Chromgerbung

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Geschichte der Chromgerbung

Über Jahrhunderte dominierte die pflanzliche Gerbung und andere Gerbarten den Gerbprozess. 1858 beschäftigte sich der deutsche Technologe F. Knapp und der Schwede Cavalin erstmalig mit dem Thema Chromsalze und Gerbung. Patentiert wurde das Verfahren dann in Amerika durch den Chemiker Augustus Schultz.

Eisenoxyd- und Chromoxydsalze haben beide im eminenten Grad die Eigenschaft, Haut in Leder zu verwandeln. Die saure Reaktion der Eisensalze und Chromsalze bewirkt selbst bei dünnen Häuten ein allzu steifes, dem Narbenbruch unterworfenes Leder. Versetzt man dagegen die salzsaure Lösung des Oxydes vor dem Gerben mit soviel Soda oder Ätznatron als sie verträgt, ohne einen bleibenden Niederschlag zu bilden, gerben sich nun die Häute ohne Vergleich viel leichter und mit voller Geschmeidigkeit. (Knapp, F.: Natur und Wesen der Gerberei und des Leders. In: Dinglers Polytechnisches Journal 149, 1858. 305; 378.)


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Anfänge der Chromgerbung: Fußball aus chromggegerbtem Rindsleder von vor 1920 (© Deutsches Ledermuseum, C. Perl-Appl).

 

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Chromgerbung zur beherrschenden Gerbart. Insbesondere der ökonomische Zeitvorteil von wenigen Tagen im Vergleich zu mehreren Monaten bei der Pflanzengerbung war ein entscheidender Faktor. Die Entdeckung der Chromgerbung, verbunden mit dem Verfahren des Lickerns und der Entwicklung synthetischer Farbstoffe, hat die Vielfalt des heute bekannten Erscheinungsbildes von Leder ermöglicht. Die Chromsalze gehört zur Gruppe der mineralischen Gerbstoffe.

Chromgegerbtes Leder wird in der Herstellung auch manchmal als Chromgares Leder bezeichnet. Ist es in der Produktion nach der Gerbung noch nass, wird von Wet Blue gesprochen.


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Chrom(III)-Oxid in Pulverform.

 

Chromgerbung in Zahlen

Das Gerbverfahren der sogenannten Chromgerbung mit Chrom (III)-Salzen wird inzwischen zu rund 85 Prozent der weltweiten Lederherstellung verwendet (2014), meist für Schuhoberleder (zu 95%), Polsterleder (70%, aber sinkend zugunsten von FOC-Ledern) und Bekleidungsleder (fast 100%).

Gegenüber pflanzlich gegerbtem Leder besitzt es eine doppelt so hohe Reißfestigkeit, dabei ist es allerdings leichter, weil die zum Gerben verwendeten Chromsalze die Haut nicht füllen: Der Gerbstoff macht nur bis zu 4% (bei neueren Ledern sogar nur ca. 1,5%) des Ledergewichts aus, während lohgegerbtes Leder einen Gerbstoffgehalt von ca. 20 Prozent aufweist.

Chromgegerbte Leder lassen sich auch leichter hydrophobieren als Leder anderer Gerbverfahren. Man kann auch leichter weiche Leder machen. Der Gerbprozess ist schneller und materialsparender als bei altgegerbten Ledern.

Was Kosten spart: Wet Blue, das frisch gegerbte, offenporige Leder mit seinem charakteristischen bläulichen Farbton, ist global transportfähig und lässt sich gut lagern, so dass ein unbegrenzter internationaler Vertrieb und weltweite Weiterverarbeitung möglich sind.


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Chrom-Gerbung im Gerbfass.

 

Anteil chromgegerbter Leder in verschiedenen Verwendungsbereichen
Bereich Chromgegerbte Leder in % Tendenz
Schuhoberleder 95 Keine Änderung
Möbelleder 70 Abnahme zugunsten FOC
Autoleder 50 Abnahme zugunsten FOC
Bekleidungsleder 100 Keine Änderung
Galanterieleder 60 Keine Änderung
Sohlleder - Keine Änderung

Quelle: Zeitschrift Leder & Häute Markt 3/2008, S. 46.


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"Wet Blue" - feuchtes, grau-bläuliches Leder direkt nach der Chromgerbung durch Chrom eingefärbt.

 

Als Gerbstoff wird fast immer 33%iges basisches Chromsulfat mit einem Chrom(III)-Oxid-Gehalt von etwa 26% verwendet. Weltweit werden jährlich 480.000 Tonnen an Chromgerbstoffen produziert, was etwa 125.000 Tonnen Chrom(III)-Oxid entspricht. Die Verwendung von Chrom (III)-Salzen gilt als gesundheitlich unbedenklich und wirft bei den allermeisten Menschen (trotz intensiven Hautkontaktes im Schuh- oder Bekleidungsbereich) keinerlei Schwierigkeiten auf. Trinkwasser darf 50 Mikrogramm (Chrom III) pro Liter enthalten.

Hauptlieferanten für Chrom sind Südafrika mit 38%, Indien mit 20%, Kasachstan mit 15%, Türkei mit 7%, Russland, Brasilien und Zimbabwe je mit 3% und Finnland mit 2%.


FOC = Free of Chrome

FOC (engl. free of chrome, chromfrei) bezeichnet mit synthetischen Stoffen oder pflanzlichen Mitteln ohne Verwendung von Chrom gegerbtes Leder. Sie sind heute zunehmend bei Polsterledern im Fahrzeug- und Möbelbereich anzutreffen.

Die Autoleder von Audi und Porsche sind z. B. grundsätzlich chromfrei.

Die Herstellung von FOC-Ledern ist aufwändiger als die der chromgegerbten Leder. Es muss z. B. im Gerbprozess auf die exakte Einhaltung der Temperaturen geachtet werden. Daher werden FOC-Leder eher in den entwickelten Ländern produziert. Eine Übersicht über die Verteilung der Gerbarten finden Sie unter "Gerbung".


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Werbung für chromfreies Nubukleder

 

Häufig wird chromfreies Leder mit Beschreibungen wie "ohne Chrom und Schadstoffe" beworben. Dabei entsteht der Eindruck, das die Chromgerbung mit Schadstoffen belastet sei. So ist es aber nicht. Die Gerbung mit Chrom III ist absolut unbedenklich. Viele Menschen assoziieren mit "Chrom" eine Giftigkeit oder haben in der Presse über Grenzwertüberschreitungen beim Chrom VI gehört. Diese Ängste werden dann beim Marketing genutzt und Alternativen werden angepriesen.

FOM (free of metal) ist die Bezeichnung für Leder, die vollständig ohne Verwendung von Metallen und ihren Verbindungen (etwa Aluminium, Eisen oder Titan) gegerbt worden sind.

Aktuell ist die ungefährliche Chrom-III-Gerbung dominant und die alternativen Gerbarten könnten diese Gerbart weder kostenneutral, noch technisch ersetzen. Viele pflanzliche Gerbstoffe haben kein ausreichendes Aufkommen, um den Bedarf an Gerbstoffen für die Weltproduktion an Leder zu befriedigen.


Chrom-VI

Gesundheitsschädlich ist aber Chrom (VI), das unter unsachgemäßen Gerbbedingungen im Leder entstehen kann, die aber inzwischen erforscht sind und vermieden werden können.

Fette mit hohen Anteilen ungesättigter Fettsäuren fördern demnach die Bildung von gesundheitsschädlichem Chrom (VI) bei der Chromgerbung. Es wurde bisher auch vermutet, dass ein hoher Anteil an löslichem Chrom (III) zur Oxidation von Chrom (III) zu Chrom (VI) z. B. bei der Verwendung von alkalischen Klebern (Heat-Setting) führen kann. Dieses lässt sich aber nicht reproduzieren. Daher bleibt der beste Schutz vor Chrom (VI) der Einsatz geeigneter Fettungsmittel und die Durchführung der vegetabilen Nachgerbung mit Quebracho, Kastanie, Mimosa oder Tara.


Chromgerbung - Ökologie

Auch Umweltüberlegungen sind bezüglich der Chromgerbung relevant. So entstehen etwa bei der Gerbung chromhaltige Abwässer und Reststoffe, die aufbereitet bzw. recycled werden müssen, um wertvolle Stoffe wiederzugewinnen. Moderne Gerbereien schaffen es, bis zu 97% des verwendeten Chroms an die Lederfaser zu binden, um die Abwasserbelastung gering zu halten und Kosten zu sparen.

Auch bei der Entsorgung von chromgegerbten Ledern - etwa bei Sitzen in ausgemusterten Autos - ist eine korrekte Handhabung wichtig, da bei Verbrennung chromgegerbten Leders das schädliche Chrom (VI) erzeugt wird. Überprüft werden muss auch regelmäßig das Verhalten von vorgeschrumpften Ledern auf Armaturenbretten (Dashboard-Leder) hinsichtlich des Entstehungsverhaltens von Chrom (VI) unter Bedingungen hoher Hitzeeinwirkung (etwa bei starker Sonneneinstrahlung auf schwarzem Autoleder).



Weitere Informationen




Die Empfehlung, wenn man im geringen Umfang Rohhaut selber mit Chromgerbstoff gerben möchte

  • Schutzkleidung und Brille tragen. Die Mischung kann 3 bis 4 Mal verwendet werden, darf aber nicht ins Abwasser gelangen.
  • Ein Mischung aus 5 Liter Wasser, 100 Gramm Chromsulfat und 400 Gramm Speisesalz erwärmen. Bei größeren Häuten von Schafen, Hirsch oder Wildschwein mit Haaren 5 Liter Wasser, 200 Gramm Chromsulfat und 700 Gramm Speisesalz.
  • Wenn das Salz aufgelöst ist, 5 Liter (bei der größeren Menge s.o. 15 Liter) kaltes Wasser dazu geben und warten, bis die Mischung lauwarm geworden ist. Dann in einen Kunststoffbehälter abfüllen.
  • Die Haut 10 bis 20 Tage in der Mischung einlegen. 10 Tage bei feinen Häuten wie Kaninchen, Fuchs, Marder oder Reh. 20 Tage für dickeres Leder wie Hirsch, Schaf oder Wildschwein. Täglich durchrühren. Die Haut mit einem Stein beschweren, damit die komplett in der Flüssigkeit bleibt.
  • Nach Zeitablauf die Haut zweimal mit kaltem Wasser abspülen und einen bis zwei Tage abtropfen lassen.
  • Falls gewünscht, Löcher in der Haut zunähen.



Film über die Lederherstellung

Film über die Lederherstellung in der Gerberei


Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung - Fettgerbung - Synthetische Gerbung


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