder i. d. R. davor schützen.
Fazit: Oberflächengefärbte Glatteder fühlen sich nicht ganz so weich und warm an wie Anilinleder, aber es sind robuste und pflegeleichte Leder. Je teurer diese Leder sind, desto hochwertiger sind diese dann i.d.R. auch. Je preiswerter diese Möbel sind, desto eher kann man ein kurzlebigeres Produkt erworben haben. Bei "Sonderangeboten" sollten Sie sich immer schriftlich im Kaufvertrag bestätigen lassen, dass man kein geprägtes Spaltleder oder ein folienbeschichtetes Spaltleder erworben haben. Die sind sehr anfällig und häufig kurzlebig.
Pflegeempfehlung: Oberflächengefärbte Glatteder sind leicht zu reinigen und zu pflegen. Es gibt Hersteller, die auf die Pflegenotwendigkeit hinweisen. Es gibt aber auch viele Hersteller, die ein gelegentliches, feuchtes Abwischen als ausreichend angeben. Das mag für den Zeitraum der gesetzlichen Gewährleistung von zwei Jahren auch zutreffen. Aber wer sein Leder nicht regelmäßig (alle 3-6 Monate zumindest im Kontaktbereich und im Bereich direkter Sonneneinstrahlung ist ausreichend) reinigt und pflegt, wird schneller Schäden haben und lebt auf einer unhygienischen Oberfläche.
Rat bei Flecken und Schäden: Immer rechtzeitig um Rat bitten. Sobald Flecken, Trockenbrüche, Ausbleichungen oder andere Probleme auftreten möglichst bald eine Fachfirma um Rat bitten. Je länger man wartet desto schwieriger ist eine Reparatur.
Offenporige Glattleder, Anilinleder
(ein auf dem Leder verriebener Wassertropfen zieht ein und dunkelt das Leder)
Anilinleder sind deutlich empfindlicher. Auch wenn sie laut Hersteller imprägniert sind, reibt sich diese Imprägnierung in den Kontaktflächen in kurzer Zeit ab, und das Leder wird fleckenempfindlich. Flecken ziehen ein und lassen sich nicht mehr abwischen. Reiniger, die solche Flecken problemlos entfernen, gibt es nicht. Diese Lederarten tendieren auch zu den schlecht zu entfernenden typischen Fettflecken im Kopf- oder Armlehnenbereich und sind meist UV-empfindlich. Bei Kindern und Haustieren, bei „Chips und Pommes“, bei direkter Sonneneinstrahlung und bei Haarkontakt ohne Kissen sollte man die Nutzung von Anilinledern vermeiden. Der Vorteil dieser Leder ist die Wärme beim Hautkontakt. Anilinleder fühlt sich nicht kalt an. Wenn man sich für ein Anilinleder entscheidet, sollte man auf jeden Fall eher ein dunkles Leder nehmen. Schwarz ist nicht nötig, aber dunkelbraun, dunkelgrün, dunkelblau oder dunkelrot sind vorzuziehen. Die UV-Empfindlichkeit bleibt aber bestehen.
Rauleder wie Nubuk, Velour- oder Büffelleder (zwischen Rau- und Anilinleder)
Diese offenen und angeschliffenen Leder sind meist am empfindlichsten. Flecken, Speckigwerden und Ausbleichungen sind typische Fragen. Wie bei Anilinleder ist die Reinigungs- und Nachfärbemöglichkeit nicht gegeben oder stark eingeschränkt.
PU-Leder/Bycast-Leder/Pull-Up-Leder
In den letzten Jahren werden immer mehr Leder mit der Bezeichnung "PU-Leder", "Bycast-Leder", "Sattelleder" oder "Pull-Up-Leder" verkauft. Diese Leder sind zum Teil PU-beschichtete Spaltleder oder Fettleder. Aufgrund der häufigen Reklamationen und Probleme nach kurzer Lebensdauer kann dieses Leder nicht empfohlen werden. Aufgrund der Beschichtung sind diese Leder auch wenig atmungsaktiv, und man schwitzt auf diesen Ledern. Im Gästebereich mit wenig Frequenz sind sie kein Problem, aber als Wohnzimmerleder im täglichen Gebrauch sind die Leder häufig ungeeignet.
Beratung
Häufig ist die Beratung beim Kauf dürftig. Die wenigsten Verkäufer von Ledermöbeln können die Lederarten und damit auftretenden Probleme gut unterscheiden. Mitschuldig sind die Hersteller, die alle Leder als unempfindlich bezeichnen und als Pflege nur „mit einem feuchten Tuch abwischen“ empfehlen. Dieser Wettlauf um das unempfindlichste Leder verursacht, dass alle Leder als problemlos angepriesen werden. In der Reklamationszeit ist das richtig, aber danach sind viele Kunden enttäuscht.
Ein Glattlederkunde kontaktiert uns im Schnitt nach 5 – 10 Jahren zum ersten Mal. Er ist, wenn überhaupt, nur etwas enttäuscht, und sein Problem ist i. d. R. leicht zu lösen (Produkte für unter 100 Euro).
Ein Anilinlederkunde meldet sich im Schnitt nach 3 – 6 Jahren an, ist eher enttäuscht, weil diese Leder eher teurer sind, und nicht immer ist eine kostengünstige Hilfe möglich. In ca. 30% aller Fälle (großflächige Ausbleichungen, Flecken) ist eine Fachbearbeitung mit entsprechenden Kosten notwendig. Nur bei dunklen Ledern ist die Quote positiver.
Ein Raulederkunde fragt bei uns i. d. R. vor dem 5. Jahr an und ist eher unglücklich; Hilfe ist nur bei leichten Verspeckungen möglich. Büffellederkunden rufen eher nach 5 – 10 Jahren an und sind nicht unzufrieden. Diese Leder werden aber fast nur in dunkel verkauft.
Ein Bycast-Leder-Kunde ("PU-Leder", "Bycast-Leder", "Sattelleder", "Sadle Leder" oder "Pull-Up-Leder") meldet sich i. d. R. schon nach 2 – 4 Jahren und hat ein unlösbares Problem oder ein nur mit hohem finanziellen Aufwand lösbares Problem.
Diese Statistik ist nur grob. Der Einzelfall hängt sehr von der Belastung des Leders ab. Wird das Leder ständig gebraucht? Steht es in der Sonne? Wird viel darauf gekleckert? Gibt es Kinder und Haustiere? Ist es hell oder dunkel? All diese individuellen Faktoren sollten bei der Auswahl mit berücksichtigt werden.
Die Gewährleistung beträgt in Deutschland zwei Jahre. Nach dieser Zeit werden die wenigsten Hersteller noch Hilfe bei Problemen leisten. Daher muss man vor dem Kauf gut überlegen, welche Wahl getroffen wird.
Normen
Die Normen für Möbelleder helfen leider auch nicht weiter. Die Normen für Möbelleder werden vom Verband der Hersteller festgelegt und sind nicht sehr streng. Ob UV-Empfindlichkeit, Fettempfindlichkeit oder Pflegeleichtigkeit. Gelegentlich erleben wir bei Kunden, dass die Prüfung das Leder als innerhalb der Norm bestätigt, der Kunde aber ohne eigenes Verschulden nach wenigen Jahren eine unansehnliche Garnitur hat.
Natürlich gibt es zahlreiche Reparaturprodukte und Reparaturbetriebe, die helfen und man muss sich bei Problemen auch rechtzeitig an einen Fachbetrieb wenden. Häufig melden sich Möbelbesitzer viel zu spät, und man hätte einige Jahre vorher noch leicht helfen können.
Es gibt einzelne, engagierte Möbelhäuser (meist Familienbetriebe), die sehr gute Kundendienste haben. Im Gegensatz zu den Bekleidungs- und Taschenherstellern (z.B. BREE) scheint es keinen Wettbewerb beim Kundendienst zu geben. Da Möbel nicht leicht verschickbar sind, scheuen die Hersteller die Kosten. Bei großen Möbelketten ist die Hilfe meist nicht so engagiert und die Kontakte sind häufig anonym.
Tendenziell gibt es aber Hersteller, die aufgrund ihrer Qualität oder Vorsicht bei der Lederauswahl herausragend sind. Z. B. sind die Möbel, die als „Long Life“-Leder von verschiedenen Anbietern verkauft werden, tendenziell unempfindlicher. Diese Kunden rufen uns eher später an und sind nicht unzufrieden. Diese Leder liegen meist in der mittleren Preisklasse.
Auch hochpreisige Möbel haben meist eine gute Qualität. Bei den teureren Anbietern fällt insbesondere DE SEDE auf. Die Preise sind extrem hoch, aber auch die Kundenzufriedenheit. Die Lederqualität ist im Vergleich zu anderen hochpreisigen Anbietern offensichtlich besonders gut.
Tendenziell sind Möbel aus billigsten Sonderangeboten eher kurzlebiger, aber Möbel von IKEA z. B. sehr gut. IKEA-Kunden sind meist sehr zufrieden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Kaufort
Wir empfehlen, Ledermöbel bei einem alteingesessenen Möbelhandel vor Ort zu kaufen. Dort haben Sie eher einen engagierten Kundendienst. Von Käufen weit weg vom Wohnort oder auf Messen würden wir abraten. Vorsichtig muss man bei Käufen aus dem Internet sein. Insbesondere wenn die Anschrift eher eine Handy-Nummer ist. Sie können sich nicht sicher sein, ob auf den Händler bei Problemen überhaupt noch zugegriffen werden kann. Meist sind die Preise im Internet sehr günstig, so das der Reiz zu kaufen hoch ist. Aber wir haben ständig Anfragen von Kunden mit Problemen nach einem Kauf über das Internet. Es fehlen die Ansprechpartner, die Lederarten sind anders als erwartet etc.
Stärke des Leders
Die Dicke des Leders hat neben der Elastizität der Unterpolsterung einen Einfluss auf die Bildung von Falten und Beulen (Sitzmulden). Bei dünneren Ledern entstehen eher Falten und Beulen in der Sitzmulde als bei dicken Ledern.
Viele Kunden gehen davon aus, dass ein dickeres Leder viel länger hält. Der Grund, warum ein Ledermöbel nicht mehr schön oder brauchbar ist, ist meist die Optik. Flecken, Abriebspuren, Verbleichungen, Trockenbrüche etc. machen ein Möbel unbrauchbar. Erst wenn die Optik schon lange nicht mehr vorhanden ist, reißt das Leder dann irgendwann ein. Ein dickeres Leder reißt zwar nicht so schnell ein wie ein dünneres, aber auch ein schäbig aussehendes Dickleder ist kein Vorteil. Wir hatten noch nie Anfragen, weil ein Leder zu leicht einreißt, weil es zu dünn ist. Rindsleder sind sehr reißfest. Nur Spaltleder reißen leichter ein. Bei Billigangeboten sollte man bei einer möglichen Wahl zwischen „Dick“ und „Dünn“ das dicke Leder wählen.
Pflege
Durch eine regelmäßige Pflege halten alle Lederarten länger und bleiben auch unempfindlicher. Da die Schäden aufgrund von Pflegemangel aber erst nach der Garantie- oder Gewährleistungszeit auftreten, wird häufig weder vom Hersteller oder Verkäufer darauf hingewiesen. Dies ist auf der einen Seite so, weil solche „Problemfragen“ beim Verkaufsgespräch lieber mit „Das Leder hier ist so gut, das braucht keine Pflege“ beantwortet werden. Andererseits ist häufig auch kein Wissen darüber vorhanden, welches Leder wie am besten gepflegt wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man wie bei anderen Materialien (Textilgarnituren) oder beim Autokauf keine hundertprozentige Garantie für eine problemlose Lebensdauer hat. Auch die teuerste Luxuslimousine kann wegen Elektrikproblemen ständig stehen bleiben, und der preiswerte Fiat kann 200 000 Kilometer problemlos fahren. Wenn man aber die oben aufgeführten Regeln beachtet, dann werden die möglichen Fehler eher vermieden.
Weitere Informationen im Web