Geprägtes Leder: Unterschied zwischen den Versionen
Admin (Diskussion | Beiträge) |
Admin (Diskussion | Beiträge) |
||
(25 dazwischenliegende Versionen von einem Benutzer werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 11: | Zeile 11: | ||
== Das Prägen von Leder == | == Das Prägen von Leder == | ||
− | Unter '''Prägen''' versteht man die Änderung des natürlichen [[Narbung|Narbenbildes]] einer [[Haut|Tierhaut]] durch das Aufpressen oder Aufwalzen eines neuen [[Narbung|Narbenbildes]]. Prägungen können über die gesamte Fläche einer [[Haut]] verlaufen. Aber es gibt auch die Möglichkeit, lokale Einzelmotive zu prägen. Prägungen werden mit Pressen, Walzen oder Stempeln gemacht. Lederfachleute sprechen daher auch von '''Pressnarben''', wenn das natürliche [[Narbung|Narbenbild]] durch eine | + | Unter '''Prägen''' versteht man die Änderung des natürlichen [[Narbung|Narbenbildes]] einer [[Haut|Tierhaut]] durch das Aufpressen oder Aufwalzen eines neuen [[Narbung|Narbenbildes]]. Prägungen können über die gesamte Fläche einer [[Haut]] verlaufen. Aber es gibt auch die Möglichkeit, lokale Einzelmotive zu prägen. Prägungen werden mit Pressen, Walzen oder Stempeln gemacht. Lederfachleute sprechen daher auch von '''Pressnarben''', wenn das natürliche [[Narbung|Narbenbild]] durch eine Prägung verändert wurde. |
+ | |||
+ | Das Muster der Prägung kann das [[Narbung|Narbenbild]] einer Tierhaut sein, um eine insgesamt gleichmäßigere Oberfläche zu erzeugen oder um die Narbenstruktur anderer [[Exotenleder|Tierarten]] zu prägen. Aber auch alle anderen Arten von Mustern können ins Leder geprägt werden. | ||
Zeile 20: | Zeile 22: | ||
===Arten der Prägung:=== | ===Arten der Prägung:=== | ||
− | * '''Blindprägung | + | * '''Blindprägung, Blindpressung, Blinddruck''': Die Prägung von Leder ohne farbliche Ausgestaltung |
* '''[[Goldleder|Goldprägung]]''': Die Übertragung von Blattgold in die Prägung | * '''[[Goldleder|Goldprägung]]''': Die Übertragung von Blattgold in die Prägung | ||
* '''Farbprägung''': Die Übertragung von Farbe durch Farbfolien in die Prägung | * '''Farbprägung''': Die Übertragung von Farbe durch Farbfolien in die Prägung | ||
Zeile 33: | Zeile 35: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | [[bild:Tasche-Praegung-02.jpg|500px]] |
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | ''Geprägte Leder auf [[Bucheinband|Bucheinbänden]] und [[Lederhandtaschen|Handtaschen]]: Blindprägung, [[Goldleder|Goldprägung]], Farbprägung,''<br></p> | ||
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 41: | Zeile 46: | ||
* '''Die Zeit, die für die Prägung benötigt wird''' -> Je länger der Prägedruck ist, desto stärker und langlebiger ist die Prägung. | * '''Die Zeit, die für die Prägung benötigt wird''' -> Je länger der Prägedruck ist, desto stärker und langlebiger ist die Prägung. | ||
* '''Die Temperatur, mit der geprägt wird''' -> Je heißer das Prägewerkzeug ist, desto stärker und langlebiger ist die Prägung. | * '''Die Temperatur, mit der geprägt wird''' -> Je heißer das Prägewerkzeug ist, desto stärker und langlebiger ist die Prägung. | ||
− | * '''Die Feuchtigkeit des Leders''' -> Eine Prägung in einem angefeuchteten Leder ist | + | * '''Die Feuchtigkeit des Leders''' -> Eine Prägung in einem angefeuchteten Leder ist deuticher und langlebiger. |
<br /> | <br /> | ||
Zeile 50: | Zeile 55: | ||
− | Das zu prägende Leder wird manchmal bei stärkeren Prägungen vorher mit Schaumstoff und Sperrfutter unterklebt, damit die Prägung ordentlich sitzt und dauerhaft vertieft bleibt. „Sperrfutter“ ist ein selbstklebendes Futter, welches verhindert, dass sich beim Verarbeiten des geprägten Leders das Leder zu sehr dehnt und somit die Prägung abgeflacht wird und unscharf wird. Besonders starke Prägungen müssen zusätzlich stabilisiert werden. Dazu wird von Pappmaché bis Heißkleber die unterschiedlichsten Füllmaterialien verwendet. Entscheidend ist die Stabilität und Flexibilität des Füllmaterials. | + | Das zu prägende Leder wird manchmal bei stärkeren Prägungen vorher [[Kaschieren|mit Schaumstoff und Sperrfutter unterklebt]], damit die Prägung ordentlich sitzt und dauerhaft vertieft bleibt. „Sperrfutter“ ist ein selbstklebendes Futter, welches verhindert, dass sich beim Verarbeiten des geprägten Leders das Leder zu sehr dehnt und somit die Prägung abgeflacht wird und unscharf wird. Besonders starke Prägungen müssen zusätzlich stabilisiert werden. Dazu wird von Pappmaché bis Heißkleber die unterschiedlichsten Füllmaterialien verwendet. Entscheidend ist die Stabilität und Flexibilität des Füllmaterials. |
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | [[bild:Prägung-02.jpg| | + | [[bild:Prägung-02.jpg|500px]] |
− | [[bild:Prägung-01.jpg| | + | </p> |
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Prägung-01.jpg|500px]] | ||
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | ''[[Lederhäute]] in der Prägemaschine.'' | ||
</p> | </p> | ||
+ | |||
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Leder-praegung-Falte-zu.jpg|500px]] | ||
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Leder-praegung-Falte-auf.jpg|500px]] | ||
+ | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
[[bild:Prägung-Falte-02.jpg|500px]] | [[bild:Prägung-Falte-02.jpg|500px]] | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | ''Die Falten blieben in der Prägemaschine geschlossen und wurde nicht mit geprägt.'' |
</p> | </p> | ||
Zeile 70: | Zeile 87: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | [[bild:19-Prägung-01.jpg| | + | [[bild:19-Prägung-01.jpg|500px]] |
− | [[bild:19-Prägung-02.jpg| | + | </p> |
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:19-Prägung-02.jpg|500px]] | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
Zeile 79: | Zeile 98: | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | [[bild:Prägeplatte-01.jpg| | + | [[bild:Prägeplatte-01.jpg|500px]] |
− | [[bild:Prägeplatte-02.jpg| | + | </p> |
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Prägeplatte-02.jpg|500px]] | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
Zeile 91: | Zeile 112: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Krokoprägung durch Prägeplatte.'' | + | ''[[Krokodilleder|Krokoprägung]] durch Prägeplatte.'' |
</p> | </p> | ||
− | |||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | [[bild:Praegewerkzeug-02.jpg| | + | [[bild:Praegewerkzeug-02.jpg|500px]] |
− | + | ||
</p> | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Praegewerkzeug-01.jpg|500px]] | ||
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Praegewerkzeug-03.jpg|500px]] | ||
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | ''Prägestempel werden z.B. gefräst. - VOLVO-Logo in [[Autoleder]] geprägt (von [http://www.ledermanufaktur.com www.ledermanufaktur.com]).'' | ||
+ | </p> | ||
+ | |||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | [[bild: | + | [[bild:Praegung Leder.jpg|500px]] |
− | + | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | ''Ein Spezialist für [https://www.les-graveurs.de/Lederpraegestempel Lederprägestempel: www.les-graveurs.de].'' |
</p> | </p> | ||
Zeile 121: | Zeile 149: | ||
</p> | </p> | ||
+ | |||
+ | <p align=center> | ||
+ | <flashow>//www.youtube.com/v/XP6dF5DIO9Y&fs=1&color1=0x660000&color2=0x550000&border=1|width=500|height=281,25</flashow> | ||
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | ''[[Autoleder|Fahrzeugleder]] werden auf verschiedenste Weise mit Emblemen der Automarken, Tuner oder [[Gerberei|Lederhersteller]] versehen. Das Leder wir geprägt, [[Stickerei|bestickt]] oder [[Lederdruck|bedruckt]].''<br></p> | ||
+ | <p> </p> | ||
Durch die längere Einwirkungsdauer bei einer hydraulischen Bügelpresse lassen sich intensivere Narbenprägungen erreichen als auf der Durchlaufmaschine mit Walzen. Narbenprägungen werden daher fast immer auf Bügelpressen vorgenommen. Je nach Temperatur, Druck und Verweildauer wird die Prägung mehr oder weniger stark. Wird aber zu stark geprägt, wird das Leder durch die Verdichtung des Fasergefüges deutlich härter. Die härtere Faserstruktur wird um so mehr begünstigt, je feuchter das Leder beim Pressen ist. | Durch die längere Einwirkungsdauer bei einer hydraulischen Bügelpresse lassen sich intensivere Narbenprägungen erreichen als auf der Durchlaufmaschine mit Walzen. Narbenprägungen werden daher fast immer auf Bügelpressen vorgenommen. Je nach Temperatur, Druck und Verweildauer wird die Prägung mehr oder weniger stark. Wird aber zu stark geprägt, wird das Leder durch die Verdichtung des Fasergefüges deutlich härter. Die härtere Faserstruktur wird um so mehr begünstigt, je feuchter das Leder beim Pressen ist. | ||
Zeile 142: | Zeile 177: | ||
[[bild:Praegung-Rind-02.jpg|122px]]</p> | [[bild:Praegung-Rind-02.jpg|122px]]</p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | ''Aus dekorativen Gründen geprägte [[Rindsleder]] im [[Möbelleder|Möbelbereich]].'' |
</p> | </p> | ||
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 149: | Zeile 184: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | ''Geprägte [[Lammleder]] im [[Bekleidungsleder|Bekleidungsbereich]].'' |
</p> | </p> | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
Zeile 162: | Zeile 192: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Schöne Prägung auf einem Kameragurt aus [[Elchleder] | + | ''Schöne Prägung auf einem Kameragurt aus [[Elchleder]].''<br></p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 173: | Zeile 203: | ||
== Gründe, Leder zu prägen: Leder mit Motiven versehen == | == Gründe, Leder zu prägen: Leder mit Motiven versehen == | ||
− | Häufig wird ein Leder geprägt, um eine bestimmte Optik zu erreichen. Es werden Muster, Bilder, Narbungen anderer Tiere ([[Reptilienleder|Kroko]], [[Straußenleder]]optik) auf eine Haut geprägt, um modischen Geschmäckern zu entsprechen. Für [[Bekleidungsleder]] wird i. d. R. ein [[Lammleder]] geprägt und für [[Möbelleder]] [[Rindsleder]]. Selbst Experten können solche Prägungen dann manchmal nicht ohne exakte Untersuchungen von Originalledern unterscheiden. | + | Häufig wird ein Leder geprägt, um eine bestimmte Optik zu erreichen. Es werden Muster, Bilder, Narbungen anderer Tiere ([[Reptilienleder|Kroko]], [[Straußenleder]]optik) auf eine Haut geprägt, um modischen Geschmäckern zu entsprechen. Für [[Bekleidungsleder]] wird i. d. R. ein [[Lammleder]] geprägt und für [[Möbelleder]] [[Rindsleder]]. Selbst [[Gutachter für Leder|Experten]] können solche Prägungen dann manchmal nicht ohne exakte Untersuchungen von Originalledern unterscheiden. |
+ | |||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | <flashow> | + | <flashow>//www.youtube.com/v/oxL1dTJrhvU&fs=1&color1=0x660000&color2=0x550000&border=1|width=500|height=281,25</flashow> |
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
''Ein [[Ledervideos|Video]] über das [[leder bemalen|Bemalen]], [[Perforation|Perforieren]], [[Punzieren]], Beschriften, Prägen und [[Leder lasern|Lasern]] von Ledern''<br></p> | ''Ein [[Ledervideos|Video]] über das [[leder bemalen|Bemalen]], [[Perforation|Perforieren]], [[Punzieren]], Beschriften, Prägen und [[Leder lasern|Lasern]] von Ledern''<br></p> | ||
+ | |||
+ | |||
+ | Die im Film gezeigte Prägemaschine der Firma Posenanski ([http://www.ledermanufaktur.com www.ledermanufaktur.com]) kann Motive von maximal 20 x 20 Zentimetern prägen. Ein Prägestempel (Klischee) mit diesen Ausmaßen kostet ca. 250 Euro. Bei 10 x 10 Zentimetern ca. 150 Euro. Serienstempel werden aus Messing gefertigt. Messing ist sehr langlebig, und die Konturen sind sehr sauber. Einzelstempel werden aus preiswerterem Magnesium gefertigt. So ein Stempel hält für ca. 20 bis 50 Prägungen. Die Motive oder Klischees werden geätzt oder gefräst. Als Vorlagen reichen heutzutage die gängigen Dateiformate für Bilder und Texte. Die Anfertigung eines Klischees erfolgt innerhalb weniger Tage. | ||
+ | |||
+ | Geprägt wird mit einem Druck von ca. 300 Kilo bei einer Prägetemperatur von 40 bis 90°C. Das Leder wird nicht angefeuchtet, weil es dann mit der Hitze zusammen zu Schaden kommen würde. Die Prägedauer ist je nach Lederstärke und Festigkeit zwischen 2 und 30 Sekunden. | ||
Zeile 187: | Zeile 223: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | ''Geprägte [[Ledergürtel]]. - [[Straußenleder|Straußenlederprägung]].''</p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 195: | Zeile 231: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | ''Geprägtes [[Accessoires|Etui]]. - Geprägt und [[Leder bemalen|bemalt]].''</p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 219: | Zeile 255: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''[[Antikmöbel|Antikstühle]] sind oft mit wunderschönen Motiven versehen''</p> | + | ''[[Antikmöbel|Antikstühle]] sind oft mit wunderschönen Motiven versehen.''</p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 227: | Zeile 263: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''[[Lederhandtaschen|Handtaschenhersteller]] prägen gerne die Markenlogos ins Leder''</p> | + | ''[[Lederhandtaschen|Handtaschenhersteller]] prägen gerne die Markenlogos ins Leder.''</p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 246: | Zeile 282: | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | [[bild:Pferd-11.jpg| | + | [[bild:Pferd-11.jpg|500px]] |
− | [[bild:Pferd-12.jpg| | + | </p> |
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Pferd-12.jpg|500px]] | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
Zeile 255: | Zeile 293: | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | [[bild:Pferd-07.jpg| | + | [[bild:Pferd-07.jpg|500px]] |
− | [[bild:Pferd-08.jpg| | + | </p> |
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Pferd-08.jpg|500px]] | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Pferde Prägewerkzeug positiv und negativ wie Bilder oben - | + | ''Pferde Prägewerkzeug positiv und negativ wie Bilder oben. - Zwei weitere Varianten von Pferdemotiven als Prägewerkzeug.'' |
</p> | </p> | ||
Zeile 284: | Zeile 324: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Von hinten stabilisierte Prägung bei einer [[Lederbekleidung|Lederjacke]]'' | + | ''Von hinten stabilisierte Prägung bei einer [[Lederbekleidung|Lederjacke]].'' |
</p> | </p> | ||
Zeile 306: | Zeile 346: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Sehr exotisch: [[Rindsleder]] mit einer extrem starken Prägung und [[Metallicleder|Metallic-Effekt]]'' | + | ''Sehr exotisch: [[Rindsleder]] mit einer extrem starken Prägung und [[Metallicleder|Metallic-Effekt]].'' |
</p> | </p> | ||
Zeile 315: | Zeile 355: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Ungewöhnlich starke [[Verformtes Leder|Verformung]] eines [[Möbelleder|Möbelleders]]'' | + | ''Ungewöhnlich starke [[Verformtes Leder|Verformung]] eines [[Möbelleder|Möbelleders]].'' |
</p> | </p> | ||
Zeile 324: | Zeile 364: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Lederprägung im [[Rauleder]]''<br></p> | + | ''Lederprägung im [[Rauleder]].''<br></p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
Zeile 331: | Zeile 371: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''[[Krokodilleder|Kroko]]-Prägung im [[Kunstleder]]''<br></p> | + | ''[[Krokodilleder|Kroko]]-Prägung im [[Kunstleder]].''<br></p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
== Gründe, Leder zu prägen: Korrektur der Narbe == | == Gründe, Leder zu prägen: Korrektur der Narbe == | ||
− | Ein weiterer Grund für die Prägung von Lederhäuten sind [[Hautschäden|Narbenschäden]] der Lederhaut, die eine unbehandelte Verarbeitung nicht möglich machen. Das Leder wird dann in der Gesamtfläche meist geschliffen, repariert und dann geprägt. Man spricht dann auch von "korrigierter Narbe", "narbenkorrigiertem Leder" oder von "corrected grain". | + | Ein weiterer Grund für die Prägung von [[Lederhäute|Lederhäuten]] sind [[Hautschäden|Narbenschäden]] der Lederhaut, die eine unbehandelte Verarbeitung nicht möglich machen. Das Leder wird dann in der Gesamtfläche meist [[schleifen|geschliffen]], repariert und dann geprägt. Man spricht dann auch von "korrigierter Narbe", "narbenkorrigiertem Leder" oder von "corrected grain". |
− | Ein Bauer bekommt vom Schlachter nicht mehr Geld für seine Kühe und Rinder, wenn die Haut [[Hautschäden|makellos]] ist. Häufig haben die Tiere aber im Laufe ihres Lebens Wunden und Krankheiten, die die Qualität einer Lederoberfläche beeinflussen. Um Insektenstiche, Verletzungen, Krankheiten und andere Schäden auf Tierhäuten zu verstecken, werden Rinderhäute häufig mit einer einheitlichen Narbenprägung versehen. | + | Ein Bauer bekommt vom Schlachter nicht mehr Geld für seine Kühe und Rinder, wenn die Haut [[Hautschäden|makellos]] ist. Häufig haben die Tiere aber im Laufe ihres Lebens Wunden und Krankheiten, die die Qualität einer Lederoberfläche beeinflussen. Um Insektenstiche, Verletzungen, Krankheiten und andere Schäden auf [[Haut|Tierhäuten]] zu verstecken, werden Rinderhäute häufig mit einer einheitlichen Narbenprägung versehen. |
Dadurch sinkt der [[Verschnitt]] des Leders, weil die gesamte Fläche einer Haut ein gleichmäßiges [[Narbung|Narbenbild]] erhält und dadurch alle Flächen einer [[Möbelleder|Möbelgarnitur]] oder einer [[Autoleder|Fahrzeuginnenausstattung]] identisch sind. Kleinere Fehlstellen und Unregelmäßigkeiten der [[Narbung|Naturnarbe]] werden ausgeglichen und müssen beim Zuschneiden der Lederteile nicht mehr umgangen werden. | Dadurch sinkt der [[Verschnitt]] des Leders, weil die gesamte Fläche einer Haut ein gleichmäßiges [[Narbung|Narbenbild]] erhält und dadurch alle Flächen einer [[Möbelleder|Möbelgarnitur]] oder einer [[Autoleder|Fahrzeuginnenausstattung]] identisch sind. Kleinere Fehlstellen und Unregelmäßigkeiten der [[Narbung|Naturnarbe]] werden ausgeglichen und müssen beim Zuschneiden der Lederteile nicht mehr umgangen werden. | ||
Zeile 343: | Zeile 383: | ||
=== [[Narbung|Naturnarbe]] === | === [[Narbung|Naturnarbe]] === | ||
− | + | Eine [[Narbung|Originalnarbe]] ist auch unterschiedlich auf einer [[Haut|Hautoberfläche]]. In der Mitte einer Haut ist das Leder oft [[Haarporen#feinporiges Leder - grobporiges Leder - feinnarbiges Leder - grobnarbiges Leder|feinnarbig]], und zum Rand hin wird es [[Haarporen#feinporiges Leder - grobporiges Leder - feinnarbiges Leder - grobnarbiges Leder|grobnarbiger]]. Beim Zuschnitt von Sitzflächen bei [[Möbelleder|Möbeln]] und [[Autoleder|Fahrzeugledern]] legen die Kunden Wert auf ein einheitliches [[Narbung|Narbenbild]]. Durch die einheitliche Prägung müssen diese Narbenunterschiede nicht mehr berücksichtigt werden. Die Ausbeute der [[Verschnitt|Zuschnitte]] aus einer Haut wird dadurch größer und senkt die Produktionskosten. | |
− | Eine Originalnarbe ist auch unterschiedlich auf einer Hautoberfläche. In der Mitte einer Haut ist das Leder oft [[Haarporen#feinporiges Leder - grobporiges Leder - feinnarbiges Leder - grobnarbiges Leder|feinnarbig]], und zum Rand hin wird es [[Haarporen#feinporiges Leder - grobporiges Leder - feinnarbiges Leder - grobnarbiges Leder|grobnarbiger]]. Beim Zuschnitt von Sitzflächen bei Möbeln und Fahrzeugledern legen die Kunden Wert auf ein einheitliches Narbenbild. Durch die einheitliche Prägung müssen diese Narbenunterschiede nicht mehr berücksichtigt werden. Die Ausbeute der [[Verschnitt|Zuschnitte]] aus einer Haut wird dadurch größer und senkt die Produktionskosten. | + | |
Zeile 353: | Zeile 392: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Auf einer Haut: [[feinnarbig]] - Übergang - [[grobnarbig]]'' | + | ''Auf einer Haut: [[feinnarbig]] - Übergang - [[grobnarbig]].'' |
</p> | </p> | ||
=== Ungeprägte Leder === | === Ungeprägte Leder === | ||
− | Auch die Anzahl der Häute, die überhaupt verwertet werden können, steigt und senkt die Kosten. Häute, die aufgrund von [[Hautschäden|Fehlern]] für die Verarbeitung als vollnarbiges Leder nicht in Frage kamen, können als geprägtes Leder verwertet werden. Nur ca. 10 - 20% der vom Schlachthof kommenden Häute sind von "guter" bis "sehr guter" Qualität. Das Prägen ist keine Qualitätseinbuße, solange nicht Schäden unter der Prägung versteckt werden, die die Lebensdauer eines Leders beeinträchtigen. | + | Auch die Anzahl der Häute, die überhaupt verwertet werden können, steigt und senkt die Kosten. Häute, die aufgrund von [[Hautschäden|Fehlern]] für die Verarbeitung als [[Vollnarbiges Leder |vollnarbiges Leder]] nicht in Frage kamen, können als geprägtes Leder verwertet werden. Nur ca. 10 - 20% der vom Schlachthof kommenden [[Haut|Häute]] sind von "guter" bis "sehr guter" [[Lederqualität|Qualität]]. Das Prägen ist keine Qualitätseinbuße, solange nicht Schäden unter der Prägung versteckt werden, die die Lebensdauer eines Leders beeinträchtigen. |
Zeile 373: | Zeile 412: | ||
− | ===Geprägte und | + | ===Geprägte und geschliffene Leder - korrigierte Narbe=== |
− | Als Vorbereitung für eine Prägung werden die Leder häufig zuerst narbenseitig [[schleifen|angeschliffen]], um eine einheitliche Oberfläche zu erhalten. Anschließend wird eine [[Zurichtung|bindemittelbasierende Farbe]] aufgetragen und eine gleichmäßige [[Narbung]] eingeprägt. Diese Leder werden dann als "'''Corrected Grain'''", "'''Korrigierte Narbe'''", "'''Schleifnappa'''" oder unter Lederexperten auch einfach als "'''Schleifer'''" bezeichnet. Solche Leder sind preiswerter und [[Haptik|fühlen]] sich plastikartiger und kälter an. Auch die [[Atmungsaktivität]] ist deutlich geringer als bei [[Haarporen|offenporigen]] Ledern. | + | Als Vorbereitung für eine Prägung werden die Leder häufig zuerst narbenseitig [[schleifen|angeschliffen]], um eine einheitliche Oberfläche zu erhalten. Anschließend wird eine [[Zurichtung|bindemittelbasierende Farbe]] aufgetragen und eine gleichmäßige [[Narbung]] eingeprägt. Diese Leder werden dann als "'''Corrected Grain'''", "'''Korrigierte Narbe'''", "'''Schleifnappa'''" oder unter Lederexperten auch einfach als "'''Schleifer'''" bezeichnet. Solche Leder sind preiswerter und [[Haptik|fühlen]] sich plastikartiger und kälter an. Auch die [[Atmungsaktivität]] ist deutlich geringer als bei [[Haarporen|offenporigen]] Ledern. Oft wird auch eine Haarporen-Struktur mit eingeprägt, um den Leder eine natürliche Optik zu verleien und es hochwertiger wirken zu lassen, als es ist. |
Es gibt aber auch Leder, die nur leicht angeschliffen werden und sich trotz einer Nachprägung schön weich und warm [[Haptik|anfühlen]]. Das ist aber eher die Ausnahme. | Es gibt aber auch Leder, die nur leicht angeschliffen werden und sich trotz einer Nachprägung schön weich und warm [[Haptik|anfühlen]]. Das ist aber eher die Ausnahme. | ||
Zeile 387: | Zeile 426: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''geprägtes und [[schleifen|geschliffenes]] Leder - | + | ''geprägtes und [[schleifen|geschliffenes]] Leder. - Die [[Haarporen]] sind weggeschliffen und übergegeprägt.'' |
</p> | </p> | ||
+ | |||
+ | <p align=center> | ||
+ | [[bild:Glattleder-Poren-gepraegt-pigmentiert.jpg|500px]] | ||
+ | </p> | ||
+ | <p align=center> | ||
+ | ''Die [[Haarporen|Haarporen-Struktur]] auf diesem geschliffenen und pigmentiertem Leder sind nicht natürlich, sondern geprägt.''<br></p> | ||
+ | <p> </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
Zeile 395: | Zeile 441: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | ''Nach Entfernung der [[Zurichtung|Oberflächenfärbung]] mit einem Lösungsmittel: [[Schleifen|Geschliffen]], [[Zurichtung|pigmentiert]] und mit [[Haarporen]] geprägt. Sichtbare Haarporen sind alleine noch kein Zeichen für hohe [[Lederqualität|Qualität]]. ''<br></p> | + | ''Nach Entfernung der [[Zurichtung|Oberflächenfärbung]] mit einem Lösungsmittel: [[Schleifen|Geschliffen]], [[Zurichtung|pigmentiert]] und mit [[Haarporen]] geprägt. Sichtbare Haarporen sind alleine noch kein Zeichen für hohe [[Lederqualität|Qualität]].''<br></p> |
<p> </p> | <p> </p> | ||
− | + | === Geprägte Leder ohne [[Schleifen|Schleifen]] === | |
− | === Geprägte Leder ohne Schleifen === | + | Um zu verhindern, dass zu schlechte [[Haut|Häute]] stark geschliffen und dann geprägt werden, verbietet die [[Autoleder|Automobilindustrie]] in einigen Fällen das vorherige Schleifen der Narbenseite. So kann sichergestellt werden, dass zu schlechte Leder "untergemogelt" werden. |
− | Um zu verhindern, dass zu schlechte Häute stark geschliffen und dann geprägt werden, verbietet die [[Autoleder|Automobilindustrie]] das vorherige Schleifen der Narbenseite. So kann sichergestellt werden, dass zu schlechte Leder "untergemogelt" werden. | + | |
Zeile 411: | Zeile 456: | ||
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | '' | + | ''Geprägtes, aber [[Schleifen|ungeschliffenes]] Leder. Die [[Haarporen]] sind noch gut sichtbar.'' |
</p> | </p> | ||
<p align=center> | <p align=center> | ||
− | + | ''[[Autoleder#BMW|Autoleder]] BMW Prägung "Montana". - Stark geprägtes [[Möbelleder]]. - BMW mit Prägung "Picasso".''<br></p> | |
<p> </p> | <p> </p> | ||
− | |||
− | |||
− | |||
== Weitere Informationen, wie man Leder mit Motiven versehen kann == | == Weitere Informationen, wie man Leder mit Motiven versehen kann == | ||
Zeile 444: | Zeile 486: | ||
* [[Punzieren]] | * [[Punzieren]] | ||
* [[Lederschnitt]] | * [[Lederschnitt]] | ||
+ | * [[Korrigierte Narbe - Schleifer - Corrected Grain]] | ||
− | < | + | <logoplustext /> |
− | + | ||
− | + | ||
Aktuelle Version vom 20. Juli 2023, 10:19 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Das Prägen von Leder
Unter Prägen versteht man die Änderung des natürlichen Narbenbildes einer Tierhaut durch das Aufpressen oder Aufwalzen eines neuen Narbenbildes. Prägungen können über die gesamte Fläche einer Haut verlaufen. Aber es gibt auch die Möglichkeit, lokale Einzelmotive zu prägen. Prägungen werden mit Pressen, Walzen oder Stempeln gemacht. Lederfachleute sprechen daher auch von Pressnarben, wenn das natürliche Narbenbild durch eine Prägung verändert wurde.
Das Muster der Prägung kann das Narbenbild einer Tierhaut sein, um eine insgesamt gleichmäßigere Oberfläche zu erzeugen oder um die Narbenstruktur anderer Tierarten zu prägen. Aber auch alle anderen Arten von Mustern können ins Leder geprägt werden.
Arten der Prägung:
- Blindprägung, Blindpressung, Blinddruck: Die Prägung von Leder ohne farbliche Ausgestaltung
- Goldprägung: Die Übertragung von Blattgold in die Prägung
- Farbprägung: Die Übertragung von Farbe durch Farbfolien in die Prägung
Geprägte Leder auf Bucheinbänden und Handtaschen: Blindprägung, Goldprägung, Farbprägung,
Die Parameter, die eine Prägung beeinflussen:
Beim Prägevorgang:
- Der Druck, mit dem das Motiv ins Leder gepresst wird -> Je höher der Druck, desto stärker und langlebiger ist die Prägung.
- Die Zeit, die für die Prägung benötigt wird -> Je länger der Prägedruck ist, desto stärker und langlebiger ist die Prägung.
- Die Temperatur, mit der geprägt wird -> Je heißer das Prägewerkzeug ist, desto stärker und langlebiger ist die Prägung.
- Die Feuchtigkeit des Leders -> Eine Prägung in einem angefeuchteten Leder ist deuticher und langlebiger.
Beim Leder:
- Die Dicke des Leders -> Je dicker ein Leder ist, desto mehr Tiefe steht für die Prägung zur Verfügung.
- Weichheit des Leders -> Tendenziell lassen sich weiche Leder leichter prägen, aber zu weich darf es auch nicht sein.
- Die Stärke der Zurichtung -> Eine Farbschicht auf dem Leder verschlechtert meist die Möglichkeiten einer Prägung. Temperierte Werkzeuge sind dann notwendig.
Das zu prägende Leder wird manchmal bei stärkeren Prägungen vorher mit Schaumstoff und Sperrfutter unterklebt, damit die Prägung ordentlich sitzt und dauerhaft vertieft bleibt. „Sperrfutter“ ist ein selbstklebendes Futter, welches verhindert, dass sich beim Verarbeiten des geprägten Leders das Leder zu sehr dehnt und somit die Prägung abgeflacht wird und unscharf wird. Besonders starke Prägungen müssen zusätzlich stabilisiert werden. Dazu wird von Pappmaché bis Heißkleber die unterschiedlichsten Füllmaterialien verwendet. Entscheidend ist die Stabilität und Flexibilität des Füllmaterials.
Lederhäute in der Prägemaschine.
Die Falten blieben in der Prägemaschine geschlossen und wurde nicht mit geprägt.
Die Prägewalze einer Prägemaschine in einer Lederfabrik.
Prägeplatten: grobnarbig und Narbung vom Schweinsleder.
Krokoprägung durch Prägeplatte.
Prägestempel werden z.B. gefräst. - VOLVO-Logo in Autoleder geprägt (von www.ledermanufaktur.com).
Ein Spezialist für Lederprägestempel: www.les-graveurs.de.
Prägung im Kunstleder vom Ford Mustang.
Fahrzeugleder werden auf verschiedenste Weise mit Emblemen der Automarken, Tuner oder Lederhersteller versehen. Das Leder wir geprägt, bestickt oder bedruckt.
Durch die längere Einwirkungsdauer bei einer hydraulischen Bügelpresse lassen sich intensivere Narbenprägungen erreichen als auf der Durchlaufmaschine mit Walzen. Narbenprägungen werden daher fast immer auf Bügelpressen vorgenommen. Je nach Temperatur, Druck und Verweildauer wird die Prägung mehr oder weniger stark. Wird aber zu stark geprägt, wird das Leder durch die Verdichtung des Fasergefüges deutlich härter. Die härtere Faserstruktur wird um so mehr begünstigt, je feuchter das Leder beim Pressen ist.
Die Abstimmung bestimmt das Ergebnis. Zu heiß geprägtes Flugzeugleder und schon ist es nicht mehr "First Class".
Walzen oder Prägestempel sind teuer. Einzelmotive werden daher i. d. R. punziert. Inzwischen gibt es aber auch die Möglichkeit, Motive durch Lasern auf ein Leder zu bringen.
Aus dekorativen Gründen geprägte Rindsleder im Möbelbereich.
Geprägte Lammleder im Bekleidungsbereich.
Schöne Prägung auf einem Kameragurt aus Elchleder.
Grundsätzlich kann fast jede Lederart geprägt werden. Die Prägung muss aber entsprechend der Lederart angepasst werden. Auch die Beständigkeit einer Prägung hängt vom Prägevorgang ab. Je höher der Druck und die Temperatur ist und je feuchter das Leder ist, desto permanenter ist die Umformung der Faser. Aber natürlich gibt es auch Obergrenzen beim Druck und der Temperatur.
Man unterscheidet bei den Prägungen noch die "Blindprägung" und die "Farbprägung". Bei einer Blindprägung wird das Klischee aufgeheizt und ohne Farbfolie in das Material gedrückt. Bei einer Farbprägung wird zusätzlich noch eine Farbfolie zwischen geschoben. Die gibt es in einer Vielzahl von Farben.
Blindprägungen werden hauptsächlich bei Blankledern gemacht und Farbprägungen eher auf pigmentierten Glattledern.
Gründe, Leder zu prägen: Leder mit Motiven versehen
Häufig wird ein Leder geprägt, um eine bestimmte Optik zu erreichen. Es werden Muster, Bilder, Narbungen anderer Tiere (Kroko, Straußenlederoptik) auf eine Haut geprägt, um modischen Geschmäckern zu entsprechen. Für Bekleidungsleder wird i. d. R. ein Lammleder geprägt und für Möbelleder Rindsleder. Selbst Experten können solche Prägungen dann manchmal nicht ohne exakte Untersuchungen von Originalledern unterscheiden.
Ein Video über das Bemalen, Perforieren, Punzieren, Beschriften, Prägen und Lasern von Ledern
Die im Film gezeigte Prägemaschine der Firma Posenanski (www.ledermanufaktur.com) kann Motive von maximal 20 x 20 Zentimetern prägen. Ein Prägestempel (Klischee) mit diesen Ausmaßen kostet ca. 250 Euro. Bei 10 x 10 Zentimetern ca. 150 Euro. Serienstempel werden aus Messing gefertigt. Messing ist sehr langlebig, und die Konturen sind sehr sauber. Einzelstempel werden aus preiswerterem Magnesium gefertigt. So ein Stempel hält für ca. 20 bis 50 Prägungen. Die Motive oder Klischees werden geätzt oder gefräst. Als Vorlagen reichen heutzutage die gängigen Dateiformate für Bilder und Texte. Die Anfertigung eines Klischees erfolgt innerhalb weniger Tage.
Geprägt wird mit einem Druck von ca. 300 Kilo bei einer Prägetemperatur von 40 bis 90°C. Das Leder wird nicht angefeuchtet, weil es dann mit der Hitze zusammen zu Schaden kommen würde. Die Prägedauer ist je nach Lederstärke und Festigkeit zwischen 2 und 30 Sekunden.
Geprägte Ledergürtel. - Straußenlederprägung.
Geprägtes Etui. - Geprägt und bemalt.
Geprägtes Antikleder sehr fein bearbeitet.
Antikleder-Mappe von 1920 mit schöner Prägung.
Antikstühle sind oft mit wunderschönen Motiven versehen.
Handtaschenhersteller prägen gerne die Markenlogos ins Leder.
Moderne Muster in Rindsleder geprägt.
Vorder- und Rückseite Pferde-Prägung
Pferde Prägewerkzeug positiv und negativ wie Bilder oben. - Zwei weitere Varianten von Pferdemotiven als Prägewerkzeug.
Normalerweise erfolgen Prägungen von oben und komprimieren das Ledergefüge. Die nicht so stark oder gar nicht komprimierten Bereich bleiben oben. Dadurch entsteht die Dreidimensionalität. Leder wird manchmal aber auch mit zwei Prägeblatten (positiv und negativ) von beiden Seiten geprägt. In solchen Fällen entstehen Vertiefungen auf der Rückseite des Leders, weil dort auch eingedrückt wird. So eine Prägung wird dann "Hochprägung" genannt. Diese Vertiefungen werden dann mit einem Füllmaterial stabilisiert, damit die Prägung durch Belastung von vorne nicht eingedrückt werden kann. Es wird aber auch manchmal nur mit einer Prägung von der Rückseite des Leders in ein weiches Material (z.B. Gummiunterlage) geprägt. Auch in diesen Fällen muss die Rückseite zur Stabilisierung aufgefüllt werden.
Bei starken Prägungen in weichen Ledern werden diese von hinten durch eine Silikonfüllung stabilisiert, damit die Prägung nicht von vorne eingedrückt werden kann.
Von hinten stabilisierte Prägung bei einer Lederjacke.
Antikleder mit einer wachsartigen Vestärkung (Hochsiederwachs vermischt mit Sand) auf der Rückseite. Solche Prägungen werden auch "Hochprägungen" genannt.
Sehr exotisch: Rindsleder mit einer extrem starken Prägung und Metallic-Effekt.
Ungewöhnlich starke Verformung eines Möbelleders.
Lederprägung im Rauleder.
Kroko-Prägung im Kunstleder.
Gründe, Leder zu prägen: Korrektur der Narbe
Ein weiterer Grund für die Prägung von Lederhäuten sind Narbenschäden der Lederhaut, die eine unbehandelte Verarbeitung nicht möglich machen. Das Leder wird dann in der Gesamtfläche meist geschliffen, repariert und dann geprägt. Man spricht dann auch von "korrigierter Narbe", "narbenkorrigiertem Leder" oder von "corrected grain".
Ein Bauer bekommt vom Schlachter nicht mehr Geld für seine Kühe und Rinder, wenn die Haut makellos ist. Häufig haben die Tiere aber im Laufe ihres Lebens Wunden und Krankheiten, die die Qualität einer Lederoberfläche beeinflussen. Um Insektenstiche, Verletzungen, Krankheiten und andere Schäden auf Tierhäuten zu verstecken, werden Rinderhäute häufig mit einer einheitlichen Narbenprägung versehen.
Dadurch sinkt der Verschnitt des Leders, weil die gesamte Fläche einer Haut ein gleichmäßiges Narbenbild erhält und dadurch alle Flächen einer Möbelgarnitur oder einer Fahrzeuginnenausstattung identisch sind. Kleinere Fehlstellen und Unregelmäßigkeiten der Naturnarbe werden ausgeglichen und müssen beim Zuschneiden der Lederteile nicht mehr umgangen werden.
Naturnarbe
Eine Originalnarbe ist auch unterschiedlich auf einer Hautoberfläche. In der Mitte einer Haut ist das Leder oft feinnarbig, und zum Rand hin wird es grobnarbiger. Beim Zuschnitt von Sitzflächen bei Möbeln und Fahrzeugledern legen die Kunden Wert auf ein einheitliches Narbenbild. Durch die einheitliche Prägung müssen diese Narbenunterschiede nicht mehr berücksichtigt werden. Die Ausbeute der Zuschnitte aus einer Haut wird dadurch größer und senkt die Produktionskosten.
Auf einer Haut: feinnarbig - Übergang - grobnarbig.
Ungeprägte Leder
Auch die Anzahl der Häute, die überhaupt verwertet werden können, steigt und senkt die Kosten. Häute, die aufgrund von Fehlern für die Verarbeitung als vollnarbiges Leder nicht in Frage kamen, können als geprägtes Leder verwertet werden. Nur ca. 10 - 20% der vom Schlachthof kommenden Häute sind von "guter" bis "sehr guter" Qualität. Das Prägen ist keine Qualitätseinbuße, solange nicht Schäden unter der Prägung versteckt werden, die die Lebensdauer eines Leders beeinträchtigen.
Ungeprägtes Leder. Die Haarporen sind noch gut sichtbar (anklicken zum Vergrößern).
Geprägte und geschliffene Leder - korrigierte Narbe
Als Vorbereitung für eine Prägung werden die Leder häufig zuerst narbenseitig angeschliffen, um eine einheitliche Oberfläche zu erhalten. Anschließend wird eine bindemittelbasierende Farbe aufgetragen und eine gleichmäßige Narbung eingeprägt. Diese Leder werden dann als "Corrected Grain", "Korrigierte Narbe", "Schleifnappa" oder unter Lederexperten auch einfach als "Schleifer" bezeichnet. Solche Leder sind preiswerter und fühlen sich plastikartiger und kälter an. Auch die Atmungsaktivität ist deutlich geringer als bei offenporigen Ledern. Oft wird auch eine Haarporen-Struktur mit eingeprägt, um den Leder eine natürliche Optik zu verleien und es hochwertiger wirken zu lassen, als es ist.
Es gibt aber auch Leder, die nur leicht angeschliffen werden und sich trotz einer Nachprägung schön weich und warm anfühlen. Das ist aber eher die Ausnahme.
geprägtes und geschliffenes Leder. - Die Haarporen sind weggeschliffen und übergegeprägt.
Die Haarporen-Struktur auf diesem geschliffenen und pigmentiertem Leder sind nicht natürlich, sondern geprägt.
Nach Entfernung der Oberflächenfärbung mit einem Lösungsmittel: Geschliffen, pigmentiert und mit Haarporen geprägt. Sichtbare Haarporen sind alleine noch kein Zeichen für hohe Qualität.
Geprägte Leder ohne Schleifen
Um zu verhindern, dass zu schlechte Häute stark geschliffen und dann geprägt werden, verbietet die Automobilindustrie in einigen Fällen das vorherige Schleifen der Narbenseite. So kann sichergestellt werden, dass zu schlechte Leder "untergemogelt" werden.
Geprägtes, aber ungeschliffenes Leder. Die Haarporen sind noch gut sichtbar.
Autoleder BMW Prägung "Montana". - Stark geprägtes Möbelleder. - BMW mit Prägung "Picasso".
Weitere Informationen, wie man Leder mit Motiven versehen kann
- Goldprägung
- Perforiertes Leder
- Lochstanzung
- Das Punzieren
- Lasermotive auf Leder
- Stickereien auf Leder
- Nähte als Deko-Element
- Leder bedrucken
- Verformtes Leder
- Leder bemalen
- Geflochtenes Leder
- Leder tätowieren
- Verklebte Lederstreifen
- Leder ätzen
- Motive einbrennen
Weitere Informationen
- Scotchgrain
- Epi-Leder von Louis Vuitton
- Lederwerkzeug
- Punzieren
- Lederschnitt
- Korrigierte Narbe - Schleifer - Corrected Grain