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Version vom 26. Januar 2014, 15:47 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Die Reinigung von Ledern aus der Sicht des Lederzentrums
Das Lederzentrum ist ein Hersteller von Lederreinigungs-, Pflege- und Reparaturprodukten. Seit über 10 Jahren helfen wir Endkunden, Sattlern, Raumausstattern, Ledergeschäften, Fahrzeug- und Möbelanbietern bei allen Alltagsfragen rund um das Thema Leder. Bei inzwischen 30 000 Kunden beraten wir jährlich über fünftausend Kunden über unsere kostenlose Hotline oder online. Das Thema "Reinigung von Leder" spielt dabei eine zentrale Rolle und wird von den meisten auf den ersten Blick als "unproblematisch" unterschätzt.
Der Grund für eine Reinigung ist eine wie auch immer geartete Verschmutzung. Unter "Schmutz" wird in der Regel Staub und Dreck verstanden. Dazu kommen aber eingezogene Flecken, Verfärbungen durch Bekleidung, Reifenabdrücke auf KFZ-Ledern, Kugelschreiberstriche, Schimmel, Fett- und Speckstellen.
Bei den Einsatzbereichen der Leder gibt es fünf große Hauptgruppen. Wir unterscheiden die Auto-, Möbel-, Bekleidungs-, Taschen- und Schuhleder. Innerhalb dieser Einsatzbereiche werden die unterschiedlichsten Lederarten eingesetzt, wobei viele Lederarten in allen Bereichen auftauchen. Bei den Lederarten unterscheiden wir die gedeckten oder pigmentierten Glattleder, die offenporigen Anilinleder und die Rauleder.
Die Reinigung von Autopolsterledern
Im Fahrzeugbereich werden fast ausschließlich pigmentierte Glattlederarten verarbeitet. Diese zugerichteten Leder lassen sich leicht säubern. Die Anschmutzungen sind als "Grauschleier" sichtbar. Häufig sitzt der Schmutz in der Narbung. Zur Säuberung kommen eigentlich alle angebotenen Reiniger für pigmentierte Glattleder in Frage. Sitzt der Schmutz in der Tiefe der Narbung, ist eine weiche Bürste hilfreich. Häufig sind die Verschmutzungen von Verschleiß begleitet. Um das Leder in diesen absorbierenden Bereichen nicht zu stark zu nässen, sollte möglichst mit Schaum gearbeitet werden, der mit einem durch Reiniger angefeuchteten Schwamm ausgepresst wird. Damit vermeidet man, dass der Schmutz nur tiefer ins Leder eindringt. Sehr wichtig ist das bei Perforationen. Werden diese zu nass gereinigt, zieht die Feuchtigkeit ein und kann von hinten durch die Zurichtung wieder durchschlagen. Diese "Wasserränder" verschwinden dann auch nicht durch die Trocknung, sondern sind ohne fachgerechte Nachfärbungen oder Lederaustausch nicht mehr zu reparieren.
Seit ca. 5 Jahren gibt es eine neue Art von "Verschmutzung". Diese ist inzwischen weit verbreitet und taucht auch nur bei Ledern auf, die nicht älter als 5 bis 7 Jahre sind. Es handelt sich um Bekleidungsabfärbungen. Die Ursache, warum dieses Problem nur bei neueren Ledern auftaucht, ist bisher kaum untersucht. Bei Ledern, die älter als 10 Jahre sind, taucht dieses Problem nicht auf. Selbst mit starken Lederreinigern sind diese Verfärbungen durch Hosen, Jacken oder Gürtel nicht anlösbar. Die Farbstoffe ziehen in die Leder ein und sind nur mit entsprechenden Lösungsmitteln entfernbar. Immer häufiger sind auch die Abfärbungen durch Reifen, die auf den Rücksitzen transportiert werden. Selbst beim Transport in Plastiktüten tritt diese Phänomen auf. Diese Abfärbungen sind wie Tätowierungen und dringen häufig durch die Zurichtung bis ins Leder ein. Da helfen auch Lösungsmittelreiniger nicht weiter. Hier kann nur ein Fachbetrieb oder der Sattler helfen. Diese Verschmutzungen lassen sich nicht "reinigen".
Gelegentlich taucht Schimmel im Fahrzeug auf. Sei es, dass neue Fahrzeuge Wasserschäden erleiden oder nass verschlossen abgestellt werden, oder durch falsche Unterbringung von Sammlerfahrzeugen, die über z.T. sehr lange Zeiträume nicht gelüftet werden. Solange das Polstermaterial unter dem Leder nicht durch und durch "verschimmelt" ist, lässt sich das Leder mit verdünnter Essig-Essenz und Wasser leicht säubern und der Schimmel gleichzeitig abtöten. Nicht mehr zu reinigen sind Farbschäden. Häufig gehen Kunden davon aus, dass man Farbschäden mit geeigneten Pflege- oder Reinigungsprodukten lösen kann. Aber weder die typischen, abgewetzten Einstiegsflanken noch die durch Handfette aufgeweichte und mit der Zeit abgeriebene Zurichtung auf Lenkrädern oder an Handgriffen lassen sich ohne Farbauffrischung "reinigen". Farbschäden sind dauerhaft nur durch Farbreparaturen lösbar.
Exoten sind Anilin- und Rauleder im Fahrzeug. Darunter fallen die Büffelleder bei BMW, das Nubukleder im BMW Z1 oder im Maybach und das Anilinleder im Touareg. Diese feineren Lederarten erfüllen eigentlich nicht die Normen der KFZ-Hersteller im Bezug auf Pflegeleichtigkeit oder Ausbleichbeständigkeit. Es kommt aber immer wieder vor, dass sich die Designabteilung wegen der positiven Eigenschaften (Haptik, Natürlichkeit) durchsetzt. Entsprechend treten die für diese Lederarten typischen Reinigungsprobleme auf. Anilinleder sind durch die Offenporigkeit fleckenempfindlich. Meist werden diese Leder bei der Herstellung stark imprägniert, aber eine nicht sofort entfernte Eiskugel der Kinder hinterlässt eingezogene Flecken, die mit "Reinigern" meist nicht zu entfernen sind. Auch hier hilft nur die Nachfärbung oder der Neubezug. Ähnlich empfindlich sind die Rauleder. Fettige Verschmutzungen sind manchmal mit entsprechenden Lösungsmittelsprays entfernbar und Anschmutzungen durch geeignete Schleifmittel oder Nassreiniger. Der Laie ist mit diesen Lederarten aber oft überfordert. Nur bei ausreichender Erfahrung sind Reinigungen manchmal möglich. Es besteht bei diesen empfindlichen Ledern immer die Gefahr, durch falsche Produkte oder Anwendungen die Schäden zu vergrößern. Auch Fachbetriebe müssen häufig verschiedenste Methoden testen. Der Erfolg ist vorher nicht gesichert. Aufgrund der Empfindlichkeit dieser Lederarten werden diese daher auch nicht häufig eingesetzt und werden sich ungeändert auch nicht etablieren.
Ein wichtiges Element der "Reinigung" ist die passende Pflege. Durch geeignete Pflegemittel lassen sich Leder effektiv vor Verschleiß und Anschmutzungen schützen. Alte Leder müssen vor dem Austrocknen und Verschleiß bewahrt werden. Anilinleder benötigen einen besonderen Fleckenschutz. Die richtige Pflege ist auch eine entscheidende Voraussetzung, dass eine Reinigung einfacher durchgeführt werden kann. Je effektiver die Pflege vor Anschmutzungen schützt, desto einfacher ist der Reinigungsvorgang.
Die Reinigung von Möbelledern
Die Normen der Möbelindustrie sind wesentlich niedriger angesetzt als die der KFZ-Hersteller. Entsprechend mehr Lederarten werden in diesem Bereich verarbeitet.
Dominant sind aber auch hier die pigmentierten Glattleder. Fast alle Hersteller bieten neben anderen Ledersorten pigmentierte Glattleder an. Die Vorgehensweise ist wie bei den KFZ-Ledern. Anschmutzungen sollten mit geeigneten Reinigern gesäubert werden. Viele Hersteller wie IKEA, Long Life oder De Sede haben eigene Reiniger im Programm. Aber egal, welche Reiniger verwendet werden, es gibt kaum "schlechte" Lederreiniger für pigmentierte Leder auf dem Markt. Wie im KFZ-Bereich tauchen bei neuen Möbelledern immer häufiger Bekleidungsabfärbungen auf. Auch hier ist eine Säuberung nur mit Spezialreinigern möglich. Entsprechend sind bei pigmentierten Ledern die Farbschäden durch Verschleiß nur mit entsprechenden Färbeprodukten behebbar.
Viel weiter als im KFZ-Bereich sind bei hochwertigen Möbeln die Anilinleder verbreitet. Der Vorteil dieser Leder ist die Natürlichkeit in der Haptik und Optik. Durch die Offenporigkeit sind diese Leder jedoch sehr fleckenempfindlich. Nach relativ kurzer Zeit kommt es in den Kontaktflächen zu den Händen oder den Haaren zu typischen "Fettstellen". Diese Haut- und Haarfette dringen allmählich durch das ganze Leder bis auf die Rückseite und sind durch eine "Reinigung" auf der Oberfläche nicht entfernbar. Auch eingezogene Flecken von wässrigen Flüssigkeiten sind nicht zu "reinigen". Ohne fachliche Hilfe ist das Problem nicht lösbar.
Sehr häufig sind auch Nubukleder. Diese gibt es als reine Nubukleder oder mit einer aufgedruckten Narbenprägung. Typisch für diese Leder sind Verspeckungen und Ausbleichungen. Je früher diese Leder gesäubert werden, desto leichter ist die Reinigung. Sind die Veränderungen erst einmal zu groß, ist eine einfache "Reinigung" genauso schwierig wie bei den Anilinledern. Optisch vergleichbar sind die Veränderungen der vor 10 Jahren noch weit verbreiteten Büffelleder.
Sehr neu und viel verkauft sind die so genannten "Bycast- oder PU-Leder". Dabei handelt es sich i.d.R. um polyurethanbeschichtete Spaltleder. Wegen der Abkürzung "PU"-Leder werden diese Leder häufig fälschlicherweise mit den echten Pull-Up Ledern verwechselt. Das sind aber keine polyurethanbeschichteten Leder, sondern Anilinleder, die mit einem Öl oder einer Fettschicht als Abschluss behandelt sind. Die Eigenschaften dieser Leder sind aber ganz anders. Eigentlich sind die PU-Leder aufgrund der geschlossenen Oberfläche leicht zu säubern. Aber es häufen sich Klagen, wo im Haut- oder Haarkontaktbereich sich die PU-Schicht aufweicht, stumpf wird und klebrig wird. Solche Schäden sind nicht zu "reinigen", sondern nur manchmal, und dann auch nur mit hohem Reparaturaufwand, zu beheben. Die echten Fett- oder Ölleder sind aufgrund der Oberfläche fleckenunempfindlicher. Die leicht zu erzeugenden Gebrauchsspuren lassen sich durch geeignete, fettende Pflegemittel wieder leicht entfernen. Auch seltener sind die mehrfarbigen Antikleder. Die Reinigung ist aufgrund der geschlossenen Oberfläche unproblematisch. Nur löst sich manchmal der aufgewischte Antikeffekt im Haut- oder Haarkontaktbereich an. Bei Reinigungsversuchen verschlimmert sich dieser Effekt dann noch. In solchen Fällen hilft dann nur eine farbliche Angleichung.
Auch im Möbelbereich gilt die Regel, dass eine regelmäßige, auf die Lederart und den Zustand und das Alter des Leders abgestimmte Pflege die Folgen einer Anschmutzung deutlich mildern können.
Die Reinigung von Bekleidungsledern
Im Bekleidungsbereich gibt es fast nichts, was es nicht gibt. Dominant sind zwar auch hier die pigmentierten Waren, aber alle Arten von Lederarten, Färbungen und Zurichtungen sind möglich. Es gibt Anilinleder, Leder-Textil-Mix, Lackleder, Nappalanleder, mehrfarbige Leder, Leder mit Metalliceffekten, gewachsene Felle, Velourleder, Leder vom Schaf, der Ziege, Schwein oder Hirsch und vieles mehr.
Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Wege der "Reinigung". Der Weg über eine Fachreinigung oder das Säubern oder Waschen mit geeigneten Produkten. Für den Laien ist es fast unmöglich zu beurteilen, welches der richtige Weg ist. Die Reinigungskennzeichen in der Bekleidung sind oft keine große Hilfe. Manchmal ist alles bis auf die Fachreinigung ausgeschlossen und meist ist sogar jegliche Behandlung untersagt. Zum Leid der Kunden können da selbst Fachkundige nicht weiter helfen.
Auch die Fachreinigung ist bei komplizierten Ledern nicht in der Lage, das Objekt wieder wie neu aussehen zu lassen. Insbesondere Nappalanleder, Fettleder oder leicht beschichtete Anilinleder sehen nach der Reinigung anders aus als vorher. Da können auch die angebotenen Waschmittel nicht besser helfen. Leicht ist die Reinigung oder das Waschen bei den pigmentierten Glattledern. Häufig sind die Gebrauchsspuren aber keine Anschmutzungen, sondern Farbschäden. Daher ist jede Fachreinigung auch immer gleichzeitig eine kleine Lederfärberei. Ohne diese Farbkorrekturen sind häufig keine befriedigenden Ergebnisse zu erzielen.
Aufgrund der Ledervielfalt ist die "Reinigung" von Lederbekleidung kompliziert. Die Kunden sind auf externe Beratung angewiesen, und es kommt immer wieder vor, dass der Konsument mit dem Ergebnis der Reinigung nicht zufrieden ist. Es wäre wünschenswert, wenn die Hersteller der Lederbekleidung die angebotenen Produkte vorher auf die Möglichkeit, die Bekleidung zu waschen oder zu reinigen, prüfen würden. Leider ist das fast nie der Fall, und viele Kunden tun sich mit dem Neukauf von Lederbekleidung nach leidlichen Erfahrungen schwer.
Die Reinigung von Taschenledern
Taschenleder sind auch meist pigmentierte Leder. Anschmutzungen lassen sich daher leicht entfernen. Wie bei den Möbel- oder Bekleidungsledern sind aber durch Handfette gedunkelte Haltegriffe oder verschmutzte Rauleder nicht leicht zu säubern.
Die Reinigung von Schuhledern
Im Gegensatz zum Auto-, Möbel- und Bekleidungslederbereich hat der Fachhandel schon beim Kauf ein umfangreiches Pflegeprogramm im Angebot. Bei Schuhen wird einem häufig beim Kauf eine Reinigung oder Pflege mit angeboten. Häufig sind diese Produkte aber nicht für die anderen Bereiche mit verwendbar. Eine Schuhcreme mag gut imprägnieren und einen schönen Glanz erzeugen. Aber auf Möbel- und Autoledern sind diese Eigenschaften nicht gefragt. Solche Leder sind meist sehr matt und nicht der Witterung ausgesetzt, und die Färbung der Pflegeprodukte würde an die Bekleidung abfärben.
Auch im Schuhbereich überwiegen pigmentierte Leder. Aber auch hier werden Anilin-, Rau- oder Fett- und Ölleder angeboten. Gerade Schuhe werden viel schneller schmutzig als z.B. Möbelleder. Entsprechend häufig treten Fragen zu den empfindlichen Lederarten auf. "Wie bekomme ich einen Dieselfleck aus einem Anilinleder?" "Wie säubere ich meinen Nubukschuh?" Für all diese Fälle gibt es wie bei den anderen Bereichen geeignete Spezialreiniger.
Keine Universallösungen
Anhand der Ausführungen ist zu entnehmen, dass es bei Leder weder Universalreiniger noch Universallösungen zur Reinigung gibt. Es gibt die unterschiedlichsten Oberflächenarten und die unterschiedlichsten Gründe für eine "Reinigung". Es wäre wünschenswert, wenn Leder vor der Vermarktung auf die Einfachheit der Reinigung hin geprüft würde und mit klaren und getesteten Empfehlungen in Kundenhand geraten würde. Häufig gehen dem Ledermarkt Kunden verloren, die aufgrund von Negativerfahrungen in den textilen Bereich wechseln. Solange es da keine Vereinfachungen gibt, bleibt das Thema Reinigung von Ledern komplex und zumeist ist intensiver fachkundiger Rat notwendig.
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