Zurichtung: Unterschied zwischen den Versionen

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* Eine dicke Schichtstärke auf zur [[Losnarbigkeit]] neigenden Ledern verstärkt diesen Effekt.  
 
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* Amine aus Polsterschäumen oder NOX (Stickstoff, z.B. durch Abgase von Staplern in Lederlager) können gelbliche Veränderungen auf hellen [[Zurichtung|Zurichtungen]] erzeugen.
  
  

Version vom 12. Dezember 2015, 14:25 Uhr

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Zurichtung

Die Zurichtung eines Leders umfasst die abschließenden Arbeitsschritte, die die Oberflächenoptik des Leders gestalten und die Oberflächeneigentschaften beeinflussen. Meist geht es um die Farbgestaltung der Oberflächenfärbung, aber auch um die Imprägnierung, Wachszurichtung, aber auch um mechanische Bearbeitungsschritte wie das Bügeln oder das Prägen des Leders.

Die Nasszurichtung beschreibt vorhergehende Arbeitsschritte in der Gerberei.


Zurichtung als Farbauftrag

Um Leder strapazierfähiger und vor allen Dingen fleckenunempfindlich und dauerhaft wasserabweisend zu machen, wird auf mit Anilinfarben schon vorgefärbte Glattleder noch eine auf Pigmente und Bindemittel basierende deckende Farbschicht aufgetragen. Diese Farbschicht nennt man auch Kopffärbung, Zurichtung oder Pigmentierung. Glatte Motorradleder, aber auch viele Freizeitjacken, Schuhe, Auto-, Möbelleder und Taschen aus Glattleder haben diese zusätzliche Farbschicht. Diese Leder werden dann als pigmentierte Glattleder oder gedeckte Glattleder bezeichnet.

Glattleder ohne Zurichtung werden Anilinleder genannt. Leder mit einer ganz dünnen Zurichtung, werden Semianilinleder genannt. Glattleder mit einer Schichtstärke der Farbe oder einer Folie von über 0,15 Millimetern müssen als beschichtetes Leder deklariert werden.

Der Vorteil der Anilinleder ist ein warmer Griff und die Natürlichkeit. Nachteil ist die Empfindlichkeit. Pigmentierte Leder fühlen sich dagegen kälter und fester an, sind aber bedeutend pflegeleichter und unempfindlicher. Zugerichtete Leder haben auch eine geringere Atmungsaktivität als offenporige Leder.

Es gibt aber auch Leder, die eine Ölzurichtung oder Wachszurichtung haben. Bei diesen Ledern kommen ungefärbte oder eingefärbte Wachse und/oder Öle auf die Lederoberfläche. Diese Leder werden als Pull-Up-Leder bezeichnet.


Grundierung - Top Coat / Appretur / Finish

Eine Grundierung wird zuerst als Haftvermittler aufgetragen. Auf die anschließende Farbschicht wird dann noch der Top Coat, eine Art Klarlack, aufgetragen. Dieser wird auch Finish oder Appretur genannt. Der Top Coat schützt die Bindemittelfarbe vor Abrieb und Abfärbung und bestimmt den Glanzgrad und den Griff. Vernetzer sorgen als Additive für verbesserte Echtheiten. Bei besonders matten Ledern wird noch eine Mattierung in den Top Coat und/oder in die Farbe gegeben. Fahrzeugleder sind oft sehr matt und lederbezogene Armaturenbretter müssen wegen dem Risiko von Reflektionen in der Frontscheibe besonders matt sein.


Film über Glattlederarten


Lederfärbung-03.jpg

Aufbau der Lederfärbung, Zurichtung.

 

Wassertropfen-auf-Leder-03.jpg

Wassertropfen-auf-Leder-05.jpg Pigmentierung-gepraegt-002.jpg

Ein Wassertropfen auf einem oberflächengefärbten Glattleder perlt ab. Die Poren des Leders sind sichtbar verschlossen.


Pigmentierung-01.jpg Pigmentierung-02.jpg

Pigmentierung-03.jpg Pigmentierung-04.jpg

In der Gerberei wird die Pigmentierung mittels rotierender Sprühpistolen aufgetragen.


Die Auftragung einer Pigmentierung in einer Lederreparaturwerkstatt erfolgt manuell mit der Sprühpistole

 


Bis in die 70er, 80er Jahre wurden Autoleder nicht durchgefärbt. Experten bezeichnen diese Leder als "kopfgefärbte Leder". Bei manchen Ledern führt die Kopffärbung bei Gebrauchsspuren zu einer schönen Patina.


Gebrauchsspuren-01.jpg Gebrauchsspuren-05.jpg

Typische Kopffärbung - Das pflanzlich gegerbte Leder schimmert bräunlich durch.

 


Je nach dicke der aufgetragenen Pigmentschicht werden die Glattleder unterschiedlich bezeichnet. Keine Deckfarbe: Anilinleder. Wenig Farbe, aber Haarporen noch gut erkennbar: Semianilinleder. Viel Farbe und Haarporen nur wenig oder garnicht erkennbar: Pigmentiertes Glattleder.


Anilin-Poren-01.jpg Anilin-Poren-02.jpg

Reines Anilinleder - Haarporen sind gut erkennbar und keine Farbschicht auf dem Leder

 

Semianilin-Poren-01.jpg E- Zwischenlager Fotoverzeichnis-Firma DATA2-FO Lederarten Semianilin Semianilin-Poren-01.jpg

Semianilinleder - Haarporen sind gut erkennbar, aber eine dünne Farbschicht auf dem Leder

 

Pigmentiert-01.jpg Pigmentiert-02.jpg

Pigmentiertes Glattleder - Haarporen sind kaum erkennbar, ein dicke Farbschicht ist auf dem Leder

 

Pigmentiert-03.jpg Pigmentiert-04.jpg

Pigmentiertes Glattleder - Haarporen sind nicht mehr erkennbar, ein dicke Farbschicht ist auf dem Leder

 



Probleme bei mangelhafter Zurichtung

Die Zurichtung pigmentierter Leder kann variieren. Sie besteht aber meist aus einer Grundierung, einer Farbschicht und dem Top Coat (auch Appretur oder Finish genannt). Meist werden diese Schichten mit einem Vernetzer zusätzlich stabilisiert. Im Fall fehlerhafter Vorgehensweise kann das zu verschiedensten Problemen führen.

  • Ist die Auftragsfäche vor dem Auftrag der Zurichtung mit einer Art Trennmittel versehen (Fette, Öle, Silikone ect.), dann kann es mit der Zeit zu Farbablösungen kommen.
  • Es werden mehrere Schichten aufgetragen. Sind die Wartezeiten zwischen den Schritten zu groß, kann es die Haftung der einen auf der anderen Schicht beeinträchtigen. Die Ablösung erfolgt dann nicht komplett, sondern zwischen einzelnen Schichten.
  • Ist die aufgetragene Zurichtung zu weich, ist diese Verschleißempfindich. Es kann zu Kratzern und Abschürfungen kommen oder die Zurichtung ist nicht abriebfest. Insbesondere Feuchtigkeit und Fette können solche Effekte verstärken. Da ein Leder im Idealfall weich und warm sein sollte, muss der Gerber die goldene Mitte finden.
  • Ist der Top Coat zu dünn aufgetragen, kann es zu Farbabrieb kommen.
  • Werden alle Schichten zu dick aufgetragen, wir das Leder sehr plastikartig und fühlt sich unnatürlich und kalt an.
  • Fehlt der Vernetzer, ist die Zurichtung verschleißempfindlich.
  • Ist die Zurichtung zu hart, kann das zu Graubruch führen. Beim Knicken des Leders gibt es Mikrobrüche die das Leder gräulich erscheinen lassen. Meist in den Tiefen der Narbung.
  • Zu weiche oder instabile Bindemittel können zu Klebrigkeit der Oberfläche führen. Lackleder neigen dazu, wenn diese älter werden. Aber auch Sonne kann verstärkt diesen Effekt bei empfindlichen Ledern.
  • Wird ein Leder sehr matt eingestellt, kann es zu einem Grauschleier kommen.
  • Sind die verwendeten Pigmente zu UV-empfindlich, bleicht das Leder aus.
  • Empfindliche Bindemittel und andere Chemikalien der Zurichtung können vergilben.
  • Verunreinigungen auf dem Leder, während des Farbauftrags oder bei der Trocknung können als Einschlüsse sichtbar werden.
  • Eine dicke Schichtstärke auf zur Losnarbigkeit neigenden Ledern verstärkt diesen Effekt.
  • Anilinfarbstoffe in der Zurichtung können migrieren oder abfärben.
  • Amine aus Polsterschäumen oder NOX (Stickstoff, z.B. durch Abgase von Staplern in Lederlager) können gelbliche Veränderungen auf hellen Zurichtungen erzeugen.


Weitere Informationen




Film über die Lederherstellung

Film über die Lederherstellung in der Gerberei


Film über die Besonderheiten von Metallic-Effekten auf Leder


Stationen der Lederherstellung
Lagern - Weichen - Entfleischen - Äscher - Beizen - Gerbung - Abwelken - Sortieren - Spalten - Falzen - Neutralisieren - Füllen - Färben - Fetten - Trocknen - Stollen - Zurichtung - Kontrolle


Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung - Fettgerbung - Synthetische Gerbung


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