Lederindustrie

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Zur Lederindustrie werden im engsten Sinne die Industrie gerechnet, die nach dem Schlachthof die Rohhaut oder das Rohfell konserviert, die Gerbereien, die die Rohhäute zu haltbaren Ledern oder Fellen weiter verarbeiten, färben und zurichten.

Im weitesten Sinne gehören zur "Lederindustrie" auch die Firmen, die die Felle und Häute anschließend zu gebrauchsfertigen Artikeln weiterverarbeiten. Dazu gehören die Schuhhersteller, die Bekleidungshersteller, die Hersteller von KFZ-Polstern und die Möbelindustrie. Aber auch die Hersteller von Gurten und Gürteln, Taschen und vielen anderen Produkten aus Leder.

Die folgenden Zahlen sind aus Lederfachzeitschriften und dem Internet. Da die Zahlen zum Teil auf Schätzungen beruhen oder aus Ländern stammen, die es "nicht so genau nehmen" oder die Zahlen schätzen, kann man die Zahlen nur als Anhaltspunkte verwenden. Je nach Quelle oder Art der Erfassung sind die Angaben nicht immer übereinstimmend. Trotzdem geben die Zahlen einen ungefähren Überblick über den Stand und die Entwicklung der Lederindustrie.


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Gerbereien

Im 17. Jahrhundert bildete sich in Deutschland eine Gerberzunft, die sich vor allem an Flüssen ansiedelte. So wurde Mülheim an der Ruhr, mit seinen vielen Zuflüssen ein Zentrum des deutschen Gerberhandwerks, ebenso wie der schwäbische Raum zwischen Stuttgart und Backnang. Einen Aufschwung nahm die Gerberei im 19. Jahrhundert, als die Zunftschranken dieses Gewerbes fielen. In den zwanziger Jahren stand das Gerberhandwerk in der Blütezeit. 61.000 Mitarbeiter wurden in Deutschland in 2.700 Betrieben beschäftigt.

Der Niedergang der Gerberindustrie in Deutschland begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit der zunehmenden Kunststoffproduktion und der wachsenden Konkurrenz aus Billiglohnländern. Die hohen Umweltauflagen hierzulande und das Abwandern der lederverarbeitenden Industrie in die Billiglohnländer, vor allem der Schuh- und Bekleidungsindustrie, verschärften die Situation.

In Deutschland gab es im Jahr 2011 etwa 50 Gerbereien mit ca. 2.500 Mitarbeitern (2006 ca. 80 mit 3.000 Mitarbeitern). Die Zahl der Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern betrug 2012 13 (2007 12 und 2006 noch 14) mit 1742 Mitarbeitern und einem Umsatz von 384 Mio. Euro.

Nach Italien und Spanien ist Deutschland der drittgrößte Lederhersteller in Europa. In Italien gab es in 2005 ca. 2.350 Gerbereien mit ca. 27.500 Beschäftigten. In Spanien waren es ca. 150 Gerbereien mit ca. 4.500 Beschäftigen. In der EU-25 waren es 2005 ca. 2.850 Gerbereien mit insgesamt ca. 48.800 Beschäftigten. Diese Zahlen unterstreichen die starke Stellung der Italiener in der europäischen Lederproduktion. 49,4% der in Italien produzierten Leder waren 2011 Schuhleder, 18,1% Leder für Lederwaren, 17,3% Möbelleder, 4,7% Autoleder und 5,7% Bekleidungsleder.

Häute und Fellerzeugung in Deutschland (2008): 3.534.800 Rinderhäute (Bullen, Kühe, Ochsen, Färsen = weibliche Rinder, die noch nicht gekalbt haben), 316.500 Kalbsfelle, 1.148.500 Schaffelle und 26.200 Ziegenfelle.

In Deutschland wurden 2011 ca. 8 Mio m² (2006 ca. 14 Mio. m²) zugerichtetes Leder produziert. Ca. 65% davon sind Auto- und Möbelleder (2006 70%), 25% Schuhleder (2006 20%) und der Rest Bekleidungs- und Taschenleder.

Von den 70% Polsterledern (2012) waren 65% (2006 60%) Autoleder und 35% Möbelleder (40% 2006) und das Markvolumen lag bei ca. 300 Mio. Euro. Der Exportanteil war in 2011 68% (2006 50%).

Der Umsatz betrug 2011 409 Mio Euro. Im Krisenjahr 2009 brach der Umsatz der deutschen Lederindustrie dramatisch um 39% auf 268,8 Mio. Euro ein (2007 420 Mio., 2008 440 Mio., 2010 352 Mio. Euro).

Die Hauptexportländer für die deutsche Lederindustrie sind Polen mit 162 Mio. Euro in 2012 (2009 87,5 Mio. Euro), Ungarn mit 71,4 Mio. Euro (2009 50,8 Mio. Euro), Tschechien mit 44,5 Mio. Euro und Österreich.

Die Hauptimporteure von Leder nach Deutschland waren 2012 Italien mit 202 Mio. Euro, Brasilien mit 70,8 Mio. Euro und Polen mit 55,8 Mio. Euro. In Statistiken vor 2010 tauchten nach Italien noch Uruguay und Österreich auf.

Die Gerbereien sind stark von den Rohwarenpreisen abhängig. Die Rohwarenpreise sind durch die gestiegene Nachfrage im Automobilsektor im ständigen steigen, weil das Angebot an Rohware von der Fleischproduktion bestimmt wird, die sich nicht so stark ändert. Für Gerbereien ist es daher wichtig, sich die Bezugsquellen für die Rohäute in benötigter Qualität langfristig zu sichern.


Im weltweiten Vergleich

Das World Statistical Compendium for Raw Hides and Skins (FAO 1998) beziffert die in den 1990er Jahren weltweit im Jahr produzierte Ledermenge auf etwa 463.000 Tonnen beziehungsweise eine Milliarde Quadratmeter, wovon die überwältigende Mehrheit Rindsleder waren. 640 Millionen Quadratmeter davon wurden in insgesamt 4,5 Milliarden Paar Schuhe verarbeitet.

Weltweit setzte die Lederindustrie im Jahr 2005 etwa 45 Milliarden US-Dollar um, wovon allein 25,6 Milliarden Dollar auf fertige Lederartikel (55% Schuhe, 15% Handschuhe und Bekleidung, 20% KFZ- und Möbelleder) entfielen. Die wichtigsten Lieferländer für Leder, die insgesamt 61 Prozent des Marktes beherrschten, waren China, Indien, https://www.youtube.com/watch?v=xSQ_fwiPD0M&list=PLdGEmp0I4BawmOicnQn_MkgYSgFM3bKel Brasilien] und die USA.

Laut der FAZ vom 15.09.2011 werden jährlich 1,8 Mrd. Quadratmeter Leder für 40 Mrd. $ produziert. Dazu sind 500 Tsd. Mitarbeiter beschäftigt.

Laut Pro-Leder 02/14 stieg die weltweite Produktion von Flächenlederproduktion von 1990 bis 2011 um ca. 50% von 9,4 auf 14,0 Mrd. qfs.


China hatte 2012 eine Lederproduktion (nur Großbetriebe mit Jahresumsatz über 3,17 Mio. US $) von 750 Mio. Quadratmetern und produzierte 4,5 Mrd. Schuhe (2010 4,2 Mrd.). China ist der weltgrößte Lederproduzent und Schuhhersteller. China produzierte 2012 57,7 Mio. Stück Lederbekleidung (2010 ca. 62,37 Mio.) und 2010 780 Mio. Taschen und Gepäckstücke. Der Umsatz des Ledersektors in China betrug 2012 168,8 Mrd. US $.

Sei Jahrzehnten ist eine Verlagerung der Ledererzeugung in die Entwicklungs- und Schwellenländer zu beobachten. Das liegt an den günstigeren Kosten in diesen Ländern und an dem weniger starken Umweltbewusstsein. Dazu kommen noch hohe Exportsteuern und andere fiskalische Lenkungselemente, um den Export von Rohware und Halbfertigerzeugnissen zu reduzieren. Dadurch soll die Weiterverarbeitung im Land gehalten werden. Zum anderen sind aber auch die Vorurteile gegen Gerbereien in den Industrieländern ein Grund für eine fallende Ledererzeugung.

Die folgenden Zahlen sind nur als Anhaltspunkt zu werten, da die Erfassungsgenauigkeit der Angaben der Entwicklungsländer nicht sicher ist.

Größer Produzent von Rohhäuten von Rindern war 2007 China mit geschätzten 908 Tsd. Tonnen (1980 noch 57 Tsd. Tonnen). An zweiter Stelle folgen die USA mit 860 Tsd. Tonnen (1980 883 Tsd. Tonnen). An dritter Stelle Brasilien mit 752 Tsd. Tonnen (1980 noch 192 Tsd. Tonnen). Den vierten Platz nimmt Indien mit 432 Tsd. Tonnen ein (1980 370 Tsd. Tonnen). In Europa führt Frankreich mit 126 Tsd. Tonnen (1980 173 Tsd. Tonnen), gefolgt von Italien mit 120 Tsd. Tonnen (1980 127 Tsd. Tonnen). Dann kommt Deutschland mit 110 Tsd. Tonnen (1980 193 Tsd. Tonnen). Diese Zahlen verdeutlichen den Trend der Verschiebung der Lederproduktion von den Industrieländern in die Entwicklungs- und Schwellenländer.


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Indien, aus der Bildersammlung von www.feinleder-hoffmann.com

 

Im Gegensatz zu Rohhäuten werden die fertigen Leder als Flächenmaß angegeben. Rohhäute werden mit ihrem Gewicht angegeben. Bei der Produktion fertiger Leder sieht die Statistik anders aus. Das liegt daran, dass Rohhäute auch exportiert und dann in anderen Ländern gegerbt und zu Lederhäuten verarbeitet werden. Größter Produzent bei der Herstellung von Flächenledern von Rindern ist aber auch hier China mit geschätzten 2.563 Mio. qfs (Quadratfuß) in 2007 (1980 noch 196 Mio. qfs). An zweiter Stelle folgt schon Italien mit 1750 Mio. qfs (1980 noch 781 Mio. qfs). Den dritten Platz nimmt Brasilien mit 1600 qfs (1980 noch 380 Mio. qfs) ein. Danach folgt Südkorea, Indien und Argentinien. Deutschland liegt auf Platz 11 mit 259 Mio. qfs (1980 301 Mio. qfs).


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Schuhindustrie

In Deutschland kaufen die Konsumenten im Durchschnitt 4,48 Paar Schuhe pro Jahr (2008). 65% der Schuhe werden über den Schuhfachhandel verkauft (2010). Der Wert der in Deutschland pro Jahr verkauften Schuhe liegt bei ca. 6,8 Mrd. €.

Die deutsche Schuhindustrie (Schuhherstellung mit Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern) beschäftigte 2012 11.791 Mitarbeiter (2010 10.735) in 46 Betrieben. 2012 wurden in Deutschland ca. 26 Millionen Paar Schuhe hergestellt (Zum Vergleich: China produzierte 2012 4,5 Mrd. Paar Schuhe). Der Wert der in Deutschland produzierten Schuhe war 2008 787,8 Mio. Euro (2002 noch 1.049,3 Mio. Euro).

In Deutschland werden nicht nur "teure" Schuhe produziert. Bei Sandalen und Sandaletten liegen die Lohnkosten der Produktion unter 10%. Bei diesem Verhältnis ist die Produktion im Inland rentabler möglich als in Asien, wo die meisten Schuhe produziert werden. 2009 waren 50% der in Deutschland produzierten Schuhe Sandalen oder Sandaletten.

29 % (2010) der in Deutschland produzierten Schuhe sind Export (2006 28%). Importiert werden jährlich 498,5 Millionen Paar Schuhe (2008). Exportiert werden jährlich ca. 156,4 Millionen Paar Schuhe (2008, 142 Mio. 2006).

Im ersten Halbjahr 2010 kamen 56% der importierten Schuhe aus China (2006 45%). Weitere Lieferantenländer sind Vietnam 12%, Italien 5%, Indonesien 4%, Indien 3%, Niederlande 2% und Portugal 1,6%.

Die wichtigsten Abnehmer der aus Deutschland exportierten Schuhe waren die europäischen Nachbarländer: Polen 17%, Österreich 10%, Slowakei 9%, Niederlande und Frankreich je 8%, Großbritannien und Italien je 5%. (2010).

2010 betrug der Durchschnittspreis eines importierten Schuhs 8,56 € (2006 9,80 €, 2005 8,42 €). Bei Schuhen mit Lederoberteilen betrug der durchschnittliche Importpreis 2010 17,36 €. Der Durchschnittspreis der exportierten Schuhe lag 2010 bei 13,96 € (2006 16,25 €, 2005 12,48 €).

Der Durchschnittsverkaufspreis eines Damenschuhs lag 2010 bei 62 €, bei Herrenschuhen bei 75 € und bei Kinderschuhen bei 47 €.

China, weltgrößter Schuhproduzent, stellte 2010 4,19 Milliarden Schuhe her. Davon wurden eine Milliarde im Wert von 10,4 Mrd. Dollar exportiert.


Innenansicht einer Schuh- und Stiefelfabrik in Jordanien

Schuhfabrik-Jordanien-Bodenbau.jpg Schuhfabrik-Jordanien-Kollektion.jpg Schuhfabrik-Jordanien-Karrenbalkenstanze.jpg

Bild 1: Der "Bodenbau" in einer Schuhfabrik - Bild 2: Die Kollektion dieser Produktionsstätte - Bild 3: Karrenbalkenstanze

 

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Bild 1: Schärf- und Spaltmaschinen - Bild 2: Zwickmaschine - Bild 3: Stepperei

 

Film über die Lederherstellung


Die Lederherstellung in einer modernen Gerberei und die Hirngerbung


Die Lederherstellung mit Gerbstoffen der Eiche und die Sämischgerbung



Weitere Informationen


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