Schweinsleder

Die Verwendung von Schweinsleder reicht bis in die Frühzeit der Menschheit zurück. Schon vor Tausenden von Jahren erkannten unsere Vorfahren die Robustheit und Flexibilität dieses Materials. In vielen Kulturen wurden Schweine gehalten und geschlachtet, nicht nur wegen ihres Fleisches, sondern auch wegen ihrer wertvollen Haut. Das Leder wurde zur Herstellung von Kleidung, Schuhen, Behältern und anderen Gebrauchsgegenständen genutzt.

m Mittelalter und in der Renaissance wurde Schweinsleder besonders in Europa weit verbreitet. Es wurde zu einer wichtigen Ressource für die wachsende Bevölkerung, da es für die Herstellung von Bekleidung, Schuhen und Handschuhen verwendet wurde. Besonders die Gerbereien in Deutschland, Frankreich und Italien entwickelten sich zu bedeutenden Zentren für die Verarbeitung von Schweinsleder.

Mit der industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert begann die Massenproduktion von Schweinsleder. Die Nachfrage stieg, da das Leder für die Herstellung von Bekleidung, Schuhen, Accessoires und anderen Alltagsgegenständen verwendet wurde. Schweinsleder erwies sich aufgrund seiner Flexibilität, Weichheit und Widerstandsfähigkeit als ideal für diese Anwendungen. Es fand auch Verwendung in der Herstellung von Handschuhen und Portemonnaies.

Auf der Welt gibt es ca. 740 Mio. Schweine. Davon werden jährlich fast 100% geschlachtet. Schweine werden im Alter von 6 bis 10 Monaten geschlachtet. Schweinsleder sind mit ca. 5 bis 7% der Weltproduktion an vierter Stelle nach Rindsledern, Schafsledern und Ziegenledern.

Schweinefleisch nach chinesischer Art. - Schweinefleisch nach griechischer Art.

Man unterscheidet das Leder von Hausschweinen, allgemein Pork genannt, von dem der Wildschweine, deren für die Lederindustrie bedeutendster Vertreter das Peccary ist. Besonders das europäische Hausschwein liefert ein Leder, das überaus fettreich ist. Hausschweine sind nur geringfügig behaart. Charakteristisch für die Optik des Schweinsleders sind die in Gruppen angelegten Löcher der Haarborsten. Meist sind es Dreiergruppen. Die Faserstruktur innerhalb der Schweinslederhaut ist sehr unterschiedlich. Am Kopf und in der Flanke ist das Leder locker und schwammig, in der Flanke dagegen manchmal hornartig verhärtet.

Pork-Schweinsvelour. - Gut erkennbar: die Poren der Haarkanäle.

Wildschwein - Wildschweinfell

Peccary - Pekari

Peccary ist der Name für Schweinsleder aus den Häuten wildlebender, südamerikanischer Nabelschweine. Die Bezeichnung "Peccary" entstammt dabei der indigenen brasilianischen Tupi-Sprache und beschreibt in etwa "ein Tier, das viele Wege im Wald beschreitet". Durch das Leben in freier Wildbahn ist das Leder oft mit Narben versehen, die als Echtheitsmerkmal gewertet werden sollten. Verwendet wird Peccary aufgrund seiner hohen Geschmeidigkeit für wertvolle Handschuhe In seinem natürlichen Verbreitungsgebiet gilt es wegen seines aromatischen Fleisches zudem als beliebte Nahrungsquelle.

Peccary-Schwein.

Weiches Handschuhleder vom Peccary mit den sichtbaren Haarkanälen.

Peccary-Handschuhe (erhältlich bei www.heinzbauer.com).

Peccary ist nicht zu verwechseln mit dem ähnlich beschaffenen Carpincholeder, das von einer südamerikanischen Großnagetierart gewonnen wird.

Schweinsleder für Bekleidung

Am häufigsten trifft man auf Schweinsleder bei Bekleidung. Neben dem Lammleder und Ziegenvelours ist es die häufigste Lederart bei Lederbekleidung. Alle drei Ledersorten sind leicht und nicht zu warm und daher ideal als Freizeitbekleidung. Nur bei Motorradkombis dominiert das Rindsleder. Es ist deutlich dicker und reißfester und aus Sicherheitsgründen dort die erste Wahl. Das Leder des Peccary wird vorwiegend zu hochwertigem Handschuhleder verwendet.

Insbesondere im preiswerteren Segment der Lederbekleidung wird sehr viel Schweinsleder verarbeitet, meist als Veloursleder, aber gelegentlich auch als pigmentiertes Glattleder. Schweinsleder ist für den Bekleidungshersteller preiswerter als Lammleder. Schweinsleder ist im Vergleich zum hochwertigeren Lamm- und Ziegenleder weniger reißfest und fühlt ich im Vergleich zum weichen Lammleder oder Ziegenvelour i.d.R. pappiger an. Oft wird das Leder in der Bekleidung als Porc gekennzeichnet. Beim Velour spricht man dann vom Porcvelours.

Schweinsleder wird häufig preiswert angeboten.

Pigmentiertes Schweinsleder erkennt man trotzdem an den markanten Poren.

Bucheinbände und Handtascheninnenfutter

Neben dem Bekleidungsleder wird Schweinsleder auch als Innenfutter für Handtaschen verwendet oder für Bucheinbände.

Bucheinband aus Schweinsleder, aus der Bildersammlung von www.feinleder-hoffmann.com. - Schweinsleder als Handtaschenfutter.

Lederkoffer aus Schweinsleder

Die Geschichte von Schweinslederkoffern reicht weit zurück und ist eng mit der Entwicklung des Reisens verbunden. Schweinsleder wurde aufgrund seiner Haltbarkeit, Flexibilität und Wasserbeständigkeit als idealer Werkstoff für die Herstellung von Koffern angesehen. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Schweinslederkoffer weit verbreitet. Sie waren robust genug, um den Anforderungen des Reisens mit Pferd und Kutsche sowie mit der aufkommenden Eisenbahn standzuhalten. Im Laufe der Zeit wurden Schweinslederkoffer immer beliebter und fanden ihren Platz in der Reisekultur des 20. Jahrhunderts. Heutzutage haben sie zwar an Popularität verloren, aber sie bleiben ein Symbol für traditionelle Handwerkskunst und Zuverlässigkeit in der Welt des Reisens.

Typischer Lederkoffer aus Schweinsleder aus Südamerika.

Raritäten aus Schweinsleder

Aufgrund der geringeren Stabilität von Schweinsleder, sind die Einsatzmöglichkeiten beschränkt. Es gibt aber historische Ausnahmen.

Schweinsleder ist als Polsterleder nicht geeignet.

Kurios I: Ein alter Fahrradsattel aus Schweinsleder.

Kurios II: Sitzbank vom Motorroller mit Schweinsleder aus Bekleidungsresten bezogen.

Ca. 200 Jahre alte Säbelscheide aus Schweinsleder für die Pflanzer der holländischen Ost India Company (Foto www.mw-blankwaffen.de).

Schweinsleder Prägungen

Auch wenn Schweinsleder keinen so gute Ruf hat, wird es auch in andere Lederarten geprägt. Einige Menschen mögen den rustikalen Charme und das einzigartige Aussehen von Schweinsleder. Durch das Prägen einer Schweinsledernarbung in Leder anderer Tierarten kann man eine ähnliche Optik erzielen, ohne auf die Vorteile und Eigenschaften von Ledern anderer Tierarten verzichten zu müssen.