Lederindustrie

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Rohfelle vom Lamm.
Innenansicht einer Gerberei.
Zur Lederindustrie werden im engsten Sinne die Industrie gerechnet, die nach dem Schlachthof die Rohhaut oder das Rohfell konserviert, die Gerbereien, die die Rohhäute zu haltbaren Ledern oder Fellen weiter verarbeiten, färben und zurichten.

Im weitesten Sinne gehören zur "Lederindustrie" auch die Firmen, die die Felle und Häute anschließend zu gebrauchsfertigen Artikeln weiterverarbeiten. Dazu gehören die Schuhhersteller, die Bekleidungshersteller, die Hersteller von KFZ-Polstern und die Möbelindustrie. Aber auch die Hersteller von Gurten und Gürteln, Taschen und vielen anderen Produkten aus Leder.

Gerbereien

In Deutschland gab es im Jahr 2006 etwa 80 Gerbereien mit ca. 3000 Mitarbeitern. Die Zahl der Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern betrug 2007 12 (2006 noch 14).

Nach Italien und Spanien ist Deutschland der drittgrößte Lederhersteller in Europa. In Italien gab es in 2005 ca. 2.350 Gerbereien mit ca. 27.500 Beschäftigten. In Spanien waren es ca. 150 Gerbereien mit ca. 4.500 Beschäftigen. In der EU-25 waren es 2005 ca. 2.850 Gerbereien mit insgesamt ca. 48.800 Beschäftigten. Diese Zahlen unterstreichen die starke Stellung der Italiener in der europäischen Lederproduktion.

In Deutschland wurden 2006 ca. 14 Millionen Quadratmeter zugerichtetes Leder produziert. Ca. 70 Prozent davon sind Auto- und Möbelleder, 20 Prozent Schuhleder und der Rest Bekleidungs- und Taschenleder. Von den 70% Polsterledern sind 60% Autoleder und 40% Möbelleder. Der Exportanteil ist knapp 60% (2006 50%). Der Umsatz betrug 2007 ca. 420 Mio. Euro (-9% zum Vorjahr).

Die Hauptexportländer für die deutsche Lederindustrie sind Polen, Ungarn und Österreich. Die Hauptimporteure nach Deutschland sind Italien, Uruguay und Österreich.

Im weltweiten Vergleich

Weltweit setzte die Lederindustrie im Jahr 2005 etwa 45 Milliarden US-Dollar um, wovon allein 25,6 Milliarden Dollar auf fertige Lederartikel (55% Schuhe, 15% Handschuhe und Bekleidung, 20% KFZ- und Möbelleder) entfielen. Die wichtigsten Lieferländer für Leder, die insgesamt 61 Prozent des Marktes beherrschten, waren China, Indien, Brasilien und die USA.

Das World Statistical Compendium for Raw Hides and Skins (FAO 1998) beziffert die in den 1990er Jahren weltweit im Jahr produzierte Ledermenge auf etwa 463000 Tonnen beziehungsweise eine Milliarde Quadratmeter, wovon die überwältigende Mehrheit Rindsleder waren. 640 Millionen Quadratmeter davon wurden in insgesamt 4,5 Milliarden Paar Schuhe verarbeitet. Für die Gegenwart ist zu bemerken, dass der Schuhanteil in der Rindslederverwendung inzwischen weiter gesunken ist.

Sei Jahrzehnten ist eine Verlagerung der Ledererzeugung in die Entwicklungs- und Schwellenländer zu beobachten. Das liegt an den günstigeren Kosten in diesen Ländern und an dem weniger starken Umweltbewusstsein. Dazu kommen noch hohe Exportsteuern und andere fiskalische Lenkungselemente, um den Export von Rohware und Halbfertigerzeugnissen zu reduzieren. Dadurch soll die Weiterverarbeitung im Land gehalten werden. Zum anderen sind aber auch die Vorurteile gegen Gerbereien in den Industrieländern ein Grund für eine fallende Ledererzeugung.

Die folgenden Zahlen sind nur als Anhaltspunkt zu werten, da die Erfassungsgenauigkeit der Angaben der Entwicklungsländer nicht sicher ist.

Größer Produzent von Rohhäuten von Rindern war 2007 China mit geschätzten 908 Tsd. Tonnen (1980 noch 57 Tsd. Tonnen). An zweiter Stelle folgen die USA mit 860 Tsd. Tonnen (1980 883 Tsd. Tonnen). An dritter Stelle Brasilien mit 752 Tsd. Tonnen (1980 noch 192 Tsd. Tonnen). Den vierten Platz nimmt Indien mit 432 Tsd. Tonnen ein (1980 370 Tsd. Tonnen). In Europa führt Frankreich mit 126 Tsd. Tonnen (1980 173 Tsd. Tonnen), gefolgt von Italien mit 120 Tsd. Tonnen (1980 127 Tsd. Tonnen). Dann kommt Deutschland mit 110 Tsd. Tonnen (1980 193 Tsd. Tonnen). Diese Zahlen verdeutlichen den Trend der Verschiebung der Lederproduktion von den Industrieländern in die Entwicklungs- und Schwellenländer.

Im Gegensatz zu Rohhäuten werden die fertigen Leder als Flächenmaß angegeben. Rohhäute werden mit ihrem Gewicht angegeben. Bei der Produktion fertiger Leder sieht die Statistik anders aus. Das liegt daran, dass Rohhäute auch exportiert und dann in anderen Ländern gegerbt und zu Lederhäuten verarbeitet werden. Größter Produzent bei der Herstellung von Flächenledern von Rindern ist aber auch hier China mit geschätzten 2.563 Mio. qfs (Quadratfuß) in 2007 (1980 noch 196 Mio. qfs). An zweiter Stelle folgt schon Italien mit 1750 Mio. qfs (1980 noch 781 Mio. qfs). Den dritten Platz nimmt Brasilien mit 1600 qfs (1980 noch 380 Mio. qfs) ein. Danach folgt Südkorea, Indien und Argentinien. Deutschland liegt auf Platz 11 mit 259 Mio. qfs (1980 301 Mio. qfs).

Schuhindustrie

In Deutschland kaufen die Konsumenten im Durchschnitt 4,48 Paar Schuhe pro Jahr (2008). Die deutsche Schuhindustrie produziert mit ca. 13.244 Mitarbeitern (2008) ca. 25,6 Millionen Paar Schuhe (2008). Der Gesamtumsatz ist ca. 2,7 Milliarden Euro (2008). 28 Prozent davon sind Export (2006). Importiert werden jährlich 498,5 Millionen Paar Schuhe (2008). Exportiert werden jährlich ca. 156,4 Millionen Paar Schuhe (2008, 142 Mio. 2006).

45 Prozent der importierten Schuhe kamen aus China. Weitere Lieferantenländer sind Vietnam, Italien, Portugal und Indien. Die wichtigsten Abnehmer mit 83% waren die europäischen Nachbarländer, geführt von Österreich, Polen und den Niederlanden (2006).

2006 betrug der Durchschnittpreis eines importierten Schuhs 9,80 Euro (2005 8,42 Euro). Der Durchschnittspreis der exportierten Schuhe betrug 16,25 Euro (2005 12,48 Euro).