Farbablösung auf Leder: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. November 2016, 21:16 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Farbablösung auf Leder
- 1.1 Farbablösung bei Möbelleder
- 1.2 Farbablösung bei Autoledern
- 1.3 Farbablösung bei Spaltledern, "Schleifern" oder mangelhaften Ledern
- 1.4 Farbablösung bei PU-Ledern
- 1.5 Farbabrieb und Farbaufweichung
- 1.6 Farbabrieb bei zweifarbigen Ledern
- 1.7 Farbabrieb bei Antikledern
- 1.8 Farbablösung bei einer mangelhaften Lederreparatur
- 1.9 Farbablösung Tape Test
- 2 Weitere Informationen
Farbablösung auf Leder
Aufbau der Lederfärbung, Zurichtung.
Oberflächengefärbte Leder erhalten in der Gerberei eine Farbschicht auf das Leder. Meist wird diese Farbschicht aufgesprüht. Die Farbschicht kann aber auch aufgewalzt oder als Folie aufgeklebt werden. Durch den Gebrauch und den damit einhergehenden Verschleiß nutzt sich diese Farbe mit der Zeit ab. Je nach Qualität des Leders kann es aber auch zu unerwarteten Farbablösungen kommen.
Typischer und gebrauchsbedingter Farbabrieb bei Auto- und Möbelledern.
Farbablösung bei Möbelleder
Ein seltenes, aber regelmäßig auftretendes Phänomen ist die Farbablösung bei Möbelledern. An einer Stelle löst sich die Farbe, und eine Schicht lässt sich abziehen. Die Auslöser können unterschiedlich sein. Die Ursache liegt aber in einem Qualitätsproblem bei der Lederfärbung. Gute Leder sind so gefärbt, dass eine Ablösung in Schichten nicht auftritt. Die Farbe und die Appretur werden so frisch auf die Grundierung oder Lederfarbe aufgetragen, dass die Schichten miteinander untrennbar verlaufen. Manchmal ist dieser Verbund zur unteren Schicht aber nicht gut genug. Das kann an inkompatiblen Schichten liegen oder an zu langen Wartezeiten zwischen den Aufträgen. Dann weicht die obere Farbschicht durch Kontakt mit Haut- oder Haarfetten auf und wird instabil. Löst sich erst einmal eine Stelle an, kann der Schaden vergrößert werden. Meist stoppt das Phänomen im Grenzbereich des Kontaktbereichs, weil dort keine Aufweichung durch Haarfette und Schweiß stattgefunden hat. Schuld am Schaden hat aber nicht der Haut- oder Haarkontakt. Möbel sind dafür gedacht, benutzt zu werden, und haben damit auch i. d. R. kein Problem. Sondern es ist dann meist ein Qualitätsproblem, welches eigentlich nicht auftreten sollte.
Untypische Farbablösung bei Möbelleder für normale Alterung.
Ein Manko der Normtests (z. B. DIN EN ISO 11640) ist das Fehlen eines Tests, welcher die Sensibilität von Hautfetten im Schweiß oder der Haare auf Ledern lebensnah darstellt. Löst sich die Farbe ab, wird nach den gängigen Normtests geprüft. Das Leder wird für gut gefunden und dem Kunden wird unterstellt, zu aggressive Medikamente zu nehmen oder falsch gereinigt oder gepflegt zu haben. Dabei ist der Branche bekannt, dass das nicht die Ursache ist, sondern ein Qualitätsmangel, der die Alltagstauglichkeit der Möbel nicht gewährleistet, aber von den Tests eben nicht aufgedeckt wird. Es ist auch unverständlich, dass es keinen Test für Fette gibt, obwohl Leder mit fettigen Produkten traditionell gepflegt wird und jeder Mensch fettige Haut, fettigen Schweiß und fettige Haare hat. Der sogenannte "Schweißtest" prüft aber nur den PH-Wert, aber hat die Fettempfindlichkeit, die vom Wortlaut her vermutet würde, wird nicht geprüft. Dabei lässt sich so ein Schaden durch Test durchaus simulieren (siehe Schlechte Erfahrungen beim Ledermöbelkauf: Farbablösung auf Leder im Kontaktbereich).
Typische Farbablösung im Kontaktbereich, schon nach wenigen Monaten.
Farbablösung bei Autoledern
Autoleder werden meist auf Herz und Nieren getestet und sind i. d. R. sehr strapazierfähig. Daher kommen Farbablösungen ohne ersichtlichen Grund eher selten vor. Aber es gibt das Phänomen bei einigen Herstellern, dass sich bei der Rücksitzbank im Heckfenster die Farbe ohne erkennbaren Grund ablöst.
Farbablösung im Heck von BMW 5er und Mercedes CLK Bj. 2002.
Noch zwei Fälle beim Mercedes CLK. Rechts W209 Bj. 2004. - Links CLK Bj. 2003.
Farbablösung bei Spaltledern, "Schleifern" oder mangelhaften Ledern
Preiswerte Leder haben schon vor der Gerbung verschiedenste Hautschäden, die mit weichen Spachtelmassen gefüllt und unter Farbschichten oder Folien versteckt werden. Oft werden die Oberflächen auch nachgeschliffen, damit diese gleichmäßiger werden und Hautschäden nicht mehr auffallen. Unverheilte Narben oder losnarbige Bereiche können mit der Zeit zum Aufbrechen oder Anlösen der Farbschicht führen.
Typische Brüche im Leder bei schlechterer Lederqualität. Das Leder unter der Farbschicht ist instabil und bricht auf.
Typische Farbablösung bei preiswerten Spaltledern.
Typische Folienablösung bei beschichteten Spaltledern.
Farbablösung bei PU-Ledern
PU-Leder sind folienbeschichtete Spaltleder. Solche Leder sind preiswert und haben Qualitätsschwankungen. Hier kommen Farbablösungen häufiger vor.
Typische Fälle von Farbanlösungen bei PU-Ledern.
Farbabrieb und Farbaufweichung
Auch eine zu weiche Lederfarbe kann zu Klebrigkeit und Farbablösung führen. Das kann verschiedenste Gründe haben.
- Bei der Lederherstellung wird versucht, ein Leder trotz Oberflächenfärbung möglichst weich erscheinen zu lassen. Um das zu erreichen, muss das passende Gleichgewicht zwischen Weichheit und Abriebfestigkeit gefunden werden. Ist eine Lederfarbe aber zu weich, wird sie bei Wärme so weich, dass sie anfängt, klebrig zu werden und sich zu verschieben. Typisch für dieses Phänomen war z. B. das Colour Concept von VW. Hier hatten einige Fahrzeuge dieses Problem. BMW hatte ein Leder mit einer Chameleon-Prägung im Z4 im Programm. So mancher stolze Fahrzeugführer hatte das Problem, dass er im Sommer bei offenen Fahrten in seinem Sitz festklebte und sich die Struktur der Prägung verschob. Bei Reinigungsversuchen färbte das Leder dann auch ab, weil sich der Top Coat verschob und die Lederfarbe offen lag. Mercedes hatte im SLK einen Soft Lack auf den Kunststoffteilen im Einsatz, der so "soft" war, dass er leicht mit dem Fingernagel vom Kunststoff darunter geschoben werden konnte. In den Foren bekam dieses Phänomen den Namen "Sommersprosseneffekt". Unglücklich war dabei, dass die Teile meist helle Farben hatten und der Kunststoff darunter schwarz war. Das machte die betroffenen Fahrzeuge unansehnlich. Fachbetriebe können solche Teile nachfärben, aber es ist aufwändig und teuer. Aber auch andere Fahrzeughersteller haben lackierte Kunststoffe als Türgriffe oder sogar Radioknöpfe, wo sich die auflackierte Farbe mit der Zeit herunter reibt.
- Lederreparaturbetriebe färben alte Leder nach. Es gibt im Wohnbereich oft Leder, wo sich die Farbe durch Fett im Leder anlöst. Haar- und Hautfette weichen die Farbschicht auf, und mit der Zeit reibt sie sich herunter. Der Rest der Möbel ist dann noch wie neu, aber hässliche Fettstellen verunstalten die Möbel. Fachbetriebe können solche Stellen entfetten und nachfärben. Wenn bei dieser Bearbeitung nicht ausreichend entfettet wird, wandern die Fette im Leder wieder zur Oberfläche und weichen die Reparaturfärbung wieder auf. Diese wird dann klebrig und reibt sich wieder herunter. Manchmal sind die Fettflecken über Jahre durch das Leder gewandert, und nur durch eine sehr gründliche Entfettung über mehrere Tage kann man gewährleisten, dass eine Reparatur dann dauerhaft ist. Gleiches gilt für Armlehnen und Lenkräder im Auto.
- Leder werden heutzutage im Mehrschichtverfahren gefärbt. Basis ist eine Grundierung, dann kommt die Lederfarbe und dann der Top Coat. Die Grundierung ist ein Haftvermittler, der weich eingestellt wird, damit das Leder sich auch weich anfühlt. Wird in der Herstellung oder bei Reparaturen zu viel Grundierung aufgetragen, ist unter der Lederfarbe eine weiche Schicht. Wird das Leder dann beim Daraufsitzen oder Anfassen (Lenkrad) warm, weicht die Gesamtschicht auf, und die Lederfarbe lässt sich auf der Grundierung verschieben.
Zu weiche Lenkradfarbe. - BMW Chameleon mit Abdruck von Hosennieten.
Der SLK von Mercedes mit dem "Sommersprossen-Effekt".
Aufweichung der Lederfarbe im Kopfbereich. - Fachbetriebe müssen so etwas sorgsam reparieren.
Farbabrieb bei zweifarbigen Ledern
Auf Antik gemachte Leder oder Leder mit einem Zweifarbeffekt werden oft ähnlich aufgebaut. Typisch ist eine Grundfarbe, auf die eine durchschimmernde, dunklere Farbe aufgetragen wird. Das gibt der Lederfarbe eine Tiefe und bei ungleichmäßigem Auftrag auch Lebendigkeit. Es kommt dabei aber oft zu dem Problem, dass sich die obere, halbtransparente Patinafarbe deutlich leichter verschleißt als die darunterliegende Hauptfarbe. Das kann mehrere Ursachen haben. Die oberen Farbe kann zu weich sein oder zu empfindlich gegen Wasser und Fette (Haut- und Haarkontaktbereiche). Das Ergebnis ist aber immer gleich. Die Patinafärbung entfernt sich und darunter kommt der hellere Farbton deutlich zum Vorschein. Bei Chesterfieldmöbeln ist das noch ein gewollte Alterungserscheinung, die als Patina akzeptiert wird. Aber bei moderneren Möbeln ist es ein Lederschaden.
Oft wird dieses Phänomen erst bei einem Reinigungsversuch sichtbar. Bei einer Reinigung mit normalen Lederreinigern entfernt sich die Patinafarbe auf der Oberfläche. Meist steht dann erst mal der Hersteller des Reinigers im Verdacht. Der Test ist einfach. Im nicht belasteten Bereich kann das Phänomen oft nicht reproduziert werden oder auch nur mit einem feuchten Lappen geht die Farbe überall ab. Zu scharfe Reiniger können aber den gleichen Schaden anrichten oder andere Flüssigkeiten, die Farben anlösen oder zu lange auf dem Leder waren und die Farbe dadurch anlösen konnten.
Typische Anlösung der Patinafärbung durch Reibung oder Aufweichen im Kontaktbereich.
Farbabrieb bei Antikledern
Bei Wischledern wird eine Patinafarbe aufs Leder aufgetragen. Die reibt sich mit der Zeit ab und verleiht dem Leder seine typische Optik. Solange der Farbabrieb nicht zu schnell oder stark erfolgt, ist es ein gewünschter Effekt.
Typische Farbablösung bei Patina-Ledern, die meist kein unerwünschter Effekt sind.
Farbablösung bei einer mangelhaften Lederreparatur
Beschädigte Leder können von Fachbetrieben nachgefärbt werden. I. d. R. sind solche Nachfärbungen auch haltbar. Trotzdem kann es vorkommen, dass fehlerhaft gearbeitet wird und sich die Farbschicht wieder anlöst.
Häufig sind Leder im Kontaktbereich der Haare und der Haut stark gefettet. Dort löst sich Farbe meist an und muss nachgefärbt werden. Werden diese Bereiche vor der Nachfärbung nicht ausreichend entfettet, werden sie nach einer Färbung klebrig, und die Farbe verrutscht auf der Oberfläche oder löst sich ab. Auch Schuhe und Stiefel sind schwierig nachzufärben. Meist werden sie mit silikonhaltigen und fettigen Mitteln regelmäßig gepflegt. Diese Produkte wirken dann wie Trennmittel. Das Risiko der Farbablösung einer Nachfärbung steigt enorm.
Manchmal werden neue Leder auch nach- oder umgefärbt, oder Aprreturen werden zur Anpassung des Glanzgrades aufgetragen. Neue Leder haben aber Additive in den Appreturen, die Anschmutzungen verhindern sollen. Diese beeinträchtigen auch die Haftung neu aufgetragener Schichten. Wird die Originalfärbung nicht ausreichend angelöst, kann sich die neue Schicht nicht richtig verbinden und kann sich wieder ablösen.
Die weitestgehend bei Lenkrädern verwendeten Teflonleder sind für eine Nachfärbung kaum anzulösen. Auch hier kommt es oft zu Ablösungen der Nachfärbungen.
Erfahrene Lederreparaturbetriebe kennen diese Probleme und wissen, wie das Leder vor einer Färbung zu prüfen ist. Meist "fühlt" man mit der Hand, welche Leder problematisch sein könnten und vor einer Färbung auf Haftung getestet werden müssen.
Links Ablösung der Appretur zur Glanzgradangleichung auf nicht ausreichend vorgereinigtem Leder. - Rechts Farbablösung auf einem Schuh nach einer Umfärbung.
Farbablösung Tape Test
Im Rahmen von Nachfärbungen bei Leder kommt es vor, dass sich an einer kleinen Stelle ein Schaden befindet. Fängt man an an der Stelle zu knibbeln, kann man mit den Fingernägeln die Farbe fassen und weiter abziehen. Bei vielen Arten von Beschichtungen ist das möglich. Hat die Beschichtung einen ausreichend starken Film, lässt sich der Film anlösen und reißt nicht ein. Oft wird dieses Verhalten für einen Mangel gehalten. Aber im Alltag der Nutzung der Oberfläche gibt es keine Situation, wo sich deshalb ein Schaden entwickeln würde. Das wäre nur der Fall, wenn sich der Film zu leicht anlösen würde, also schon ohne eine Vorschädigung der Oberfläche. Um zu testen, wie stark der Film haftet, gibt es einen einfachen Test: den "Tape-Test". Man klebt normales Kreppband fest auf die Oberfläche auf und reißt es mit Schwung herunter. Haftet die Farbe besser am Kreppband als am Leder, könnte ein Mangel vorliegen. Es wäre nicht normal. Bleibt nichts am Kreppband haften, ist die Färbung fachgerecht, selbst wenn man den Film mit den Fingernägeln zu fassen bekäme und abziehen könnte.
Daher in solchen Fällen den Schaden durch Abpulen der Farbschicht nicht vergrößern. Fachbetriebe haben es leichter, wenn die abgezogene Fläche kleiner ist. Da von der noch nicht abgezogenen Fläche dann kein Risiko ausgeht, vergrößert man durch Abpulen nur unnötig den Schaden, weil der Reparaturaufwand erheblich steigt.
Evtl. vergrößert das Abziehen nur den Schaden. - Der Tape Test zeigt, dass hier etwas nicht in Ordnung ist.
Der Tape-Test hat aber auch eine weitere Funktion in der Lederwerkstatt. Manche Flächen erwecken den Eindruck, dass die Nachfärbung evtl. nicht auf dem Leder haften könnte. Solche Leder fühlen sich glitschig oder schmierig an. Es könnte dann ein Teflonleder sein, oder es sind Haut- oder Haarfette ins Leder eingedrungen. Eine zu starke Tränkung durch fettende oder silikonhaltige Lederpflege kann auch die Ursache für eine eingeschränkte Haftung von Reparaturfarben auf Leder sein.
Um zu prüfen, ob die Oberfläche ausreichend entfettet, silikonfrei, oder sonstwie beschichtet ist, hilft der Tape-Test. Das Kreppband aufs Leder aufkleben und schauen, wie gut es haftet. Reißt es schmatzend ab und klebt gut, ist alles in Ordnung. Haftet es nur schwach oder gar nicht, kann mit einer Reparatur oder Färbung noch nicht begonnen werden.
Abfärbungen von Leder und Farbablösungen auf Leder
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