Verschnitt: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. September 2010, 19:26 Uhr
Verschnitt versteht man jenen Teil des Leders, der bei dessen Zuschneiden abhängig von der beabsichtigen Verwendung nicht produktiv eingesetzt werden kann. Das sind entweder zu kleine oder schadhafte Teilflächen. Da natürliches Leder im Gegensatz zu Kunstleder oder Alcantara unregelmäßig gewachsen ist und eine Tierhaut keine ideale geometrische Form besitzt, ist der Verschnitt bei Echtleder trotz aller Versuche, das vorhandene Material optimal aufzuteilen, in der Regel viel größer. Bei Kleinartikeln beträgt der Verschnitt ungefähr 20 Prozent der Lederfläche.
Im Möbel- und Fahrzeugbereich liegt der Verschnitt i.d.R. zwischen 30 und 45%. Bei Möbelgarnituren mit großen Einzelflächen kann der Verschnitt sogar bei 80% liegen. Da Leder nach Quadratmetern verkauft wird ist der Verschnitt ein Kostenfaktor. Preiswerte Lederobjekte haben daher eher mehr Nähte und kleine Flächen und hochwertige Lederbezüge können eher aus großzügigen Einzelflächen bestehen.
Verschnittreste werden aber nicht immer entsorgt, sondern werden aufgekauft und z.B. als Dämmung der Fußböden von Reithallen verwendet oder nach China und andere Schwellenländer verkauft. Dort werden aus den Verschnittresten z.B. Schlüsselanhänger oder Gürtel und Schuhe von Puppen gefertigt.
Schon im Schlachthof wird die mögliche Ausbeute aus einer Tierhaut beeinflusst. Durch sauberes und fachgerechtes Abziehen der Haut mit geraden Schnitten kann der Verschnitt reduziert werden. Zipfel, Einkerbungen und unregelmäßige Ränder erschweren die Verwertbarkeit einer Haut und können sie für bestimmte Zwecke wertlos machen. So können während des Abziehens entstehende Schnittschäden im Kern einer Haut dafür sorgen, dass diese nicht mehr für großformatige Lederprodukte wie z. B. Sofas verwendet werden kann, da während der Lederproduktion aus den Schnitten irreparable Löcher mitten in der Haut entstehen würden. Die Verwendung von Schlachtmessern statt spezialisierter Enthäutungswerkzeuge (Rundmesser, SIG-Enthäuter) begünstigt - neben menschlichen Faktoren wie mangelnder Konzentration bei der Arbeit - das Entstehen von Schäden.
Unsauber abgezogene und beschädigte Häute sind überdies ein Risiko im Verarbeitungsprozess: Unregelmäßige Hautlappen verfangen sich schnell in Produktionsmaschinen und können diese im schlimmsten Fall beschädigen; zumindest die Haut wird in solchen Fällen generell unrettbar zerrissen. Die Verfahrensweise des sogenannten ADH-Schnitts soll beim Hautabschlachten diese Probleme von vornherein verhindern und die Qualität sichern: Ein Schnitt über den Bauch verläuft gradlinig und zentral von After bis Maul und trifft sich auf Höhe des Hodensacks/Euters mit dem Hinterlaufschnitt, der entlang der Rückseiten der Hinterbeine geführt wird. Der Vorderlaufschnitt findet ebenfalls an den Rückseiten der Vorderbeine statt und trifft den Bauchschnitt auf Brusthöhe.
Bild 1: Abziehen der Haut im Schlachthof
Bild 2: Mit Postern versuchen Verbände, den Schlachtern eine möglichst optimale Schnittführung beizubringen
Siehe auch: Hautschäden, Entfleischen
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