Schuhe: Unterschied zwischen den Versionen
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== Materialien und Zahlen == | == Materialien und Zahlen == |
Version vom 7. April 2013, 17:52 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die älteste Darstellung von Fußbekleidung stammt aus der Höhle von Altamira in Spanien und ist ca. 15.000 Jahre alt. Es sind Bilder von Jägern mit einer Art Stiefel.
Die älteste bisher gefundene Fußbekleidung ist 8.300 Jahre alt, und es sind Sandalen aus der Arnold Research Cave in Missouri, USA. Diese sind allerdings aus pflanzlichem Material gefertigt worden.
Der bisher älteste Lederschuh wurde in einer armenischen Höhle von Archäologen ausgegraben (Stand 07/2010). Das Alter wird auf 5.500 Jahre geschätzt (Periode zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit). Der Schuh ist aus einem Stück Rindsleder gefertigt und hat ein Futter aus Gras.
Die berühmte Fußbekleidung von der Gletscher-Mumie Ötzi ist ca. 5.300 Jahre alt. Bei diesem Schuh war der Aufbau erstaunlich komplex. Der Schaft (Außenschuh) wurde aus Hirschleder gefertigt, dessen Haarseite zur Nässeabwehr nach außen zeigte. Die Sohle bestand aus besser isolierendem Bärenfell, dessen Haarseite innen lag. An der Unterseite der Sohle wurde ein quer laufender und sich überkreuzender Lederstreifen angebracht, der damit die älteste bekannte Profilsohle eines Schuhs darstellt. Der Innenschuh bestand aus einem Geflecht aus gedrillten und verzwirnten Grasschnüren. Zwischen das Geflecht des Innenschuhs und das Schaftleder wurde Heu als Polster und Isolierung gestopft.
Bild 1: 5.500 Jahre alter Schuh aus Armenien. Selbst die Schnürsenkel sind noch erhalten
Bild 2: Ötzis Lederschuh. Die Haare des Hirschleders sind nicht mehr erhalten.
Schuhe gibt es in aus vielen verschiedenen Materialien und in unendlich vielen Farben und Formen. Zum einen ist das Aussehen und die Form eines Schuhes dem Schutz vor Verletzungen des Fußes und dem Klima geschuldet, aber auch der Mode oder des Status des Trägers.
Materialien und Zahlen
Im Schuhbereich werden heutzutage als Oberleder die verschiedensten Ledersorten verarbeitet. Häufig ist die Unterscheidung der Lederarten nicht ganz einfach. Man unterscheidet im allgemeinen pigmentierte Glattleder (oberflächengefärbt), offenporige Glattleder (Anilinleder), Fettleder und Rauleder (Wildleder, Nubuk, Velours). Bei Sohlen werden pflanzlich gegerbte Rinderleder verarbeitet. Die verarbeiteten Materialien bei Schuhen unterliegen einer Kennzeichnungspflicht.
Die Schuhindustrie ist weltweit der größte Verarbeiter von Ledern. Weltweit werden jährlich 14 Milliarden Paar Lederschuhe produziert. 11,5 Milliarden davon entfallen auf asiatische Fabriken, wobei China mit einer Produktion von 8 Milliarden Paar Spitzenproduzent ist - vor allem für den Export, zu einem Durchschnittspreis pro Paar von 2,80 US-Dollar (2006). In Indonesien werden 500 Millionen Paar, in Vietnam 450 Millionen Paar pro Jahr hergestellt. Zum Vergleich: In Deutschland entstehen im gleichen Zeitraum nur 25 Millionen Paar Schuhe.
Der intensivste Verbrauch an Schuhen findet in den USA statt; jeder US-Amerikaner legt sich statistisch gesehen sechs Paar im Jahr zu. In Europa, Japan und Kanada sind es zwischen drei und fünf Paar. China zieht mit 2,5 Paar pro Einwohner und Jahr allmählich nach.
Weitere Informationen
Bild 1: Teure Markenschuhe - Bild 2: Schuhe im Schuhgeschäft - Bild 3: Schuhe auf dem Billigmarkt
Die Kennzeichnung
Per Gesetz gibt es bei Schuhen Vorschriften zur exakten Kennzeichnung der Materialien.
Hersteller von Schuherzeugnissen (Sandalen, geschlossene Schuhe, Stiefel) sind verpflichtet, beim Verkauf die verarbeiteten Materialien anzugeben. In Textform oder als Piktogramme.
Folgende Bestandteile eines Schuhs müssen hinsichtlich des verwendeten Materials gekennzeichnet sein:
Bild 1: Obermaterial: Damit ist das obere, äußere Material gemeint.
Bild 2: Futter und Decksohle: Damit sind die oberen und unteren Materialien, die im Schuh verarbeitet sind, bezeichnet.
Bild 3: Laufsohle: Die Laufsohle bezeichnet das Kontaktmaterial zum Fußboden, welches sich abnutzt. Das für diese Bereiche angegebene Material muss 80% der Fläche und Volumens ausmachen. Sind mehrere Materialien verarbeitet (z.B. Leder und Textil als Obermaterial), müssen die Hauptmaterialien angegeben werden.
Folgende Materialien werden unterschieden:
Bild 1: Leder: Unter Leder versteht man Häute und Felle, deren Faserstruktur nicht verändert wurde. Leder, die aufgelöst oder gemahlen wurden und verklebt und zu Bahnen verarbeitet wurden, sind kein „Leder“. Eine aufgetragene Farb- oder Folienschicht darf nicht dicker als 0,15 mm sein.
Bild 2: Beschichtetes Leder: Beschichtete Leder sind Leder, wo ein Farbauftrag oder eine Folie dicker als 0,15 mm ist und nicht mehr als 1/3 der Gesamtstärke ausmacht. Ist der Auftrag stärker als 1/3, dann ist es kein „Leder“ mehr, sondern ein Kunstleder.
Bild 3: Textil: Unter Textilien versteht man sämtliche natürliche und synthetische Textilien.
Bild 4: Sonstiges Material: Unter sonstiges Material versteht man alle Materialien, die nicht unter die oberen Gruppen fallen. Zum Beispiel Gummi oder Kunststoff für eine Laufsohle.
Qualitätskriterien in Deutschland
Gemäß selbstverpflichtender Vereinbarungen zwischen Leder- und Schuhindustrie gibt es in Deutschland bestimmte Kriterien und damit verbundene Kennwerte, die Schuhoberleder und Schuhfutterleder einhalten müssen. Wichtige Merkmale sind beispielsweise die Reibechtheit, also die Resistenz der Lederoberfläche gegen mechanischen Abrieb, die Wasserdampfdurchlässigkeit und die Weiterreißfestigkeit (die Kraft, die aufgebracht werden muss, um bestehende Risse zu vergrößern). Für Futterleder wird außerdem ein sogenannter Streifentest durchgeführt, der die Gefahr beschreibt, dass das Leder auf Socken abfärbt. Bei Schuhoberledern sind die Bestimmung der Zurichtungshaftung und des Verhaltens des Leders beim Biegen relevant. Zum letzteren Zweck werden Leder im Trocken- und Nasszustand - je nach Lack- und Nichtlackleder unterschiedlich - zwischen 10000mal und 50000mal maschinell gebogen und danach mit optischen Diagnoseverfahren untersucht. Gerade bei Anilinlederschuhen steht weiterhin die Überprüfung der Lichtechtheit im Vordergrund.
Schuhe sind komplex aufgebaut. Schaft (Oberteil) und Boden (Sohle) bestehen bei Industrieschuhen aus vielen Einzelbestandteilen.
Schuhpflege - Lederauswahl
Es gibt große Auswahl an Schuhpflegemitteln. In den Schuhgeschäften werden auch häufig passende Schuhpflegemittel gleich mit angeboten. Es gibt aber auch eine unendliche Auswahl an Lederarten beim Schuhwerk. Von pflegeleichten, pigmentierten Glattledern, über Fettledern bis zu hochempfindlichen Anilinledern oder Rauledern. Häufig sind sich die Kunden der Empfindlichkeit einiger Lederarten nicht bewusst und überschätzen die Möglichkeiten der Imprägnierungen.
Wichtig
- Lederschuhe gibt es in allen nur erdenklichen Lederarten. Davon sind viele Lederarten sehr empfindlich und "nicht" pflegeleicht. Dazu gehören die Rauleder oder Anilinleder. Diese offenporigen Leder sind immer empfindlich! Egal wie sehr der nette Verkäufer eine Imprägnierung anpreist. Machen Sie immer einen Wassertropfentest. Dringt ein verriebener Tropfen Wasser in das Leder ein, ist der Schuh oder Stiefel nie für feuchte Witterung geeignet! Auch nicht mit einer Imprägnierung! Kein Pflegemittel macht diese Leder dann unempfindlich. Sonst hätte es der Hersteller schon gemacht.
- Helle Leder sind immer empfindlicher als dunkle Leder. Flecken und Kratzer fallen auf hellen Schuhen viel deutlicher auf und lassen sich auch weniger leicht mit Pflegemitteln oder Reinigern entfernen. Sind die Leder offenporig und hell, ist es die empfindlichste Kombination. Das ist dann ein kurzlebiges Schuhwerk oder nur für besondere Anlässe.
- Lederschuhe können innen abfärben. Machen Sie einen Reibtest mit einem hellen Lappen. Dann können Sie prüfen, wie es den Socken ergehen könnte.
- Es werden Produkte angeboten, um zu enge Schuhe zu weiten. Kaufen Sie nur Schuhe, die wirklich passen. Der Spielraum beim Weiten des Leders ist nur sehr gering.
Bei so offenporigen, hellen Anilinledern, ist auch eine intensive Imprägnierung kein ausreichender Schutz. Das ist ein Schönwetter-Schuhwerk.
Weitere Informationen
Bodenleder
Als Bodenleder wird Leder (meist Rindsleder) bezeichnet, das für die Herstellung von Schuhböden eingesetzt wird. Als Schuhboden gelten dabei Lauf- und Zwischensohle, Brandsohle, Rahmen, Kedern und Absatz. Bis auf die Laufsohle wird in der Regel Leder aus dem Hals verwendet, für die Laufsohle und den Absatzfleck Leder aus dem Croupon.
Hochwertige Bodenleder werden generell nach althergebrachtem Verfahren lohgegerbt. Dies gewährleistet eine hohe Haltbarkeit.
Es gibt auch Fußböden aus Leder. Diese werden dann aber als Lederfußböden oder Lederboden bezeichnet.
Sohlleder oder Sohlenleder
Wenn die Laufsohle aus Leder ist, dann spricht man von einer Ledersohle. Das dafür verwendete Leder wird als Sohlleder oder Sohlenleder bezeichnet. Es ist dann ein dickes (2,5 - 6 mm), verhältnismäßig hartes, wenig biegsames Leder pflanzlicher Gerbung.
Nicht wirklich Pflegeleicht: Golfschuh mit weißem Rauleder als Sohle.
Brandsohlleder
Als Brandsohle bezeichnet man die zum Fuß hin weisende Schicht des Schuhbodens, also gemeinhin die Innensohle.
Hochwertige Schuhe haben eine Brandsohle aus pflanzlich gegerbtem Leder in einer Stärke zwischen 1,2 und 4 Millimeter (Vacheleder).
Je nach Art des Schuhs wird das Leder aus dem Hals, dem Bauch, dem Kernstück oder einem der Übergangsbereiche der Tierhaut geschnitten. Dieses Leder ist komfortabel und sehr haltbar. Allerdings ist es teuer und schwieriger zu verarbeiten.
Deshalb werden heutzutage bei den meisten Schuhen Brandsohlen aus Lederfaserstoffen, Kunstfasergeweben, thermoplastischen Kunststoffen und speziell imprägnierter Pappe verwendet (im Fersen- und Mittelfußbereich oft unter einer aufgeklebten halben Deckbrandsohle aus dünnem minderwertigem Leder verborgen). Oder es wird im offen sichtbaren Teil des Schuhinneren Leder als Brandsohle eingesetzt und weiter vorne ein billigeres Material. Für orthopädische Schuhe kommt auch Filz zum Einsatz.
Bild 1: Verschiedene Brandsohlenarten - Bild 2: Der Schuhaufbau
Maßschuhe
Auch in Deutschland werden noch Schuhe gefertigt. Besondere Kunstwerke entstehen dabei durch Maßschuh-Hersteller, die bei Bedarf auch Exotenleder verarbeiten.
Schuhe aus Straußenleder für Stars und blaue Golfschuhe gefertigt durch Himer Maßschuhe
Maßschuhe aus Rochenleder gefertigt durch Himer Maßschuhe
Lachsleder-Maßschuh gebügelt und Straußenleder-Maßschuh von Jacob, F. Schuhe
Rochenleder- und Cordovan-Maßschuh von Jacob, F. Schuhe
Aalleder- und Elefantenleder-Maßschuh von Jacob, F. Schuhe
Weitere Informationen
Bildergalerie
Bild 1: Gefärbt - Bild 2: Perforiert - Bild 3: Punziert - Lederschnitt
Bild 1: Turnschuhe aus Veloursleder - Bild 2: Kuhfell - Bild 3: Fettleder
Bild 1: Schuhe mit Lachsleder (www.ledermanufaktur.com) - Bild 2: Bemalte Schuhe - Bild 3: Lammfell-Pantoffeln
Sehr schön bemalte Lederschuhe von www.schunikat.com
Bild 1: Stiefel Sonderanfertigung 2.500 €, Größe 47, 15 cm Absatz (www.ledermanufaktur.com)
Bild 2: Schlangenleder - Bild 3: Stretchleder - Bild 4: Aalleder
Schuh mit "Used-Look" - Schuh mit Prägung
Schuh aus Veloursleder - Lederschlittschuh
Joschka Fischer in Turnschuhen zur Vereidigung zum Umweltminister - Zehenschuh - gesehen im DLM - Deutsches Ledermuseum in Offenbach.
Nachbau von Gauklerschuhen aus dem Mittelalter von Jacob, F. Schuhe
Lackleder-Schuhe
Die Reinigung von Raulederschuhen