Gerbung

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Der Lohgerber. Aus: Was willst du werden? Bilder aus dem Handwerkerleben. Berlin : Winckelmann [c. 1880]. Bild gemeinfrei.
Die Gerbung ist der wichtigste Schritt in der Lederherstellung und dient maßgeblich der Konservierung der Tierhäute (der sogenannten Blößen), um deren Zersetzung zu verhindern und sie für ihre spätere Verwendung zu stabilisieren. Da die Haut zu einem Drittel aus Eiweiß (Collagen) besteht, bewirkt das Gerben zudem, daß die Eiweißfäden beim Trocknen nicht verkleben und verhärten, sondern durch die Gerbstoffe flexibel vernetzt werden.

Die Hauptgerbarten sind die Chromgerbung (fast alle Bekleidungsleder und Schuhoberleder), die Pflanzengerbung (i.d.R. Gürtel, Sohlenleder, Reitleder), die synthetische Gerbung und die Trangerbung (z. B. Fensterleder, Trachtenleder). Häufig werden verschiedene Gerbarten kombiniert, um bestimmte Eigenschaften des Endprodukts zu erreichen, z. B. die synthetische Gerbung mit der Chrom- oder Pflanzengerbung.

Ein weiteres als "Gerbung" bezeichnetes Behandlungsverfahren ist die sogenannte Weißgerbung. Diese findet mit Alaun und Kochsalz statt (gelegentlich auch, als Glacé oder französische Weißgerbung, zusätzlich mit Eidotter und Mehl). Sie wird meist verwendet, um Dekorationsfelle, z. B. als Bettvorleger, herzustellen. Die Gerbung ist nicht permanent, da die Gerbstoffe durch Wasser aus dem Fell wieder ausgespült werden können: Weißgegerbte Häute gelten als nicht waschbar. Wird diese Eigenschaft bei Fellen erwünscht, greift man hingegen auf Glutaraldehyd- (auch: Medizinal-)Gerbung zurück. Diese macht das Fell haltbar, gibt ihm allerdings auch einen gelblichen Ton.

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Gerberei in Marrakesch. Bild: Donar Reiskoffer, Lizenz: GNU 1.2
Glacéhandschuhe sind durch die nicht-permanente, auswaschbare Weißgerbung sehr empfindlich gegen Wasser. Der Ringfinger dieses Handschuhs wurde durch Feuchtigkeit irreparabel beschädigt.
Das älteste Gerbverfahren ist die Trangerbung, die seit etwa 6000 v. u. Z. belegt ist; pflanzlich gegerbt hingegen wird bereits seit der Bronzezeit vor etwa 4000 Jahren. Die Chromgerbung ist seit dem Jahr 1900 die verbreitetste Gerbmethode, zumal sie aufgrund ihrer hohen Wirkgeschwindigkeit zu bevorzugen ist - im Gegensatz dazu kann pflanzliche Gerbung 15 Monate oder länger benötigen. Im Jahr 2001 wurden der Fachliteratur zufolge bereits 78% aller Leder in Deutschland chromgegerbt, 21% lohgegerbt und nur 1% sämisch gegerbt.

Die Farbe des Leders - vor der eigentlichen Färbung - lässt in der Regel erkennen, welches Gerbverfahren angewandt wurde. Pflanzliche Gerbung färbt das Leder bräunlich, Trangerbung gelblich, Alaungerbung weiß und Chromgerbung silbergrau (Wet Blue).

Die Ausbildung zum Gerber ist in Deutschland nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung geregelt.


Anteil chromgegerbter Leder in verschiedenen Verwendungsbereichen
Bereich Chromgegerbte Leder in % Tendenz
Schuhoberleder 95 Keine Änderung
Möbelleder 70 Abnahme zugunsten FOC
Autoleder 50 Abnahme zugunsten FOC
Bekleidungsleder 100 Keine Änderung
Galanterieleder 60 Keine Änderung
Sohlleder - Keine Änderung

Quelle: Zeitschrift Leder & Häute Markt 3/2008, S. 46.


Weitere Informationen im Web


Stationen der Lederherstellung
Lagern - Weichen - Entfleischen - Äschern - Beizen - Gerbung - Abwelken - Sortieren - Spalten - Falzen - Neutralisieren - Füllen - Färben - Fetten - Trocknen - Stollen - Zurichtung - Kontrolle
Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung (siehe auch Glacé) - Sämischgerbung - Synthetische Gerbung