Chromgerbung: Unterschied zwischen den Versionen
Admin (Diskussion | Beiträge) |
Admin (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 19: | Zeile 19: | ||
<p> </p> | <p> </p> | ||
==Chromgerbung in Zahlen== | ==Chromgerbung in Zahlen== | ||
− | Das [[Gerbung|Gerbverfahren]] der sogenannten '''Chromgerbung''' mit Chrom (III)-Salzen wird inzwischen zu rund 85 Prozent der weltweiten [[Lederherstellung]] verwendet, meist für [[Schuhe|Schuhoberleder]] (zu 95%), [[Möbelleder|Polsterleder]] (70%, aber sinkend zugunsten von [[FOC]]-Ledern) und [[Bekleidungsleder]] (fast 100%). Gegenüber [[altgegerbtes Leder|pflanzlich gegerbtem Leder]] besitzt es eine doppelt so hohe Reißfestigkeit, dabei ist es allerdings leichter, weil die zum Gerben verwendeten Chromsalze die Haut nicht füllen: Der Gerbstoff macht nur bis zu 4% (bei neueren Ledern sogar nur ca. 1,5%) des Ledergewichts aus, während lohgegerbtes Leder einen Gerbstoffgehalt von 20 Prozent aufweist. Chromgegerbte Leder lassen sich auch leichter [[Imprägnierung|hydrophobieren]] als Leder anderer Gerbverfahren. Der Gerbprozess ist schneller und materialsparender als bei altgegerbten Ledern, was Kosten spart: [[Wet Blue]], das frisch gegerbte offenporige Leder mit seinem charakteristischen bläulichen Farbton, ist global transportfähig und lässt sich gut lagern, so dass ein unbegrenzter internationaler Vertrieb und weltweite Weiterverarbeitung möglich sind. | + | Das [[Gerbung|Gerbverfahren]] der sogenannten '''Chromgerbung''' mit Chrom (III)-Salzen wird inzwischen zu rund 85 Prozent der weltweiten [[Lederherstellung]] verwendet, meist für [[Schuhe|Schuhoberleder]] (zu 95%), [[Möbelleder|Polsterleder]] (70%, aber sinkend zugunsten von [[Chromgerbung#FOC = Free of Chrome|FOC]]-Ledern) und [[Bekleidungsleder]] (fast 100%). Gegenüber [[altgegerbtes Leder|pflanzlich gegerbtem Leder]] besitzt es eine doppelt so hohe Reißfestigkeit, dabei ist es allerdings leichter, weil die zum Gerben verwendeten Chromsalze die Haut nicht füllen: Der Gerbstoff macht nur bis zu 4% (bei neueren Ledern sogar nur ca. 1,5%) des Ledergewichts aus, während lohgegerbtes Leder einen Gerbstoffgehalt von 20 Prozent aufweist. Chromgegerbte Leder lassen sich auch leichter [[Imprägnierung|hydrophobieren]] als Leder anderer Gerbverfahren. Der Gerbprozess ist schneller und materialsparender als bei altgegerbten Ledern, was Kosten spart: [[Wet Blue]], das frisch gegerbte offenporige Leder mit seinem charakteristischen bläulichen Farbton, ist global transportfähig und lässt sich gut lagern, so dass ein unbegrenzter internationaler Vertrieb und weltweite Weiterverarbeitung möglich sind. |
Version vom 12. März 2011, 08:14 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Chromgerbung
Über Jahrhunderte dominierte die pflanzliche Gerbung den Gerbprozess. 1858 beschäftigte sich der deutsche Technologe F. Knapp erstmalig mit dem Thema Chromsalze und Gerbung.
Eisenoxyd- und Chromoxydsalze haben beide im eminenten Grad die Eigenschaft, Haut in Leder zu verwandeln. Die saure Reaktion der Eisensalze und Chromsalze bewirkt selbst bei dünnen Häuten ein allzu steifes, dem Narbenbruch unterworfenes Leder. Versetzt man dagegen die salzsaure Lösung des Oxydes vor dem Gerben mit soviel Soda oder Ätznatron als sie verträgt, ohne einen bleibenden Niederschlag zu bilden, gerben sich nun die Häute ohne Vergleich viel leichter und mit voller Geschmeidigkeit. (Knapp, F.: Natur und Wesen der Gerberei und des Leders. In: Dinglers Polytechnisches Journal 149, 1858. 305; 378.)
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Chromgerbung zur beherrschenden Gerbart. Insbesondere der ökonomische Zeitvorteil von wenigen Tagen im Vergleich zu mehreren Monaten bei der Pflanzengerbung war ein entscheidender Faktor. Die Entdeckung der Chromgerbung, verbunden mit dem Verfahren des Lickerns und der Entwicklung synthetischer Farbstoffe hat die Vielfalt des heute bekannten Erscheinungsbildes von Leder ermöglicht.
Chrom(III)-Oxid in Pulverform
Chromgerbung in Zahlen
Das Gerbverfahren der sogenannten Chromgerbung mit Chrom (III)-Salzen wird inzwischen zu rund 85 Prozent der weltweiten Lederherstellung verwendet, meist für Schuhoberleder (zu 95%), Polsterleder (70%, aber sinkend zugunsten von FOC-Ledern) und Bekleidungsleder (fast 100%). Gegenüber pflanzlich gegerbtem Leder besitzt es eine doppelt so hohe Reißfestigkeit, dabei ist es allerdings leichter, weil die zum Gerben verwendeten Chromsalze die Haut nicht füllen: Der Gerbstoff macht nur bis zu 4% (bei neueren Ledern sogar nur ca. 1,5%) des Ledergewichts aus, während lohgegerbtes Leder einen Gerbstoffgehalt von 20 Prozent aufweist. Chromgegerbte Leder lassen sich auch leichter hydrophobieren als Leder anderer Gerbverfahren. Der Gerbprozess ist schneller und materialsparender als bei altgegerbten Ledern, was Kosten spart: Wet Blue, das frisch gegerbte offenporige Leder mit seinem charakteristischen bläulichen Farbton, ist global transportfähig und lässt sich gut lagern, so dass ein unbegrenzter internationaler Vertrieb und weltweite Weiterverarbeitung möglich sind.
Bereich | Chromgegerbte Leder in % | Tendenz |
---|---|---|
Schuhoberleder | 95 | Keine Änderung |
Möbelleder | 70 | Abnahme zugunsten FOC |
Autoleder | 50 | Abnahme zugunsten FOC |
Bekleidungsleder | 100 | Keine Änderung |
Galanterieleder | 60 | Keine Änderung |
Sohlleder | - | Keine Änderung |
Quelle: Zeitschrift Leder & Häute Markt 3/2008, S. 46.
"Wet Blue" - feuchtes, grau-bläuliches Leder direkt nach der Chromgerbung.
Als Gerbstoff wird fast immer 33%iges basisches Chromsulfat mit einem Chrom(III)-Oxid-Gehalt von etwa 26% verwendet. Weltweit werden jährlich 480 000 Tonnen an Chromgerbstoffen produziert, was etwa 125 000 Tonnen Chrom(III)-Oxid entspricht. Die Verwendung von Chrom (III)-Salzen (Chromalaun) gilt als gesundheitlich unbedenklich und wirft bei den allermeisten Menschen (trotz intensiven Hautkontaktes im Schuh- oder Bekleidungsbereich) keinerlei Schwierigkeiten auf. Trinkwasser darf 50 Mikrogramm (Chrom III) pro Liter enthalten.
FOC = Free of Chrome
FOC (engl. free of chrome, chromfrei) bezeichnet mit synthetischen Stoffen oder pflanzlichen Mitteln ohne Verwendung von Chrom gegerbtes Leder. Sie sind heute zunehmend bei Polsterledern im Fahrzeug- und Möbelbereich anzutreffen.
Die Autoleder von Audi, Porsche und Volkswagen sind z.B. grundsätzlich chromfrei.
Die Herstellung von FOC-Ledern ist aufwendiger als die der chromgegerbten Leder. Es muss z.B. im Gerbprozess auf die exakte Einhaltung der Temperaturen geachtet werden. Daher werden FOC-Leder eher in den entwickelten Ledern produziert. Eine Übersicht über die Verteilung der Gerbarten finden Sie unter "Chromgerbung".
FOM (free of metal) ist die Bezeichnung für Leder, die vollständig ohne Verwendung von Metallen und ihren Verbindungen (etwa Aluminium, Eisen oder Titan) gegerbt worden sind.
Chrom-VI
Gesundheitsschädlich ist aber Chrom (VI) (zu dessen Risiken siehe den entsprechenden Artikel), das unter unsachgemäßen Gerbbedingungen im Leder entstehen kann, die aber inzwischen erforscht sind und vermieden werden können.
Fette mit hohen Anteilen ungesättigter Fettsäuren fördern demnach die Bildung von gesundheitsschädlichem Chrom (VI) bei der Chromgerbung. Es wurde bisher auch vermutet, dass ein hoher Anteil an löslichem Chrom (III) zur Oxidation von Chrom (III) zu Chrom (VI) z. B. bei der Verwendung von alkalischen Klebern (Heat-Setting) führen kann. Dieses lässt sich aber nicht reproduzieren. Daher bleibt der beste Schutz vor Chrom (VI) der Einsatz geeigneter Fettungsmittel und die Durchführung der vegetabilen Nachgerbung mit Quebracho, Kastanie, Mimosa oder Tara.
Chromgerbung - Ökologie
Auch Umweltüberlegungen sind bezüglich der Chromgerbung relevant. So entstehen etwa bei der Gerbung chromhaltige Abwässer und Reststoffe, die aufbereitet bzw. recycled werden müssen, um wertvolle Stoffe wiederzugewinnen; auch bei der Entsorgung von chromgegerbten Ledern - etwa bei Sitzen in ausgemusterten Autos - ist eine korrekte Handhabung wichtig, da bei Verbrennung chromgegerbten Leders das schädliche Chrom (VI) erzeugt wird. Überprüft werden muss auch regelmäßig das Verhalten von vorgeschrumpften Ledern auf Armaturenbretten (Dashboard-Leder) hinsichtlich des Entstehungsverhaltens von Chrom (VI) unter Bedingungen hoher Hitzeeinwirkung (etwa bei starker Sonneneinstrahlung auf schwarzes Leder).
Weitere Informationen im Web
Verfahren der Gerbung |
---|
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung (siehe auch Glacé) - Sämischgerbung - Synthetische Gerbung |