Beulen im Leder: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. Dezember 2013, 20:57 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Die Dehnbarkeit von Leder
Leder ist ein weiches, flexibles und dehnbares Material und besteht aus unendlich vielen kleinen Faserverbindungen.
Leder besteht aus unendlichen Faserverbindungen und verformt sich dauerhaft bei starkem Druck.
Die Dehnbarkeit einer Haut, aus der durch den Gerbprozess Leder hergestellt wird, variiert einerseits entsprechend der konkreten Gerbart und andererseits mit der Hautpartie, aus der ein bestimmtes Leder gewonnen wird. In der Abbildung ist ersichtlich, wie sich die Dehnungsfähigkeit einer chromgegerbten Rinderhaut von Stelle zu Stelle unterschiedlich verteilt.
Rot gekennzeichnete Bereiche sind zu mehr als 100 Prozent dehnungsfähig, gelbe Partien können von 75 bis 100 Prozent gedehnt werden. Für die grünen Bereiche liegen keine Werte vor. Innerhalb der Flächen gibt es aber auch Unterschiede. Je nach Faserverlauf ist das Leder in eine Richtunge dehnbarer als in eine andere.
Die Teilflächen der Haut sind unterschiedliche dehnbar.
Beulen, Falten, Knicke im Leder
Durch die Dehnbarkeit von Leder kann es vorkommen, dass durch Belastung ungewollt Verformungen stattfinden. I. d. R. sind das Beulen, Falten oder Druckstellen.
- Bei Möbeln entstehen manchmal in den großen, nahtlosen Sitzflächen Sitzmulden, die nicht erwünscht sind.
- Bei Autos werden die Einstiegsflanken vom Fahrersitz durch das Ein- und Aussteigen gestaucht, und es entstehen Falten. Es kommt aber gelegentlich auch zu Beulen und Wellen in den Sitzflächen.
- Durch die falsche Lagerung schwerer oder eckiger Gegenstände kann es zu Druckstellen in der Lederoberfläche kommen.
- Bei Lederbekleidung sind Falten durch falsche Lagerung oder den Koffertransport gelegentlich ein Problem. Aber es entstehen auch Beulen im Knie- oder Gesäßbereich.
So beulen Lederhosen - so entstehen Druckstellen im Möbelleder...
Schon in der Lederverarbeitung tauchen Beulen oder Falten auf. Sei es, weil Leder gefaltet angeliefert wird oder besondere Formen in den zu fertigen Lederobjekten sind, die ohne eine Deformation des Leders nicht faltenfrei erreicht werden können. In jeder Polsterwerkstatt, wo Auto- oder Möbelleder verarbeitet wird, sind Föhne im Dauereinsatz, um Leder durch Wärme verformbarer zu machen und faltenfrei zu verarbeiten. In der Autoindustrie wird sogar mit kurzwelligem Infrarot gearbetet. Das Leder wird damit 30-40 Sekunden erhitzt, um Falten zu entfernen. Bei zu hohen Temperaturen verhärtet Leder aber und ist dann dauerhaft geschädigt.
Sauber gefaltetes Leder im Lederlager - Falte im fertigen Polster
Beulen und Falten im Möbelleder
Insbesondere bei neuen Möbeln ärgern sich Kunden häufig, dass nach einiger Zeit sichtbare Sitzmulden (Sitzspiegel = Falten und/oder Beulen) entstehen. Je nach Dicke und Qualität des Leders, nach Größe der Sitzfläche und nach Qualität der Unterpolsterung und Art des Designs sind Möbel unterschiedlich anfällig.
Dickere Leder sind weniger anfällig für die Bildung von Falten und Beulen. Bei der "Qualität" des Leders spielt die Auswahl der Fläche für den Zuschnitt der Sitzfläche aus der Rinderhaut eine Rolle. Die Mittelstücke (Croupon) einer Rinderhaut sind wesentlich unanfälliger als die Randstücke der Haut (Fläme, Klauen, Bauch). Sehr große Flächen sind auch eher anfälliger für störende Sitzmulden als kleine Flächen. Leder kann auch vorgespannt werden, damit es im Gebrauch später nicht mehr so dehnfähig ist. Wichtig ist auch die Dauerelastizität des Polstermaterials.
Typische Falten bei Möbelledern.
Extreme Faltenbildung bei alten Möbelledern.
Typische Sitzmulden und Faltenbildung bei Möbelledern.
Typische Beulen und Sitzmulden bei Stühlen.
Typische Beulen und Sitzmulden bei Flugzeugleder.
Verschiedene Normen und Prüfbestimmungen befassen sich mit diesen Phänomenen. Es wird nach "straffen" und "leger/lockeren" Bezügen unterschieden. Bei straffen Polstern sollten die Höhenunterschiede nicht mehr als 10 Millimeter betragen, bei legeren Polstern nicht mehr als 15 mm. Dazu gibt es aber noch die Regelung, dass bei Polstern mit einer Sitzbreite von 70 Millimetern von Naht zu Naht 20 Millimeter Höhenunterschied zulässig sind. Bei sehr "legerer" Polsterung ist sogar noch mehr zulässig.
Für die Überprüfung der Höhenunterschiede von Wellen, Falten, Mulden oder Kuhlen gibt es spezielle Messgeräte. Vor der Messung wird das Polster aber gelockert und flach gestrichen. Daher sind die Kriterien nicht immer eindeutig und für den reklamierenden Kunden auch nicht immer nachvollziehbar.
Bei echten Falten ist die Reklamation innerhalb der gesetzlichen Gewährleistung auch eindeutig. Umgeknickte Falten sind ein Reklamationsgrund bzw. ein Mangel. Durch die Falten ist das Leder einem deutlich höheren Verschleiß ausgesetzt und geht durch die Reibung des täglichen Gebrauchs schneller kaputt. Auch die optische Beeinträchtigung ist ein Mangel.
Wegen der "Dehnbarkeit" der Messmethoden sollte man sich in Streitfällen immer einen neutralen Gutachter um Rat bitten.
Ein Negativbeispiel: Hier entschied laut Information des Möbelbesitzers ein vom Gericht bestellter Gutachter, dass diese Falten bei einer nur einige Monate alten Sofagarnitur zum Preis von über 5.000 Euro zulässig seien. Sollten die Angaben des betroffenen Kunden stimmen, dann scheint die Messmethode deutlich zu viel Spielraum zu lassen. Würden vor dem Kauf solche Bilder gezeigt, dann würde kaum ein Kunde solche Möbel kaufen.
Kaum vorstellbar, dass solche Sitzspiegel bei noch fast neuen Möbeln einen gutachterlichen Segen bekommen.
Beulen oder Falten bei Autoledern
Auch bei Autoledern kommt es meist beim Fahrersitz mit der Zeit zu Veränderungen. Der Einstieg wird durch das Ein- und Aussteigen mit der Zeit immer wieder gestaucht, und im Sitzbereich dehnt sich das Leder und wird mit der Zeit manchmal beulig.
Typische Falten beim Fahrersitz. Solche Falten sind kein Mangel, sondern Kennzeichen des Naturprodukts Leder.
Typische Sitzmulden beim Fahrersitz. So starke Mulden entstehen erst nach vielen Kilometern. Da kann nur ein Sattler helfen.
Sogenanntes "Raffleder". Die Falten sind Design-Element.
Falte im Neuleder. Nicht perfekt, aber innerhalb der Tolleranz (aber nicht gegenüber der Zulieferer der Hersteller der Fahrzeuge...).
Druckstellen im Leder
Durch falsche Lagerung von schweren Gegenständen auf Ledern kommt es gelegentlich zu Druckstellen. Je nach Gewicht und Dauer der Belastung lassen sich diese mehr oder weniger gut wieder entfernen.
Typische Druckstellen im Leder.
Zerknitterte Lederbekleidung
Manchmal ist Lederbekleidung beim Auspacken aus dem Reisekoffer oder durch falsche Lagerung stark zerknittert, oder Falten sind deutlich sichtbar.
Häufig reicht es schon aus, die Falten mit einem Haarfön zu erwärmen und das Leder glatt zu ziehen. Evtl. danach noch etwas aushängen lassen. Sollte das nicht reichen, können Sie das Leder auch bügeln. Nicht zu heiß, nicht mit Dampf, niemals feuchte Leder! Ein Tuch oder noch besser ein beschichtetes Backpapier (mit der Beschichtung zur Lederseite hin!) beim Bügeln dazwischen legen. Mit Backpapier spürt man besser, wie glatt das Leder unter dem Papier liegt.
Extremfälle sollten entsprechend der Waschanleitung komplett gewaschen und getrocknet werden. Dann sollten die Falten auf jeden Fall verschwinden.
Die Falten, die bei ausgelassenen Ärmeln oder Hosenbeinen sichtbar werden, sind aber meist nicht entfernbar.
"Knitterlook" - Diese Jacke soll so sein.
Video zum Thema "Druckstellen im Leder"
Video über die Behandlung von Druckstellen im Leder
Weitere Informationen
- Gewünschte Verformungen im Leder
- Infotext "Knicke und Falten in Lederbekleidung" auf www.lederzentrum.de
- Infotext "Beulen und überdehnte Leder" auf www.lederzentrum.de