Lederreinigung
Inhaltsverzeichnis
Die Lederreinigung
Unter einer Lederreinigung versteht man das "Säubern" der Lederbekleidung. Das kann durch eine Fachreinigung oder in Eigenregie erfolgen.
Gründe für die Suche einer Fachreinigung kann die allgemeine Anschmutzung durch Schweiß oder normalen Schmutz von außen sein. Typisch sind bei Lederbekleidung der "Fettkragen" oder angeschmutzte Ärmelbündchen. Eine Reinigung kann aber auch aufgrund des "Bekleckerns" des Leders erfolgen. Also wegen einer Fleckenentfernung. Gelegentlich wird Lederbekleidung aber auch wegen Ausbleichungen an eine Fachreinigung gegeben. Das Leder ist in solchen Fällen einfach nur trocken und pflegebedürftig oder tatsächlich durch UV-Licht verblichen. In solchen Fällen handelt es sich dann zwar nicht um eine "Reinigung" im klassischen Sinne, aber spezialisierte Lederreinigungen sind darauf eingerichtet.
Fettkragen einer Jacke - Verblichenes Ziegenvelour
In Lederbekleidung ist häufig ein Pflegekennzeichen eingenäht. Die sind aber i. d. R. sehr generell gehalten und gehen nicht auf die für die spezifische Lederart sinnvolle Behandlung ein.
Typisches Pflegekennzeichen
Für die Reinigung von Leder gibt es verschiedene Verfahren
- Bei den pigmentierten Glattledern (ein verriebener Tropfen Wasser dringt nicht ein) können leichte Anschmutzungen mit einem feuchten Lappen und etwas Lederreiniger häufig schon entfernt werden.
- Offenporige Anilinleder sind Glattleder, wo ein Tropfen Wasser eindringt. Hier dringen dann auch Flecken und Anschmutzungen tiefer in die Struktur des Leders ein und können meist oberflächlich nicht entfernt werden. Hier bleibt häufig nur die Möglichkeit, das Leder mit einem Lederwaschmittel insgesamt zu reinigen oder bei einer Fachreinigung abzugeben. Anilinleder neigen auch eher zum Ausbleichen. Auch hier und bei starken Fettkragen bleibt nur der Weg zur Fachreinigung.
- Bei Rauledern reicht bei leichten Anschmutzungen häufig das Bürsten oder Schleifen. Bei stärkeren Verschmutzungen muss das Leder entweder mit einem Lederwaschmittel gewaschen oder auch der Fachreinigung übergeben werden.
Lederwaschmittel
Für das Waschen von Ledern gibt es geeignete Lederwaschmittel. Die sind ideal bei "normalen" Anschmutzungen oder für Leder, die einfach nur aus hygienischen Gründen (Schweiß, älter aber noch nie gereinigt) gewaschen werden sollen. Zwar herrscht das Vorurteil, dass Leder nicht "nass" werden darf, aber das trifft nicht zu. Leder werden in der Herstellung von Wasserbad zu Wasserbad gereicht. Es ist richtig, dass nass gewordene Leder i. d. R. danach verhärten. Aber moderne Lederwaschmittel sind rückfettend und pH-freundlich, und nach der Wäsche und Behandlung entsprechend der Anleitung ist das Leder daher nicht verhärtet.
Lederwaschmittel für den Hausgebrauch
Normale Lederwaschmittel sind nicht rückfettend und trocknen das Leder mit jedem Waschgang weiter aus.
Gewerbliche Lederreinigungen
In fast jedem Ort gibt es Chemischreinigungen, die auch Lederbekleidung annehmen. Meist erfolgt die Reinigung aber nicht in diesen Annahmestellen, sondern die Lederbekleidung wird auf Touren der Lederfachreinigungen eingesammelt und zentral gereinigt.
In den letzten Jahrzehnten ist Lederbekleidung immer preiswerter geworden. Wenn früher Lederjacken schnell über 500 DM kosteten, sind heute die Regale der Modelabel voll mit Lederbekleidung im Preissegment bis 200 Euro. Dieser Trend schlägt sich auch in den Statistiken der Fachreinigungen nieder. In dieser Preisklasse sind die wenigsten Kunden bereit, für eine fachgerechte Reinigung, Rückfettung, Imprägnierung und Farbangleichung einen angemessenen Preis zu zahlen.
Daher sind in den letzten Jahren die Stückzahlen in den spezialisierten Lederreinigungen kontinuierlich gesunken. Dazu ist das Geschäft auch sehr saisonal. Im Sommer wird deutlich weniger Lederbekleidung zur Reinigung gegeben.
Aufgrund dieser Marktlage sind auch die Preise für die Reinigungen bei steigenden Kosten eher gesunken. Um die Kosten aufzufangen, werden die Touren zu den Annahmestellen weniger häufig durchgeführt und der Radius ausgeweitet, um überhaupt ausreichende Stückzahlen zu erlangen. Der Preis- und Zeitdruck ist bei den Lederfachreinigungen daher groß.
Heutzutage kommt ein Großteil der Lederbekleidung aus Asien. Der starke Anteil der Handarbeit in der Herstellung von Lederbekleidung ist der Grund. Dort werden auch die meisten Leder für die Lederbekleidung produziert. Auf der anderen Seite sind die Designer der Lederbekleidung, die verschiedenste Lederarten mit den verschiedensten Futterstoffen und Applikationen kombinieren. Im Ergebnis entsteht viel Lederbekleidung, die trotz Kennzeichnung "Lederfachreinigung" nicht reinigungsbeständig ist. Dieses wird dann der Fachreinigung angelastet, die dann wiederum auf die "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" verweist und den Schaden ablehnt. Der Hersteller ist meist nicht greifbar, und zurück bleibt ein bedauerlicherweise unglücklicher Kunde.
Die Problemstellungen bei der gewerblichen Lederreinigung
Eine Lederfachreinigung ist in Fällen nötig, wo eine Reinigung oder Pflege in Eigenregie nicht möglich ist. Die Fachreinigung kommt bei starken "Fettkragen", bei nicht entfernbaren Flecken oder bei Ausbleichungen in Frage. Lederfachreinigungen müssen alle Reinigungsverfahren beherrschen. Zwar können diese auch mit Wasser waschen, aber meist wird auf Lösungsmittelbasis gereinigt, die sogenannte chemische Reinigung.
- Bei der Lederfachreinigung ist die Vorsortierung der Lederbekleidung durch einen geübten Reiniger sehr wichtig. Helle und dunkle Leder müssen getrennt werden. Mehrfarbige Leder oder Leder-Stoff-Kombinationen müssen aussortiert werden. Glatt- und Rauleder werden getrennt, und es müssen die Objekte erkannt werden, die für eine Vordetachur in Frage kommen. Dazu müssen Objekte getrennt werden, wo die Applikationen evtl. durch die Reinigung Schaden nehmen können. Manchmal müssen sogar die Knöpfe entfernt und nach der Reinigung wieder angenäht werden. Vorschäden wie Risse oder defekte Futterstoffe müssen erkannt werden, damit diese dem Reiniger nicht hinterher angelastet werden. Tückisch sind auch geklebte Risse, die sich in der chemischen Reinigung wieder lösen. Die können schon in der Produktion repariert worden sein und werden dann natürlich dem Reiniger angelastet, weil der Käufer den Schaden gar nicht kannte. Aus diesen Gründen muss die Vorsortierung fachkundig und konzentriert erfolgen.
- Wichtig bei der Lederreinigung ist auch die "Vor- und Nachdetachur". Darunter versteht man die Vor- und Nachbehandlung schwieriger Anschmutzungen und Flecken. Bei der Vordetachur werden "schwierige" Verunreinigungen lokal vorbehandelt, damit die eigentliche Reinigung nicht so intensiv sein muss. Das schont das Leder und die Umwelt (weniger intensive Reinigungsmittel, weniger Reinigungsverstärker, weniger mechanische Belastung während der Reinigung durch kürzere Reinigungszeiten, weniger Energieverbrauch, weniger Aufwand der Nachbehandlung), und insgesamt wird ein besseres Reinigungsergebnis erzielt. Bei der "Nachdetachur" werden verbleibende Flecken nachgearbeitet, oder auch Flecken, die erst durch die Reinigung sichtbar wurden.
- Für die "Chemische Reinigung" mit Lösungsmitteln kommen sowohl Perchlorethylen (auch "Per", als ältere Methode) als auch Kohlenwasserstoffe "KWL" (als neuere Alternative) zum Einsatz. KWL bietet gegenüber "Per" den Vorteil, dass es eine geringere Giftigkeit besitzt und das Leder weniger entfettet sowie einen weicheren Griff hinterlässt; eine Rückfettung nach der Reinigung muss im Vergleich nicht so stark erfolgen. Jedoch ist KWL leicht entzündlich, und die Reinigungskraft ist niedriger. Eine Reinigung mit KWL dauert zwar länger, aber die Nacharbeitungszeit fällt zum Teil durch die schonende Reinigung geringer aus. Die Lösungsmittel, die zur Reinigung verwendet werden, können i. d. R. mehrfach verwendet werden und werden gefiltert, um beim nächsten Reinigungsvorgang das Leder z. B. nicht zu verfärben.
- Bei der Reinigung und Trocknung der Lederbekleidung muss auf die Einhaltung der richtigen Temperatur geachtet werden, damit das Leder nicht verhärtet oder schrumpft. Gerbarten wie die pflanzliche Gerbung sind temperaturempfindlich. Daher sollten Temperaturen über 40 °C vermieden werden.
- Zur "Reinigung" gehört auch die in den meisten Fällen notwendige Rückfettung (Lickern) und Imprägnierung (Hydrophobierung) der Leder. Durch die Lösungsmittelreinigung werden die durch den Gerber ins Leder eingebrachten Fette und Imprägniermittel zu stark angelöst und entfernt. Diese müssen dann dem Leder wieder zugeführt werden. Nicht ausreichend rückgefettete Leder sehen sonst stumpf und "verhungert" aus und sind nicht so weich wie vor der Reinigung. Nicht ausreichend imprägnierte Leder können beim späteren Tragen bei Regen Flecken bekommen.
- Die mechanische Belastung durch die Schlag- und Walkwirkung in der Trommel sollte möglichst gering gehalten werden, um die Oberfläche und Struktur des Leders nicht zu schädigen. Die beeinflussbaren Parameter sind die Reinigungsdauer, die Umdrehungsgeschwindigkeit beim Reinigen und Schleudern und die Menge an Lederteilen, die mit in der Trommel ist.
- Nach der Reinigung muss das Leder getrocknet werden und häufig durch "Millen" oder "Stollen" wieder weicher gemacht werden.
- Nach der Reinigung ist die Arbeit aber nicht getan. Es muss überprüft werden, ob Flecken oder Schäden verblieben sind, das Futter und Applikationen nicht zu Schaden gekommen sind und ob eine weitere Rückfettung oder farbliche Angleichung notwendig sind. Bei den Rauledern muss die Oberfläche noch einmal aufgebürstet oder nachgeschliffen werden, um ein einheitliches Bild zu schaffen. Bei mancher Lederbekleidung ist das umgeschlagene Leder nur verklebt (Randverklebung). Diese Ränder lösen sich manchmal bei der Reinigung im Lösungsmittel und müssen nachgeklebt werden.
- Die Nachfärbung von Ledern kann aus verschiedenen Gründen nötig sein und ist auch eher die Regel. Kaum ein Leder ist nach der Reinigung farblich "wie neu". Meist ist das Leder schon vor der Reinigung verblichen oder verschlissen, aber auch die Reinigung selber entfärbt manche Ledersorten. Bei den pigmentierten Glattledern werden Farbschäden durch eine Nachpigmentierung erreicht. Es wird mit Lederfarben auf Pigmentbasis wie in der Gerberei bei der Lederproduktion lokal nachgefärbt. Der Fachmann muss dafür die Farbe so perfekt wie möglich anmischen, damit nicht alles nachgefärbt werden muss, was meist die Haptik (den Griff) des Leders beeinträchtigt. Das Leder fühlt sich dann meist beschichtet oder "plastikartig" an. Noch schwieriger gestaltet sich die Nachfärbung bei den offenporigen Glattledern (Anilinledern) und den Rauledern. In diesen Fällen muss je nach Grad der Ausbleichung entschieden werden, ob lokal mit einem Farbstoff nachgefärbt werden kann oder ob eine komplette Färbung im Farbbad notwendig ist. Bei einer Komplettfärbung mit Anilinfarbstoffen, die wie eine Tinte sind. Daher kann aber nicht immer der genau gleiche Farbton erreicht werden, weil die Farbstoffe transparent sind und die Intensität der Färbung erst nach der Trocknung sichtbar wird. Wichtig ist hier die ausreichende Fixierung der Farbstoffe, damit die Nachfärbung nicht abfärbt. Kompliziert wird es, wenn verschiedene Materialien und verschiedenfarbige Leder kombiniert sind. Häufig darf dann die Farbe nicht auf die angrenzende Fläche aufgetragen werden.
Die Summe an Details, die eine Fachreinigung beachten muss, beschreibt, warum eine Lederreinigung alles andere als leicht ist und nicht unter Preis angeboten werden kann.
Weitere Informationen
- Grundregeln im Umgang mit Leder
- Lederreiniger
- Lederpflege
- Fachartikel über das Reinigen von Ledern in der Pro-Leder 2006-01
- Kennzeichnung von Leder
- Bekleidungsleder
- Lederzentrum: Waschanleitung Lederbekleidung
- Lederzentrum: Die Lederpflege der Lederbekleidung