Anilinleder veredelt - Veredeltes Anilinleder: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 24. Januar 2016, 18:42 Uhr

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Die Lücke zwischen Anilinleder und Semianilinleder

Reine Anilinleder dürfen laut der Begriffsdefinition dieser Lederart keine pigmentierte Oberfläche haben. Selbst eine minimale Pigmentierung ist nicht zulässig. Daher sind Anilinleder extrem fleckenempfindlich. Sobald eine Pigmentierung erfolgt, ist das Leder aber kein Anilinleder mehr. Wird nur minimal pigmentiert, damit das Leder möglichst natürlich bleibt, erfüllt das Leder nicht die Mindestanforderungen für die Lederart Semianilinleder. Zwischen Anilinleder und Semianilinleder gab es bisher keine normierte Lederart.


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Anilinleder düfen keine Pigmentzurichtung haben.

 

Dieser Konflikt tritt meist bei Möbelledern auf. Auf der einen Seite wünschen die Ledermöbelhersteller die beste Lederqualität, also Anilinleder, aber andererseits soll das Anilinleder dann nicht ausbleichen, möglichst wenig Naturmerkmale und Farbschwankungen aufweisen und nicht fleckenempfindlich sein.


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Bei Anilidern dringt Flüssigkeit sofort ein. Eine leichte Zurichtung verbessert den Schutz.

 

Um dieses Dilemma zu lösen, haben manche Gerbereien dünne Pigmentschichten auf das Leder aufgetragen. Damit wollte man dem Anilinleder möglichst nahe sein, aber trotzdem einen leichten Schutz auftragen, um den berechtigten Wünschen des Möbelhandels und der Endkunden gerecht zu werden. Wurde das bei Untersuchungen festgestellt, entstand der Vorwurf kein hochwertiges Anilinleder verkauft zu haben. Wurde es dann auf Semianilinleder geprüft, entsprach es nicht den Mindestanforderungen an die Lichtechtheiten oder Reibfestigkeit.

Durch diese Regelungslücke entstand der Eindruck, als hätte die Gerberei ein mangelhaftes Leder hergestellt. Dabei ist ein Leder zwischen Anilinleder und Semianilinleder ein hervorragendes Leder exzellenter Qualität. Es ist so wenig wie möglich beschichtet, um die Natürlichkeit zu bewahren, und trotzdem hat es einen Mindestschutz, der besser ist als bei komplett offenporigen Anilinledern. Es bleicht nicht so leicht aus und ist nicht so extrem fleckenempflindlich.

Vielen Kunden ist nicht vermittelbar, dass ein reines Anilinleder, welches in der höchsten Preisklasse angesiedelt ist, schon nach wenigen Jahren Lichtschäden aufweisen kann und sehr empfindlich ist und bei vielen Flecken kaum zu reinigen ist. Somit sind leicht pigmentierte Leder zwischen Anilinleder und Semianilinleder eine Bereicherung für das Angebot und eine positive Entwicklung für die Lederhersteller, Möbelhersteller und die Endverbraucher.


Geschöntes Anilinleder

Leder mit einer leichten Pigmentierung oder Oberflächenfärbung werden auch als „geschönte Leder“ bezeichnet. Sichtbare Schönheitsfehler des Anilinleders werden schöner gemacht. Im Ergebnis hat man dann ein geschöntes Leder. Semianilinleder werden meist als geschönte Anilinleder, oder als mit Pigmenten geschöntes Anilinleder bezeichnet. Im Gegenzug ist ein nicht geschöntes Narbenleder ein Anilinleder.


Anilinleder, veredelt – veredeltes Anilinleder

Anfang 2016 tauchte der Begriff „Anilinleder veredelt“ erstmals in der Neuformulierung der RAL 430/4 auf. Nach der dortigen Definition muss ein veredeltes Anilinleder, eine noch deutlich und nahezu vollständig sichtbares Porenbild aufweisen. Eine aufgetragene Pigmentzurichtung darf 0,015 mm nicht übersteigen. Bei Anilinledern darf eine pigmentfreie Beschichtung nicht über 0,01 mm sein und beim Semianlinleder muss der natürliche Narben noch deutlich sichtbar sein (DIN EN 15987) oder die Zurichtung darf die natürliche Porenstruktur nicht verdecken (DIN 68871).

Vermutlich wird das "Anilinleder veredelt" das reine Anilinleder im Möbelbereich verdrängen. Die Empfindlichkeit der hochpreisigen Reinanilinleder ist dem Endkunden nicht vermittelbar. Zwar wird die Unterscheidbarkeit der Lederarten für Laien und Experten durch die neue Lederart nicht einfacher, aber sollten sich die Hersteller bei den Bezeichnungen der Lederarten an die neuen Definitionen halten, ist diese Lösung der richtige Weg dem Endverbraucher beste Glattlederarten im hochpreisigen Segment zur Verfügung zu stellen. Es wird sicherlich einige Jahre brauchen, bis sich der neue Begriff „Anilinleder, veredelt“ etabliert hat.





Semianilinleder

Semianilinleder sind Leder, welche nur eine leichte Pigmentierung (Farbschicht) erhalten. Beim Semianilinleder darf das natürliche Narbenbild und die Haarporen durch die Pigmentierung nicht verdeckt, sondern nur leicht geschützt sein. Dabei ist aber zu beachten, dass je nach Arbeitsschritten in der Gerberei das Narbenbild mehr oder weniger gut zu erkennen ist. Zum Beispiel beeinträchtigt das Vakuumieren die Sichtbarkeit der Haarporen im Vergleich zur Hängetrocknung. Trotzdem ist es dann ein Semianilinleder. Die natürliche Narbung muss aber vollständig erhalten sein und darf nicht angeschliffen sein. Semianilinleder sind i. d. R. auch weich und warm und fühlen sich durch die weniger starkte Beschichtung sehr natürlich an.

Geregelt ist die Kennzeichnungspflicht für Semianilinleder in der DIN EN 15987 (Terminologie – Hauptdefinitionen für den Lederhandel - Juli 2015). Demnach ist ein Semianilinleder ein Glattleder mit einer pigmenthaltigen Zurichtung auf der Oberfläche, die so sparsam aufgetragen ist, dass der natürliche Narben (Haarporen) noch deutlich sichtbar ist.

Im Gegensatz zum Anilinleder, das ganz offenporig und sehr empfindlich ist, haben diese Leder einen besseren Schutz. Der Schutz ist aber längst nicht so stark wie bei pigmentierten Glattledern, wo die Pigmentschicht für einen starken Schutz sorgt und die Haarporen nicht mehr erkennbar sind. Solche Leder sind dann meist fester und fühlen sich kälter an als Semianilinleder.


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Bei Semianilinledern ist die Zurichtung deutlich dünner als bei pigmentierten Glattledern

 

Der Gerber möchte durch die leichte Pigmentierung ein Leder mit einem warmen, weichen Griff erhalten, das zumindest einen leichten Schutz aufweist. Anilinleder haben wegen ihrer Offenporigkeit den schönsten Griff. Solche Leder fühlen sich am weichsten an. Ein ideales Leder wäre daher offenporig, aber unempfindlich wie ein pigmentiertes Glattleder. Das ist aber technisch nicht möglich. Selbst die beste Imprägnierung bietet langfristig nur bedingt ausreichend Schutz. Daher steuert der Gerber über die Pigmentschicht die Empfindlichkeit gegen Ausbleichen, Verschleiß und die Fleckenempfindlichkeit.


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Semianilinleder sind unempfindlicher als Anilinleder, aber bleichen schneller aus und sind empfindlicher gegen Fettstellen und Abrieb als pigmentierte Glattleder


Semianilinleder tauchen zumeist bei Möbeln, Jacken und Taschen auf. Im Möbelbereich wird auch vom "Nappaleder leicht pigmentiert" gesprochen. Bei Haushalten ohne Kinder und Haustieren sind Möbel mit Semianilinleder sicherlich eine denkbare Variante. Die typischen Veränderungen treten erst nach Jahren auf und können bei regelmäßiger Pflege oder bei rechtzeitiger Hilfenahme eines Fachbetriebes auch rausgezögert oder repariert werden. Da Fahrzeugleder besonders stark strapaziert werden, sind sie zumeist stark pigmentiert.

Da Semianilinleder qualitativ über pigmentierten Ledern stehen, werden im Möbelbereich Leder häufig als "Semianilinleder" bezeichnet, obwohl sie eher ein pigmentiertes Leder sind. Damit soll eine bessere Qualität suggeriert werden. Leider gibt es keine festen Grenzwerte, so dass die Bezeichnung immer kritisch begutachtet werden sollte. Ist ein Leder einfarbig und fühlt sich eher kalt oder beschichtet an, ist der Begriff "Semianilinleder" eher nicht die richtige Beschreibung dieser Lederart.


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Bild 1: Ein Beispiel für die Oberfläche von Semianilinleder - Bild 2: Möbel mit Semianilinleder

 

Semianilinleder sind empfindlicher als pigmentierte Leder und daher selten in Fahrzeugen anzutreffen, wo die Leder meist pflegeleicht gewünscht werden, aber dafür auch selten weich und warm sind.


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Wiesmann-Roadster und Ferrari FF

 

Der VW-Touareg in der Individualausstattung ist ein Mix aus pigmentiertem und Semianilinleder.


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Nach 70 Tsd. auf dem Tacho noch sehr schöner Zustand, weil gut gepflegt.

 

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Semianilinleder sind sensibel: Bei falscher Pflege und Reinigung wird die Empfindlichkeit sichtbar.

 

Unterscheidungsmerkmale der Porensichtbarkeit

 

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Reines Anilinleder - Haarporen sind gut erkennbar und keine Farbschicht auf dem Leder

 

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Semianilinleder - Haarporen sind gut erkennbar, aber eine dünne Farbschicht auf dem Leder

 

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Haarporen sind kaum erkennbar, ein stärkere Farbschicht ist auf dem Leder. Hier kann nur ein Fachmann prüfen, ob es noch als "Semianilinleder" bezeichnet werden darf.

 

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Pigmentiertes Glattleder - Haarporen sind nicht mehr erkennbar, ein dicke Farbschicht ist auf dem Leder

 


Falschdeklarationen bei Semianilinleder ohne Haarporen

Da Semianilinleder als hochwertiger gelten als pigmentierte Glattleder, werden Semianilinleder nicht immer richtig deklariert. Es kommt vor, das dem Endkunden Semianilinleder angeboten werden, die aber eigentlich gar keine sind. Für Laien sind die verschiedenen Lederarten nicht unterscheidbar. Für Semianilinleder sind die Natürlichkeit und Weichheit kennzeichnend. Dazu gehört die Erkennbarkeit der Narbung und der Haarporen. Im Zweifel mit einer Digitalkamera mit Makrofunktion bei gutem Licht eine Aufnahme machen. Gezoomt kann man dann schon oft erkennen, ob Haarporen sichtbar sind.


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Als Semianilinleder angebotene Leder, die aber eindeutig keine sind.

 


Falschdeklarationen bei Semianilinleder mit geprägten Haarporen

Da Poren auch geprägt werden können, ist die Erkennbarkeit der Poren alleine nicht ausschlaggebend. Nicht jedes oberflächengefärbte Leder, welches Haarporen erkennen lässt, ist auch automatisch ein Semianilinleder. Daher ist noch die Natürlichkeit und Weichheit des Leders ein Indiz. Im Zweifel muss aber ein Experte gefragt werden. Ein kaltes und plastikartiges Leder sollte man auf jeden Fall genauer anschauen.


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Geschliffen, pigmentiert und geprägt. Das ist kein Semianilinleder. Die Haarporen sind geprägt.

 

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Geschliffen, pigmentiert und geprägt. Die Haarporen sind sehr plump geprägt. Auf keinen Fall ein Semianilinleder.

 

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Beschichtetes und mit Haarporen geprägtes Spaltleder mit einer Textilkaschierung. Ganz sicher kein Semianilinleder.

 

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Auch kein Semianilin-Leder: Folienbeschichtete Spaltleder sind mit einer Folie beschichtet. Das Porenbild ist in der Folie.

 

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Auch kein Semianilinleder: Eine Folie mit Porenbild auf einem wenig stabilem Faserverbund.

 



Video über Lederarten

Film über Lederarten.


Weitere Informationen


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