Spaltleder: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. Februar 2012, 18:58 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Begriff "Spaltleder"
Wird eine Haut oder ein Fell über die gesamte Fläche in mehrere Schichten zerlegt, so bezeichnet man diesen Vorgang als "Spalten". Oft werden dickere Leder - besonders vom Rind, das 5 bis 10 Millimeter starke Häute liefert - gespalten. Die so gewonnenen Schichten nennt man Narbenspalt (Außenspalt), Fleischspalt (unterer Spalt), und bei schwereren Häuten kann auch Kernspalt (Mittelspalt oder Zwischenspalt) anfallen. Die nach unten abgespaltenen Leder sind auf beiden Seiten rau wie die Rückseite eines Leders.
Das Leder wird gespalten. Oben ist dann das Narbenspalt und unten das Fleischspalt. Außerhalb der Gerberei gilt nur das Fleischspalt als "Spaltleder"
Als wertvoller gilt der "Narbenspalt". Das Fasergefüge ist in den oberen Schichten bzw. im Narbenbereich wesentlich dichter und dadurch reißfester. Es wird so als Glattleder weiterverarbeitet.
Nach dem Verlassen der Gerberei wird der Begriff "Narbenspalt" nicht mehr verwendet. Der Lederhändler bis zum Endkunden verwendet dann je nach Lederart Begriffe wie "Glattleder", "Anilinleder", "Nappa" etc. Der Begriff "Spalt" taucht im Zusammenhang mit der Narbenseite nicht mehr auf. Der untere Spalt mit den zwei rauen Seiten wird dann auch nicht mehr als "Fleischspalt", sondern als "Spaltleder", "Spaltvelours" oder "Veloursleder" oder mit dem Oberbegriff "Rauleder" bezeichnet. Um die Lederarten für den Laien verständlicher zu machen, ist das auch gut so. Dadurch ist klar, dass beim Begriff "Spalt" immer die weniger stabile untere Schicht gemeint ist.
Bei aus Fleischspalt oder Mittelspalt hergestellten Ledern muss das Wort "Spalt" Teil der Produktdeklaration sein, z. B. Rindspalt, Schweinsspalt etc., da dieses Spaltleder nicht so hochwertig wie der Narbenspalt ist. Beim Spaltleder oder Veloursleder handelt es sich, solange die weiteren Bedingungen erfüllt sind (Beschichtungsdicke und Dickenrelation zu anderen Materialien), um "Echt Leder" oder "Echtes Leder", aber die Deklaration als "Spalt" muss ergänzend erfolgen. Meist erfolgt dieser Hinweis aber nicht. Kunden können diese Falschdeklaration daher als Reklamationsgrund verwenden.
Im Bekleidungsbereich sind Schweinsvelours oder Ziegenvelours die typischsten Rauleder. Schweinsleder ist i. d. R. etwas steifer und auch nicht so reißfest wie ein Ziegenvelours. Daher liegt es preislich unter dem Ziegenvelours. Schweinsvelours wird auch häufig als "Porc Split" deklariert. Das ist die englische Bezeichnung für Schweinsvelours.
Im Schuhbereich ist Spaltleder weit verbreitet und wegen seiner Atmungsaktivität insbesondere bei Sportschuhen weit verbreitet.
Im Möbelbereich werden Spaltleder meist beschichtet, so dass diese wie ein Narbenspalt aussehen. Man nennt diese Leder dann "geprägtes Spaltleder" oder "PU-Leder". Bei den geprägten Spaltledern wird auf das Leder ein Bindemittel aufgetragen und anschließend mit einer Narbung geprägt. Bei den PU-Ledern wird eine Kunststofffolie auf das Spaltleder aufgeklebt.
Im Alltag werden aber die wenigsten Spaltleder im Möbelbereich richtig deklariert. Meist werden solche Leder nur mit "Echt Leder" und ähnlichen Begriffen deklariert. Es fehlt häufig der Hinweis auf das Spaltleder, und häufig ist die Schichtstärke auch über 0,15 mm und müsste daher als "beschichtetes Leder" mit dem Zusatz "Spaltleder" deklariert werden, oder als "Beschichtetes Spaltleder".
Diese Falschdeklaration ist eine Irreführung des Verbrauchers und sollte im Gewährleistungszeitraum bei Missfallen auch reklamiert werden.
Das Spalten von Ledern
Bild 1: Rindsleder werden i. d. R. in mindestens zwei Schichten gespalten. - Bild 2: "Narbenspalt" mit Haarseite.
Bild 3: Das Fleischspalt ist auf beiden Seiten rau. Nach dem Verlassen der Gerberei wird es als "Veloursleder" oder "Spaltleder" bezeichnet.
Bild 1: Spaltmaschine in der Gerberei. - Bild 2: Dickenkontrollmessung.
Verarbeitete Spaltleder
Es gibt viele Bereiche, für die Spaltleder bestens geeignet sind. Im Schuhbereich, Bekleidungsbereich oder Taschenbereich werden Spaltleder traditionell problemlos verarbeitet. Es ist meist der Möbelbereich, wo Spaltleder mit einer Glattlederoptik verkauft werden, was zu Enttäuschungen bei den Kunden führt. Es gibt aber auch hochwertige Möbel, wo das Spaltleder als Veloursleder verarbeitet wurde.
Bild 1: "Spaltleder" finden sich in fast jedem Haushalt im Schuhregal. Als Turnschuhleder. - Bild 2: Ein Veloursledersessel aus den 50er Jahren.
Beschichtete Spaltleder
Damit Spaltleder eine pflegeleichte Oberfläche bekommt, wird es manchmal beschichtet. Insbesondere im unteren Preissegment wird der Kunde aber nicht darauf hingewiesen, dass er nicht das hochwertige Narbenleder hat, sondern ein preiswertes Spaltleder mit einer Beschichtung. Leider sind die Reklamationsquoten bei den preiswerten, beschichteten Spaltledern sehr hoch und die Lebensdauer deutlich geringer als bei den Narbenledern. Insbesondere die PU-Leder bereiten oft Probleme.
Bild 1 und 2: Für die Pflichtdeklaration "Beschichtetes Leder" muss die Schichtstärke der Beschichtung größer als 0,15 Millimeter sein. - Bild 3: Typische PU-Leder-Optik
Geprägtes Spaltleder
Als "geprägte Spaltleder" werden Spaltleder bezeichnet, deren Velouroberfläche mit einer Farbschicht überzogen worden sind und geprägt wurden. Diese Spaltleder sehen dann aus wie ein normales Narbenleder. Die Qualität ist aber nicht so gut, weil das Fasergefüge von Spaltledern i.d.R. nicht so hoch ist, wie das von Narbenledern. Es reißt leichter ein.
Geprägtes Spaltleder und geschiffenes und geprägtes Narbenleder sind nicht ohne Weiteres unterscheidbar.
Spaltleder-Schäden
Spaltleder sind anfälliger für Schäden als Narbenleder. Insbesondere im unteren Preissegment gibt es oft Probleme. Da löst sich die Beschichtung, das Leder reißt ein oder wird im Bereich von Haut- und Haarkontakt klebrig und löst sich auf. Insbesondere die PU-Leder sind davon häufig betroffen.
Billige, beschichtete Spaltleder neigen oft zur Ablösung der Folie oder Farbschicht.
Spaltleder reißen immer sehr faserig ein und sind auch deutlich anfälliger für Risse als narbenseitig verarbeitete Leder.
Bei beschädigten "Narbenledern" ist die Oberfläche in der ersten Phase des Verschleißes der Farbschicht glatt.
Weitere Informationen
Filme über die Lederherstellung in der Gerberei
Stationen der Lederherstellung |
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