Rohhaut: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter der Rohhaut versteht der [[Gerber]] die abgezogene, [[Entfleischen|entfleischte]] Schlachthaut ohne Behandlung, im Gegensatz zum [[Leder]] als fertigem Produkt der [[Gerberei]]. Ca. 300 Mio. Rohhäute kommen jährlich aus der Fleisch- und Milchindustrie. Davon werden ca. 60% zu [[Leder]] weiterverarbeitet, geringe Anteile gehen noch in die Gelatineherstellung und Lebensmittelindustrie und der Rest wird entsorgt.  
 
Unter der Rohhaut versteht der [[Gerber]] die abgezogene, [[Entfleischen|entfleischte]] Schlachthaut ohne Behandlung, im Gegensatz zum [[Leder]] als fertigem Produkt der [[Gerberei]]. Ca. 300 Mio. Rohhäute kommen jährlich aus der Fleisch- und Milchindustrie. Davon werden ca. 60% zu [[Leder]] weiterverarbeitet, geringe Anteile gehen noch in die Gelatineherstellung und Lebensmittelindustrie und der Rest wird entsorgt.  
  
Bei Rindsledern entstehen aus 1.000 Kilo Rohhaut ca. 200 bis 300 Kilo fertiges Leder. Von der Schichtstärke der [[Haut]] ist nur die [[Haut|Lederhaut]] für die Lederherstellung verwertbar. [[Leimleder]], [[Falzen|Schleifstaub]] oder Beschnittreste sind Abfälle der ursprünglichen Rohhaut.  
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Die Rohhaut einer Kuh wiegt im Durschnitt ca. 25 Kilo und von [[Schafsleder|Schafen]] oder [[Ziegenleder|Ziegen]] 1,5 Kilo. Bei Rindsledern entstehen aus 1.000 Kilo Rohhaut ca. 200 bis 300 Kilo fertiges Leder. Von der Schichtstärke der [[Haut]] ist nur die [[Haut|Lederhaut]] für die Lederherstellung verwertbar. [[Leimleder]], [[Falzen|Schleifstaub]] oder Beschnittreste sind Abfälle der ursprünglichen Rohhaut.  
  
 
Damit eine abgezogene Haut überhaupt weiter zu Leder oder [[Fell|Fellen]] weiter verarbeitet werden kann, muss diese möglichst fehlerfrei sein. Schäden durch [[Hautschäden|Krankheiten oder Verletzungen]] oder durch fehlerhaften Umgang im Schlachthof beim [[Verschnitt#"Verschnitt" im Schlachthof|Schneiden]] oder der [[Konservierung durch Trocknung, Salzen oder Einfrieren|Konservierung]] mindern den Wert für den Gerber.
 
Damit eine abgezogene Haut überhaupt weiter zu Leder oder [[Fell|Fellen]] weiter verarbeitet werden kann, muss diese möglichst fehlerfrei sein. Schäden durch [[Hautschäden|Krankheiten oder Verletzungen]] oder durch fehlerhaften Umgang im Schlachthof beim [[Verschnitt#"Verschnitt" im Schlachthof|Schneiden]] oder der [[Konservierung durch Trocknung, Salzen oder Einfrieren|Konservierung]] mindern den Wert für den Gerber.

Version vom 26. Juni 2023, 09:04 Uhr

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Was ist Rohhaut?

Unter der Rohhaut versteht der Gerber die abgezogene, entfleischte Schlachthaut ohne Behandlung, im Gegensatz zum Leder als fertigem Produkt der Gerberei. Ca. 300 Mio. Rohhäute kommen jährlich aus der Fleisch- und Milchindustrie. Davon werden ca. 60% zu Leder weiterverarbeitet, geringe Anteile gehen noch in die Gelatineherstellung und Lebensmittelindustrie und der Rest wird entsorgt.

Die Rohhaut einer Kuh wiegt im Durschnitt ca. 25 Kilo und von Schafen oder Ziegen 1,5 Kilo. Bei Rindsledern entstehen aus 1.000 Kilo Rohhaut ca. 200 bis 300 Kilo fertiges Leder. Von der Schichtstärke der Haut ist nur die Lederhaut für die Lederherstellung verwertbar. Leimleder, Schleifstaub oder Beschnittreste sind Abfälle der ursprünglichen Rohhaut.

Damit eine abgezogene Haut überhaupt weiter zu Leder oder Fellen weiter verarbeitet werden kann, muss diese möglichst fehlerfrei sein. Schäden durch Krankheiten oder Verletzungen oder durch fehlerhaften Umgang im Schlachthof beim Schneiden oder der Konservierung mindern den Wert für den Gerber.

Beim Abtrennen der Haut muss die Schnittführung so erfolgen, dass der Gerber möglichst große, heile Flächen für die Weiterverarbeitung produzieren kann. Der Verband der Lederindustrie versucht zum Beispiel, durch Poster den Schlachtern die optimale Schnittführung bei Rindern beizubringen. Aber es kommt häufig zu Schnittfehlern, weil das Abtrennen der Haut häufig im Akkord von ungelernten Kräften durchgeführt wird. Inzwischen wird aber auch dieser Vorgang mehr und mehr von "Abzugsmaschinen" vorgenommen, die es ermöglichen, die Haut im Ganzen von dem Tier abzuziehen. Das Ergebnis sind dann praktisch schnittfehlerfreie Häute.

Die Rohware wird über den Rohwarenhandel (Häutehändler) verkauft. An den Handels- und Auktionsstellen wird dann die Rohware zu Losen von gleichartigen Häuten bzw. Fellen zusammengestellt. Rohhäute für Möbelleder werden in Deutschland pro Kilo berechnet. Laut einer Gerberei für hochwertige Möbelleder betrug der Preis pro Kilo Rohhaut 2015 ca. 3 €. Größere Gerbereien kaufen aber auch direkt von Schlachthöfen und verarbeiten die Rohware auch frisch und ohne Zwischenkonservierung.


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gesalzene Rohhaut.

 

In 2023 protestierten die argentinische Lederindustrie, um einen Wegfall von Ausfuhrzöllen auf noch nicht gegerbte Häute (ca. 10% auf gesalzene Häute) durch Schlachthöfe und Häutehändler wieder rückgängig zu machen, die den Export der Häute ökonomisch attraktiver machen sollte. Durch die Konkurrenz im Ausland würden die Preise der Häute steigen und die Lederindustrie inkl. der Lederverarbeiter im Land in Existenznot bringen. Die Befürworter des Wegfalls der Ausfuhrzölle, argumentieren, dass der Wert der Häute aktuell ca. 1,7% des Wertes der Tiere ausmachen, was die Fleischpreise erhöht. Durch bessere Preise im Export würde der Fleischpreis sinken, weil mehr pro Rind erlöst würde. Ausfuhrabgaben und Importzölle werden häufig als protektionistische Maßnahmen verwendet und schaden den Volkswirtschaften auf Dauer.


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Gekühlte Rohhaut.

 

Filme über die Lederherstellung in der Gerberei.


Weitere Informationen


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