Atmungsaktivität: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 5. November 2016, 16:59 Uhr
Die Atmungsaktivität von Leder
Zu den besonderen Eigenschaften von Leder, die in dieser Form bisher auch noch nicht mit Ersatzstoffen imitiert werden können, gehört die Atmungsaktivität, also die Fähigkeit des Leders, Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf durchzuleiten. Insbesondere bei Schuhen erweist sich diese Fähigkeit als Segen. In warmen und wasserdichten Wanderstiefeln aus Leder wird man nie so stark schwitzen wie in Gummistiefeln.
Aber auch beim Auto- und Möbelleder ist die Fähigkeit, Schweiß und Luftfeuchtigkeit nicht aufzunehmen, sondern "durchzuatmen", im Vergleich zu Kunstlederalternativen deutlich spürbar.
Die Atmungsaktivität ist aber je nach Lederart unterschiedlich stark. Empfindliche, offenporige Anilinleder haben eine deutlich höhere Atmungsaktivität als stark pigmentierte Autoleder. Denn nicht nur Atmungsaktivität, sondern auch weiter Qualitätskriterien wie Festigkeit, Farbechtheit, Schmutzresistenz und ganz allgemeine Langlebigkeit sind für manche Einsatzzwecke des Leders wichtig. Zu diesem Zweck wird bei Glattledern mittels Auftrags einer Farbschicht die Oberfläche vor Flecken und Ausbleichungen geschützt. Dies verbessert Haltbarkeit und langfristige Optik des Leders, reduziert aber deutlich die Wasserdampfdurchlässigkeit, die dann aber immer noch deutlich besser ist als die von Kunstledern.
Mikroskopische Aufnahme der Oberfläche eines Anilinleders. Deutlich sind die offenen Poren der Haut erkennbar, die nicht durch eine Zurichtung verdeckt werden.
Im Vergleich zu offenporigem, nicht zugerichtetem Leder (Crustleder) ist schon der Auftrag einer dünnen Grundierungsschicht ausreichend, um die Atmungsaktivität deutlich zu reduzieren. Daher ist die eigentliche Dicke der Zurichtung nicht sehr entscheidend, da bereits dünnste Beschichtungen den Verschlusseffekt hervorrufen und weitere Schichtstärken die Durchlässigkeit nicht mehr entscheidend reduzieren.
Trotzdem bleibt es einer der entscheidendsten Vorteile von Leder gegenüber Kunstleder, dass selbst ein stärker beschichtetes Leder atmungsaktiver ist als ein unperforiertes Kunstleder. Auf Kunstledermöbeln oder Kunstlederliegen schwitzt man deutlich spürbarer als auf Ledermöbeln. Gleiches gilt für Schuhe.
Leder mit einer starken Färbung
Diese Atmungsbehinderung wird bei Autoledern manchmal dadurch aufgehoben, indem man das Leder perforiert.
Es gibt kein Leder, das sowohl die vollständige Atmungsaktivität als auch Pflegeleichtigkeit in jeder Hinsicht vereint. Es liegt daher in der Hand des Gerbers und des Ledereinkäufers, ein für die jeweiligen Bedürfnisse bestmöglich abgestimmtes Leder auszuwählen.
Weitere Informationen
- Offenporige Leder
- Lederqualität
- Lederfärbung
- Schlechte Erfahrungen beim Ledermöbelkauf - Leder entpuppt sich durch Schwitzen als Kunstleder